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Prior Georg Locher bestellt und von Jakob Bart zu Staufen geschaffen. Schließlich
wurden Reste einer Ausmalung dieser Zeit gefunden, an den Hochgadenwänden
ein Heiligenzug im Norden, Darstellungen von Aposteln und offenbar
Kirchenvätern im Süden, an der Kryptenfront die Vorzeichnung einer Darstellung
der klugen und törichten Jungfrauen, die sich in manieristischer Weise
auf den Abstieg zur Krypta und den Aufstieg zum Hochchor bezieht. Auch im
Kreuzgang befanden sich Fresken, von denen allerdings nur Reste einer Verspottung
bestimmbar waren. Die Erneuerung des Fußbodens mit Ziegelfliesen,
ein neuer Altar im Hochchor und der Einbau eines Waschbeckens, das aus einer
anscheinend römischen Spolie ausgehauen ist, müssen wohl zu dieser Bauperiode
gerechnet werden. Auf einen gleichzeitigen Umbau des Klosters weist
der tiefe Ansatz der spätgotischen Fenster, der tiefer liegt als der Dachanschluß
des 13. Jahrhunderts. Man könnte es natürlich auch mit diesem Umbau erklären
, daß zwei Lanzettfenster aus dem Kloster im Verband mit der Ver-
mauerung der großen Nordarkade auftauchen, doch möchte man diese beiden
Fenster ungern aus der Reihe der übrigen erst nach 1796 versetzten Fenster
lösen. Sicher gehört auch die von Merian abgebildete, nachträglich an den Turm
angebaute Vorhalle hierher. Ihre Giebellinie zeichnet sich am Turm noch deutlich
ab, und ihre Fundamente hat Adam ausgegraben. Sie bestand noch im
Jahre 1827, wo sie auf einem Plan der Klosterkirche abgebildet ist, und wurde
wohl bald danach abgerissen.
Während man 1510 die Kirche immer noch in ihrem architektonischen Zusammenhang
gesehen und ausgeschmückt hatte, dominierte bei dem Umbau
des 18. Jahrhunderts das Kirchengestühl mit seinen mehrstöckigen Emporen
und der Orgel; die Kirche wurde damit zu einem in sich sehr schönen protestantischen
Predigtraum (Abb. 37). Leider ist dieses Gestühl im Verlauf der
Grabungen herausgerissen worden, bevor es in Photographien und Aufmessungen
ausreichend festgehalten war, so daß es sich heute kaum mehr beurteilen
läßt. Auch läßt sich nicht mehr feststellen, ob und wie eine Reihe späterer Tür-
und Fensterausbrüche im Ostteil der Kirche mit diesem oder einem früheren
Emporeneinbau zusammenhängen. Am 30. August 1769 brannten die Klostergebäude
ab, sie hatten nach der Reformation als Schule gedient. Damit stand
auch die Südwand des alten Mittelschiffes frei, so daß man die Nischen den
Arkaden nun bündig mit der Wand zusetzen mußte. Damals wurden sicher
die Mittelpfosten der spätgotischen Maßwerkfenster des Obergadens zerstört
und durch Eichenpfosten ersetzt. Die frühgotischen Fenster aus dem Kloster
wurden an die Kirche versetzt; auf keinen Fall aber schon im 13. Jahrhundert,
wie das Ernst Adam annimmt.
Die bauliche Entwicklung der Kirche war damit abgeschlossen (Abb. 38).
Probleme des Wiederaufbaus
Seit Sulzburg eine neue Stadtkirche besaß, also seit 1838, diente die alte
Klosterkirche nur noch als Friedhofskirche. Jahrzehntelang vernachlässigt, vor
allem durch Erdfeuchtigkeit bedroht, muß sie heute wieder sorgfältig gesichert
werden. Damit stellt sich die Frage, welchen Zustand man mit der Wiederherstellung
anstreben soll.
Das barocke Gestühl war beim Abbruch nicht zu erhalten, Fäulnis und
Wurmfraß hatten das Holz weitgehend zerstört. Der Verlust ist aber doch
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