http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0108
Raubanweisungen für die Kommissare in den besetzten Gebieten auszuarbeiten9
. Haussmann reiste in Begleitung des Professors Matthias Metternic h10,
eines Mainzer Jakobiners, dem er eine aus Freiburg, den 3. Thermidor
(= 26. Juli 1796) datierte Vollmacht ausstellte. Es wird darin verlangt, daß
man Metternich, dem Beauftragten einer Kommission für Kunst und Wissenschaft
, die für seine Reisen von Ort zu Ort nötigen Pferde sowie Unterkunft
geben soll. Ferner soll man ihm Kirchen, Klöster, Bibliotheken und andere
Stätten öffnen, in denen er Gegenstände der Kunst und Wissenschaft finden
könnte.
Haussmann, der sich nur wenige Tage in Freiburg aufgehalten hat, schickte
am 29.Juli 1796 aus Straßburg einen ausführlichen Bericht über seine Freiburger
Feststellungen nach Paris. Es heißt darin, ein kurzer Besuch auf dem
rechtsrheinischen Gebiet habe ihn bis Basel geführt. Die Stadt Freiburg sei
ihm als Stadt bezeichnet worden, die wichtige Gegenstände der Kunst und der
Wissenschaft enthielte. Aber in der Universität, die sie besichtigt haben, hätten
sie nichts gefunden, was die Reise nach Paris wert sei. Die Bibliothek und das
naturwissenschaftliche Kabinett seien arm und in schlechtem Zustande. Die
chirurgischen Instrumente, die Gregoire genannt hätte, seien wertlos, ein Teil
wäre verrostet und das Ganze aus gewöhnlichem Stahl. Im Münster befände
sich ein Meisterwerk von Hans Baldung-Grien, von dem die Flucht der heiligen
Familie die schönste Partie wäre. In einer der Kapellen befände sich ein
Gemälde mittlerer Größe von dem berühmten Holbein, das die Geburt Christi
und die Anbetung der Könige darstelle. Das Gemälde sei sehr schön, obgleich
etwas beschädigt und berühmt durch den Namen seines Malers. In derselben
Kirche befände sich ein merkwürdiger Schädel eines von den Schweden 1635
enthaupteten Malteserritters. Er sei vor etwa zwanzig Jahren entdeckt worden
. Der Kopf sei schwarz, mit roten Haaren bedeckt und ausgetrocknet
wie eine Mumie. Es hätten sich in Freiburg nur diese drei Gegenstände gefunden
, die würdig wären, daß sie nach Paris geschickt werden. Er habe den
General Ferino gebeten, daß er dem Magistrat Anweisung gibt, die Gegenstände
sofort in Kisten packen zu lassen und sie nach Neu-Breisach zu schicken,
von wo man sie bei günstiger Jahreszeit nach Paris schicken wird. Es gäbe in
der Kathedralkirche auch die Reliquie eines gewissen heiligen Alexander11,
die einen großen Ruf besitze und deren Pracht man rühme, aber es wäre nur
Schund (drogue). Haussmann spricht in seinem Bericht weiter von der Abtei
Schuttern, aus der aber nichts zu ziehen sei, da sie verwüstet wäre12. Dagegen
müsse die Abtei St. Blasien, die von der Division des Generals Ferino jetzt
besetzt würde, mehr bieten. Es gäbe dort Plandschriften, Münzen und ein sehr
berühmtes naturwissenschaftliches Kabinett. Er hätte alles zur Wegnahme
empfohlen, und sie würden alles bekommen, falls die Sachen nicht geflüchtet
oder verwüstet seien. Der Bericht schließt mit der Bemerkung, daß er eleu
Professor Metternich, seinen Begleiter, in Freiburg zurückgelassen habe, damit
er den Versand der Gegenstände überwache.
9 Über Gregoire vgl. Dictionnaire de theologie catholique, T. 6, 2, Paris 1920, Sp. 1854 ff.
10 Matthias Metternich, Mathematikprofessor aus Mainz (1758—1825). Verfasser zahlreicher elementar-mathematischer
Schriften, stand nach der Rückeroberung von Mainz als Revolutionsanhänger in französischen
Diensten (1793—1798). Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 21, S. 527.
11 Die kostbar gefaßte Relique des einen der beiden Stadtpatrone. Vgl. Kempf in den Münsterblättern,
10. Jg., 1914, S. 15.
12 Die Abtei Schuttern bei Lahr wurde am 24. Juni 1796 von den Franzosen bis auf die Mauern ausgeraubt.
L. Heizmann: Zwei Obcrkiicher, die letzten Äbte von Schuttern und Allerheiligen, Oberkirch 1926, S. 9.
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