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begonnenen Rechtsstudien zusammen mit dem bayerischen Landedelmann
Servatius vonSeyboltsdorff in Bologna und Padua fort. Von Padua
schrieb er einen bewundernden Brief an seinen Lehrer: Es gebe dort sehr berühmte
Professoren, aber niemand komme ihm, Zasius, gleich.
Der erste Lehrer des Griechischen in Freiburg, Konrad von Heresbach
, der nach Rechtsstudien in Frankreich der Jurisprudenz den Rücken
gekehrt hatte, scheint von Zasius wieder für dieses Fach gewonnen zu sein.
1522 holte er sich in Ferrara den juristischen Doktorhut und wurde bald nach
seiner Rückkehr auf Empfehlung des Erasmus als Erzieher des Herzogs Wilhelm
von Jülich-Kleve-Berg nach Kleve berufen. Dort ist Heresbach bis zum
Ende seines Lebens geblieben und hat — seit 1534 auch als Rat — den Herzögen
Johann und Wilhelm hervorragende Dienste geleistet; er ist der Schöpfer des
J iilich-Bergischen Landrechts von 1555. Mit Heresbach zusammen in Freiburg
lebten auch sein Freund und späterer Kollege als Jülich-Bergischer Staatsmann,
Johann von Vlatten, und der spätere Beisitzer am Reichskammergericht
, Kaspar Schober aus Ingolstadt, die wohl ebenfalls zu den Hörern
des Zasius zu zählen sind.
Nikolaus Freigius, Sohn eines leibeigenen Bauern aus Schalbach im
Markgräflerland, begann im Jahre 1525 bei Zasius Jura zu studieren. Als sachkundiger
Schreiber seines Lehrers in den letzten Jahren vor dessen Tode konnte
Freigius zahlreiche der Rechtsgutachten und Vorlesungsniederschriften des
Zasius sammeln, die er später zu veröffentlichen versuchte. Er wollte auf diese
Weise das Werk des Zasius fortsetzen, gleichzeitig daran aber verdienen.
Dadurch brachte er die Kinder und Freunde des Zasius gegen sich auf. Ambrosius
Kempf, der sich nun der Familie annahm, war der Meinung, die Frucht
der Arbeit seines alten Freundes sollte dessen Kindern zukommen und nicht
dem ,scriber' Freigius13. Kempf setzte allerdings nur durch, daß der Druck
einer Sammlung von Rechtsgutachten, die Zasius dem Freigius vertraulich mitgeteilt
hat-1/, unterblieb. Trotz Widerstandes der Freunde, der Universität und
der Regierung in Ensisheim erreichte Freigius, daß die zum Teil recht mangelhaften
Vorlesungsniederschriften veröffentlicht wurden.
Die letzten Lebensjahre des Ulrich Zasius waren von einigen frohen Ereignissen
erhellt. Zwar blieben ihm viele der alten Freunde entfremdet, und die
fortschreitende Glaubensspaltung brachte dem temperamentvollen und heftigen
Zasius noch manches Ärgernis. Viel Freude hatte er dagegen an seinen
Kindern aus zweiter Ehe; Zasius hatte 1520 noch einmal geheiratet. Das Jahr
1529 brachte eine große Bereicherung: Erasmus von Rotterdam siedelte nach
Freiburg über. Durch Vermittlung Amerbachs war Zasius schon lange zuvor mit
diesem bekannt geworden; aber erst jetzt gestaltete sich das Verhältnis der
beiden so verschiedenen Naturen zu wirklicher Freundschaft. Erasmus kam
auch nicht allein. Er brachte die Mitarbeiter seiner Gelehrtenwerkstatt und
eine Reihe von Schülern mit; nicht wenige von diesen fanden sich im Llörsaal
des Freundes ihres Meisters ein und verkehrten in dessen Hause. Unter ihnen
sehen wir den Gilbert Cognatus aus Nozeroy in Burgund, den ersten
Famulus und engen Freund des Erasmus, der seine in Dole begonnenen Rechtsstudien
in Freiburg unter Zasius wieder aufnahm. Nach seiner Rückkehr in
die Heimat im Jahre 1555 wirkte er als weithin berühmter Schriftsteller und
Lehrer, wurde dann 1567 im Zuge der Verfolgung der spanischen Erasmianer
A. Hart m a □ n , Die Amerbachkorrespondenz, IV, S. 398.
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