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Kaiserstuhl, fehlen nicht in der Buchheimer March nordwestlich der Stadt. Ohne
Siedlungsplätze und Grabplätze bleibt dagegen das ganze Mooswaldgebiet2,
ebenso der östlich gegenüberliegende Schwarzwaldrand vom Schlierberg bis
über Gundelfingen, leer natürlich auch der Schwarzwald selbst, aber auch das
Zartener Becken.
Nicht viel anders ist das Bild in der Keltenzeit, doch mit einem bedeutenden
Unterschied. Zwar fehlen auch zu dieser Zeit in dem umschriebenen Gebiet
bisher Siedlungsspuren und Gräber, doch im hintersten Winkel des
Zartener Beckens hat im 1. Jahrhundert v. Chr. eine gewaltige Befestigung
von 200 Hektar Fläche mit Wällen und einer Toranlage bestanden, die mit
der bei Ptolemäus genannten Stadt Tarodonum gleichgesetzt wird. Von einer
Siedlung ist aber auch hier bisher nichts gefunden. Zwei Gebäudefundamente
stammen aus römischer, nachchristlicher Zeit. Auch sie sind die einzigen in
dem ganzen vorhin umschriebenen Raum und liegen weit ab von allen anderen
Römerfunden. Diese liegen wiederum in weitem Bogen westlich um den Mooswald
und das Innere der Freiburger Bucht herum. Von Südwesten her reichen
sie gerade noch bis St. Georgen, von dort ziehen sie sich am Schönbergrand
zur Mengener Brücke und zum Tuniberg. Das übrige Freiburger Stadtgebiet
und der Mooswald sind ohne römische Funde.
Ähnlich verteilt ist die alte alemannische Siedlung, die uns zwar kaum als
solche, aber durch die Reihengräberfriedhöfe und Plattengräber des 6. bis
frühen 8. Jahrhunderts faßbar wird. Diese Gräber sind wiederum in St. Georgen
und um den ganzen Schönbergstock herum festgestellt, sie gehen über
die Mengener Brücke zum Tuniberg und in den Kaiserstuhl, sie finden sich in
der Buchheimer March. Sie fehlen im Mooswaldgebiet und auf der ganzen
Freiburger Gemarkung mit Ausnahme von St. Georgen, ja bisher selbst in
den Gemarkungen von Zähringen und Gundelfingen, die nach Ausweis ihrer
-ingen-Endung und ihrer topographischen Lage doch jedenfalls altalamanni-
sche Siedlungsplätze sind. Sie fehlen ebenso gänzlich im gesamten weiten
Kirchzartener Talbecken3.
Nun ist freilich im Auge zu behalten, daß das Bild, das wir hier zu zeichnen
versuchen, durch neue Funde immer wieder modifiziert werden kann.
So ist z. B. auf den Gemarkungen von Gundelfingen und Zähringen gewiß
mit altalemannischer Besiedlung zu rechnen. Vielleicht hat in der jüngeren
Steinzeit und später der Schloßberg eine Höhensiedlung getragen wie der
Schönberg; auf dem Schloßberg haben die Festungsbauten vor allem des
17. Jahrhunderts alles um und um gewühlt und — falls etwas vorhanden
war die meisten Spuren vernichtet. Bemerkenswert ist freilich, daß die
starke Bautätigkeit im 19. und 20. Jahrhundert in den Freiburger Vororten,
in einer Zeit also, wo man doch eher auf Funde achtete als zuvor, nichts zu
Tage gefördert hat - immer mit Ausnahme von St. Georgen, wo gerade die
Bautätigkeit zu vielen Entdeckungen Anlaß gab.
Die soeben skizzierte Übersicht, auch wenn sie mit der Zeit noch Modifizierungen
erfahren kann, zeigt immerhin, daß die Siedl ungsschwer-
p u n k t e bis in die fränkische Zeit hinein sich um die Vorbergschollen grup-
2 Lediglich ein Fund von Scherben und Steinpackungen bei Betzenhausen ist in diesem Gebiet
gemacht worden (Bad. Fundber. 13, 12 f.) Vgl. Karte nach S. 160 in: Freiburg im Breisgau,
Amtl. Kreisbeschreibung Bd. I (1965).
3 Ebd. S. 171 ff. mit Karte.
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