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Erst am 19. Februar 1636 wurde wieder eine geregelte Verwaltung eingeführt
. Der frühere Stadtschreiher Magister Jacob Brunner12 war inzwischen
Amtsverwalter der Herrschaft geworden. Der Zustand des Amthauses, wie er
ihn vorfand, war alles andere wie erfreulich. Mit Bartie Widlin, dem Stahlvogt,
inspizierte er am 21. Februar die Räume. Sie befanden sich in einem unbeschreiblichen
Zustand. Alle Fenster fehlten, alles Holzwerk war herausgerissen
und verbrannt. Die Schriften lagen teils im Hof zerstreut, teils in der Schreibund
in der Verhörstube, kurzum, im ganzen Haus und auch davor. Auch im
vorbeifließenden Mühlbach lagen Akten, die aber nicht herausgefischt werden
konnten. Scheunen und Stallungen waren so demoliert, daß ihre Wiederherstellung
große Summen erfordert hätte. Im Hof lagen Speisereste in wirrem
Durcheinander. Den Nachbarn wurde bei 10 Kronen Strafe verboten, weiterhin
das Amthaus nach Feuermaterial auszubeuten1 :i.
Das Jahr 1638 war wieder ein Unglücksjahr. Am 23. Juli fielen die Weimarer
in Waldkirch ein und verbrannten die Stadt. Auch das Amt- und das Rathaus
ging in Flammen auf. Nicht mehr als 14 schlechte Behausungen blieben vom
Brand verschont.
Als erster der herrschaftlichen Beamten kehrte 1650 der Amtmann Mgr. Jacob
Brunner zurück. Er bezog die Hegersche Behausung, die sich aber in schlechtem
Zustand befand14. Als Nachfolger des Itel Jos von Reinach wurde 1636 der
kaiserliche Oberst Hans Werner Äscher von Binningen15, der Eroberer der Kastelburg
, bestellt. Auch er ließ sich im Oktober 1650 aus Wien vernehmen, daß
er sein Amt in Waldkirch antreten möchte. Brunner kam in Nöten, denn erhalte
sich in der obervögtlichen Wohnung niedergelassen und sie eben erst notdürftig
instand gesetzt. In der Stadt fand sich keine Herberge für Schreiberei,
Amtsverhör und Einzug der Herrschaftsgefälle. Amtmann Brunner war, wie
seine Vorgänger, gleichzeitig Stadtschultheiß. Da dieser aber nach alter Übung
in und nicht außerhalb der Stadt wohnen sollte, war guter Rat teuer. Die Regierung
in Freiburg war zwar bereit zu helfen, aber wie bei der entsetzlichen
Wohnungsnot? Sie ersuchte um Bericht, ob die vom Obervogt vor seinem „Verreisen
" innegehabte Wohnung der Flerrschaft eigen oder wem sonst gehörig
war. Ferner sollte der Amtmann berichten, ob die vorigen Obervögte auch dort
oder auf der Kastelburg gewohnt hätten, ob das abgebrannte Amthaus herrschaftseigen
war, die Amtleute dieses bewohnt oder in eigenen Häusern logierten
, auch ob die Mauern des Amthauses noch aufrecht stehen und wieviel die
Wiederherstellung solcher Behausung aufs mindeste kosten würde. Der Bericht
Brunners fehlt bei den Akten. Am Weihnachtstag 1650 erhielt er ein Schreiben
des Obervogts, der inzwischen in Villingen eingetroffen war. Darin teilte
Äscher mit, daß er seine alte Wohnung wieder beziehen möchte. Brunner wandte
sich händeringend an die Regierung. Weil ihm auf seinen Bericht keine Entschließung
zugekommen sei, wisse er nicht was tun. Zu zweit in der übel ruinierten
Behausung zu wohnen sei unmöglich bei der großen Kälte und seiner
12 Jacob Brunner stammte aus Freiburg. Er wurde am 14. Dezember 1613 bei der Universität Freiburg
immatrikuliert, Magister 17. September 1621, Stadtschreiber in Waldkirch 1628—1635, Amtsverweser und
hernach Amtmann und Stadtschultheiß 18. Februar 1636, gestorben 1653.
13 GLA, Waldkircher Amtsprotokoll 1631—1650, Protokollsammlung 61/13 055.
14 StAW, Ratsprotokoll 1648—1654 B VIII 173.
15 Johann Werner Äscher von Binningen geb. 1582 im Elsaß, am 17. November 1601 bei der Universität
Freiburg immatrikuliert, 1616 Hauptmann, erwarb Umkirch und Olfenheim, 1632 Oberst, 1635 Erhebung
in den Ritterstand und Bestätigung des rittermäßigen Adels, 1636 Obervogt der Herrschaften Kastel-
und Schwarzenberg, stiftete Jahrtag in die Stiftskirche St. Margaretha, starb Februar oder März 1658.
Ritter des Goldenen Sporns.
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