http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1962/0051
von Heußer, über den beim Generallandesarchiv ein ganzes Aktenbündel vorhanden
ist. Auf diese Vorfälle soll in unserem Zusammenhang nicht eingegangen
werden. Auf dem Friedhof, der die Kirche jahrhundertelang umschloß
, sind weitere Protestanten aus dem vorderösterreichischen Freiburg
bestattet worden. Dieser wurde 1841 geschlossen. Ein letzter kleiner, aber
sehr schöner Stein erinnert noch an ihn. Seitdem befindet sich der Haslacher
Friedhof an der Uffhauser Straße. Aber an der Stätte des alten Friedhofes ist
ein Idyll des Friedens geblieben. Betritt man von der Markgrafenstraße her
durch das kleine Kirchgäßle den Kirchhof, so erfreut man sich an den großen
alten Bäumen. Unmittelbar vor dem Westeingang der Kirche steht eine herrliche
Linde, die 1883 zum 400. Geburtstag von Martin Luther durch Pfarrer
Vigelius gepflanzt worden ist. Die Neugotik von 1898 an der Westfassade und
den Fenstern des Kirchenschiffes stört gar nicht viel, da der Gesamtbaukörper
in seiner Geschlossenheit durchaus harmonisch wirkt. Man muß im sommerlichen
Kirchhof die Kirche umschreiten, um von der ganzen Schönheit des
Platzes ergriffen zu werden. Tritt man nun in die geostete Kirche ein, so spürt
man die Heiligkeit dieses heimeligen Raumes. Hier ist eine Stätte des Gebetes.
Durch die letzte Innenerneuerung im Jahre 1954 durch Oberbaurat Heine hat
die Kirche einen sehr hellen Charakter erhalten. Unter dem wohlgeschwungenen
gotischen Triumphbogen hindurch bleibt der Blick auf dem kraftvollen
Sandsteinaltar haften, dessen Form sich harmonisch einfügt. Er wird überhöht
von einem Kruzifixus, den der Freiburger Künstler Bausenhart geschnitzt hat.
Von ihm stammt auch rechts im Schiff die Ehrenwand für unsere Gefallenen.
Der in seinem Grundriß schöne, aber in der Achse gegen das Schiff leicht verschobene
gotische Chor, der allerdings nur eine flache Decke hat, erfuhr
neuerdings durch die Arbeit des Freiburger Glasmalers Hans Baumhauer
eine gesammelte Geschlossenheit. Drei der vier Chorfenster versinnbildlichen
das Osterevangelium. Im Mittelfenster steigt — über dem Altar — der Auferstandene
aus dem Grab empor, die Siegesfahne des Lebens in seiner Linken.
In den beiden Fenstern rechts und links von diesem Mittelfenster sehen wir
einmal den Verkündigungsengel, einen Jüngling im weißen Gewand, und
Maria Magdalena als Verkörperung des Menschen, der den Auferstandenen
erleben darf. Die neuen Fenster in guten, wohltuenden Farben, figürlich gestaltet
, fügen sich in die alte Kirche organisch ein. Nach der Betrachtung des
Gewändes der in den Turm führenden Türe erblicken wir drinnen im kleinen
Halbrund wie ein Überbleibsel aus dem Mittelalter ein entzückendes Fensterchen
mit dem Lamm Gottes, in großartigen Farben, dem Künstler Baumhauer
besonders glücklich gelungen. Gehen wir zurück in das Schiff, so sehen
wir die Kanzel in geschickter Höhe, auf der anderen Seite den Taufstein, ein
gedrechseltes Stück Baumstamm, wie man es nach 1648 liebte und gern in
Oberländer Kirchen stellte. Auch die Orgel auf der rückwärtigen Empore hat
ihre Geschichte. Auf dem Turm befindet sich ein kleines Geläute aus drei
Glocken, nach dem letzten Krieg von Bachert in Karlsruhe gegossen, mit den
Namen: Christus, Melanchthon, Gallus. Melanchthon und Gallus, jeder in
seiner Art und zu seiner Zeit Zeugen des Herrn Christus, dem allein die Ehre
gebührt, dessen Bildnis als Gekreuzigter an der Nordwand des Schiffes hängt
und als Auferstandener uns aus dem Mittelfenster segnend und fordernd
anschaut. Das ist die Sprache des alten Kirchleins in Freiburg-Haslach, das
gar nicht so sichtbar an der Straße steht, sondern wie eine Perle gesucht
werden muß, aber stets zur Besinnung und stillen Einkehr offen ist.
■t Schau-ins-Land
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