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Paris reichen die in Betracht kommenden Archivalien nur bis 1758 zurück37.
Amsterdam besitzt keine Unterlagen mehr38, und Antwerpen gab auf meine
Anfragen keine Antwort39.
Der Freiburger Rat entzog sich zunächst einer Entscheidung und erteilte
den Bewerbern den Bescheid40, daß „von Beiden ein stuck Verfertiget, und
derjenige dessen arbeith Eminenter Erfunden wordten" alsdann aufgenommen
werde. Sellinger geht auf die Bedingung ein41, überbringt aber am
6. April 1753 den Vorschlag, daß „Ihme nach Erforderl: accademischer gewolm-
heit für Ihne so wohl alß auch für den andern Supplicant bildthawer H Fidelis
sporer Ein aigenes Zimmer einberauhmet, gedachter sporer hingegen Eint-
weder zu bestreittung der hierzu Erforderl: Raysspeßen der benöthigten
liebhabern zu paarem Erlaag 100 fl oder aber zu Stellung Eines bürgens angehalten
, Undt so dann seye beede ihr Stuckh nach Einer beliebigen histori
zu Verfertigen haben Klinten". Das klingt selbstsicher. Wie rührend mutet
außerdem die Sorge um die Reisespesen seines Gegenspielers an. Man bekommt
das Gefühl nicht los, daß Sellinger die Ratsherren mit der Darstellung
des finanziellen Risikos für sich einnehmen wollte, dabei unausgesprochen auf
die Unterstützung durch seine eigenen Liebhaber oder Bürgen anspielend,
die in der reichen und einflußreichen Merdinger Verwandtschaft gesucht
werden dürfen. Obwohl Seilinger und Sporer an die „Flerren foit, blickeisen
und hainzier, welche dißfahls als Commissarer aufgestellet", verwiesen wurden
, meldeten sie sich am Montag, dem 9. April 1753, schon wieder, und zwar
miteinander, zur Wiederholung ihrer Begehren42: „H Joh: Baptist seelinger
seiner Kunst Ein bildthawer beziehet ad Relaon pp. Commiß: Undt allda nach
accademischer gewohnheith gegebenen Vorschlag in ansehung seiner experi-
mentierter Kunst auch besitzender zimmlicher Mitlen auf Ihne pto Solicitie-
render aufnahm alß Einen Zünftigen gnädig zu Reflectieren.
H fidelis sporer seiner Kunst Ein bildthawer beziehet sich Similiter ad
Relationen! abgehaltener Commiß: in ansehung des Verfertigten Stukß auch
Mehrer anderen da heruinb Verfertigter guther arbeith Ihne alß Einen all-
hießigen Zünftigen gegen Prestiern der Requisiten in gndn auf Undt ahnzunehmen
." Dieses Ratsprotokoll könnte zu dem Schluß A^erleiten, daß die
Künstler ihren Wettkampf ausgetragen hatten, spricht doch Sellinger von
seiner experimentierten Kunst, und Sporer bezieht sich auf das verfertigte
Stück. Die Antwort des Stadtrates widerspricht aber einer solchen Vermutung;
denn es wird „in conformitaet des lesteren Bescheidts" erneut bestimmt, „das
diesen beeden competenten von seith aufgestellter commission ein accademi-
sches stuck zu Verfertigen Vorgeschriben werdten solle, welches alsdann die
Beste approbation findten wirdt, derjenige dann als Zftiger aufgenohmen
werdten solle." Was weiter geschah, ist nicht mehr zu erfahren. Fidelis Sporer,
37 Mitteilungen der Archive in Paris:
a) Le Directeur General des Archives de France (17. Februar 1961);
b) Les Archives du Departement de la Seine et de la Ville de Paris (21. März 1961);
c) L'Academie des Beaux-Arts (22. März 1961);
d) Le Conservateur de la Bibliotheque des Archives et du Musee de l'Ecole Nationale Superieure des
Beaux-Arts (18. April 1961).
38 Gemeentelijke-Archiefdienst van Amsterdam (24. Februar und 6. Juni 1961).
so L'Archiviste general du Royaume, Bruxelles (27. Mai 1961). Das Stadtarchiv Antwerpen antwortete uicht.
40 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 155, S. 675.
41 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 155, S. 694.
42 Stadtarchiv Freiburg, Ratsprotokoll 155, S. 707.
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