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schafi widerspräche allerdings das Fehlen der Namen Birchtilo oder Gebezo
bei den älteren Üsenbergern. Dagegen fällt auf, daß die Orte der Schenkimg
des Comes Birchtilo in der Nachbarschaft des alten Besitzes der Familie liegen.
Ihre offenbar bedeutenden Besitzungen in „Tottinchoven" ■ vielleicht doch
Döttingen und nicht das heutige Dottighofen ■ - verkauften die Herren von
Üsenberg 123918. Man mag vermuten, daß dieser üsenbergische Besitz in Döttingen
mit der Burg auf dem Kastelberg und der Verkauf vielleicht mit der Verlegung
der Burg taleinwärts zusammenhing. Von dieser Burg wäre dann die
Gründung der Stadt Sulzburg ausgegangen.
Die Anlage der Stadt muß die Verhältnisse in dem engen Tal völlig verändert
haben, sicher zu Ungunsten des Klosters und damit auch des Basler
Bischofs. Dieser ließ sich denn auch 1282 seine Rechte an dem Kloster von Rudolf
von Habsburg ausdrücklich bestätigen19. Ein Jahr danach erscheinen in
den Urkunden zum ersten Mal die cives de Sulzberch20. Beide Daten sprechen
dafür, daß das Gründungsdatum der Stadt nicht allzuweit vor 1280 liegen
kann. Allerdings war um 1270 unter Bischof Heinrich von Neuenburg (1262 bis
1274) die Schwächeperiode, welche das Basler Bistum im 13. Jahrhundert durchmachte21
, beendet, so daß man die Gründung wohl vor diese Zeit, also wohl in
das Jahrzehnt zwischen 1260 und 1270 legen muß. In der Reihe der üsenbergi-
schen Städte erschiene Sulzburg also zwischen der Gründung von Kenzingen
(1249) und von Endingen (um 1290)22.
Um 1280 wird nun auch am Kloster und an der Klosterkirche gebaut. Aus
einer Indulgenz von 1283 geht hervor, daß in diesem Jahr die Kirche neu ausgebaut
war23, 1286 scheinen auch die Klostergebäude nahezu vollendet gewesen
zu sein2"1, 1309 wird im Kloster eine Michaelskapelle geweiht25. Nach dem Belli
nd au der Kirche war vermutlich ein Brand der Anlaß zu diesem Umbau,
doch haben die Bedürfnisse der neuen Stadt sichtlich großen Einfluß auf die
Neugestaltung der Kirche und des Klosters gehabt. Sicher wurde das Kloster -
areal durch die Stadt beschnitten, so daß das Kloster seine Bauten stärker
zusammenfassen und seinen Bereich schärfer abgrenzen mußte. Die ungünstige
Lage der ehemaligen Klausur unmittelbar am Sulzbach spricht wenigstens da-
für, daß dieser durch die Stadtmauer nach Norden zum Kloster hin abgedrängt
wurde: die Verlegung der Klausur geschah wohl mit Rücksicht auf die Stadt,
an die sie sich stärker anlehnt. Gleichzeitig sperrte die Stadt aber auch den
lalausgang; dem Kloster blieb nur die Wiesenmulde nördlich des Baches, die
von der üsenbergischen Burg auf dem Schloßberg beherrscht wurde und nur
einen schmalen Ausgang nach Westen zwischen Stadtmauer und Schloßberg
hatte. So verlor das Kloster seine ehemals unabhängige Stellung im Tai und
wurde zu einem Anhängsel der Stadt.
Die Klosterkirche selbst wird in diese Vorgänge einbezogen. In der neu
gegründeten Stadt entstand keine eigene Kirche, und es lag nahe und war in
18 ZGO 2, 1851, 552, 335.
19 E. Chr. Martini. Geschichte der Diöcese Müllheim, Freiburg 1869, 45 und: Sulzburg, eine Stadt-, Bergwcrks-
und Waldgeschichte, Z. f. Bef. d. Geschichtskunde in Freiburg 5, 1SS0, 7 1.
20 ZGO 30, 1878, 120.
21 Mayer-Edenhauscr a. O. 291.
22 W. Noack, Zum 700. Geburtstag der Stadt Kenzingen, in: 700-Jahr-Feier und internat. Musiktagc der
Stadt Kenzingen 1949, 20 ff. bes. 25, und: Die Stadt Kenzingen, Schau-ins-Land 74, 1956, 43.
25 Martini, Sulzburg 61 f.
24 Ebda.
25 Ebda.
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