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Der starke Austausch Wessenbergs mit dem Breisgauer Klerus war vor
allem in seiner hervorragenden kirchlichen Tätigkeit begründet. Er hat aber
auch unter den Laien ein großes Echo gefunden, so daß wir auch unter diesen
einzelne Namen nennen müssen. Zum Teil liegen persönliche Bindungen aus
den jungen Jahren seines Feldkircher Aufenthalts vor. So dürfen wir als sicher
annehmen, daß zu dem anregenden Kreis, den Josef Albert Ittner (1754 bis
1825)30 in Heitersheim um sich zu versammeln pflegte, auch die Herrschaften
aus dem nahen Feldkirch zu zählen waren. Eine warme Freundschaft verband
den um 20 Jahre jüngeren Ignaz Heinrich von Wessenberg mit dem gebildeten
Kanzler der Johanniter, die sich in den Jahren, in denen der in badischen
Staatsdienst Übernommene und mit Vorrang mit kirchlichen Fragen Beauftragte
in Konstanz wohnte, immer mehr vertiefte. Im gleichen Kreis muß Wessenberg
auch schon den Professor und Dichter Johann Georg Jacobi37
(1740—1814) kennengelernt haben, dem er später gerne von seinen Poesien zur
Beurteilung zusandte38. Der Austausch mit Karl von Rotteck39 begann
mit einer Kritik Wessenbergs am ersten Band von Rottecks Weltgeschichte.
Späterhin waren es die parlamentarischen Anliegen, die beide stark miteinander
verknüpften. Ein Konstanzer Freund, Karl H ü e 11 i n40, Bürgermeister
der Bodenseestadt, ein entschlossener Vertreter liberaler Gedankenwelt, siedelte
nach der Revolution 1849 nach Freiburg über, blieb aber mit Wessenberg so
sehr verbunden, daß dieser ihn zu seinem Testamentsvollstrecker ernannte. In
dem Kampf gegen die zwischen dem badischen Staat und der Kirche 1859 abgeschlossenen
Konventionen trafen sie sich noch einmal auf derselben Linie.
Mehr geschäftlicli war Wessenbergs Verbindung mit dem von Meersburg 1808
nach Freiburg übergesiedelten H e r d e r-Verlag41: Wessenbergs Zeitschrift
war von Anfang diesem Verlag anvertraut. Daß Freiburgs wissenschaftliches
Gremium, die Gesellschaft für Beförderung der Geschichtskunde, ihn - - wie
verschiedene ähnliche Institutionen des In- und Auslandes — zu ihrem Ehrenmitglied
machte, ist wohl verständlich. Für die vielen Studenten, die in den
erregten Jahren 1818 für Wessenberg Feuer fingen, sei der Rheinfelder Ernst
Münch42 genannt (gest. 1841), der seither lebhafteste Verbindung mit Wessenberg
pflegte.
Die Zeit Wessenbergs hat den Breisgau durch die Verlegung des Bischofssitzes
nach Freiburg zu einem Brennpunkt südwestdeutscher Kirchengeschichte
gemacht. Die Grenzziehung der neuen Diözesen war durch die allgemein
akzeptierte Übung von Landesbistümern vorgezeichnet; damit war das Ende
des Bistums Konstanz in seinem bisherigen Bestände gegeben. Daß auch Konstanz
für das badische Bistum nicht als Sitz seiner Leitung in Frage kam, war
durch seine für Baden völlige exzentrische Lage gegeben. Man mußte an eine
Stadt der Rheinebene denken, Rastatt oder Bruchsal oder Freiburg. Freiburg
empfahl sicli durch sein schönes, von den Bürgern errichtetes Münster. Schon
1817 besichtigte der Nuntius auf der Reise nach Karlsruhe dieses herrliche
36 Ebd. 427—429.
37 Ebd. I 419; ADB XIII 587.
38 Nur anmerkungsweise sei darauf hingewiesen, daß in seinen vielen lyrischen Dichtungen der Breisgau
vielfach vertreten ist; vgl. z. B. Sämtliche Dichtungen II 127 (Badenweiler), IV 153, 158 (Feldkirch),
285 (Badenweiler), V 313 (Freiburger Münster).
39 Staatslex. der Görresgesellschaft IV5 (Freiburg 1931) 1035 f.
40 Bad. Biogr. I 400—404.
41 Vgl. „Dienst am Buch" hg. v. Herder-Verlag (Freiburg 1951).
42 ADB XXII 714—716; Biogr. Lex. d. Aargaus S. 568 f
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