http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0118
Die drei zierlichen luftigen Pavillons, das Sälchen inmitten und die seitlichen
Kabinette boten in unserem Klima freilich keinen Schutz vor Wind und
Wetter; ihnen fehlte ja alles, was die Gartenhäuser der Biedermeierzeit
wohnlich machte, feste Außenwände, verschließbare Fenster und Türen oder
auch ein Kamin. Aber als „maison de plaisance" sollte die graziöse Laubenarchitektur
als Rahmen für galante Feste dienen, als Tanzsälchen im Garten
mit neckischen Kabinetten für die Musici. Ähnliche „Treillagen" stehen noch
heute da und dort in Gärten der Barockzeit, so im Park zu Veitshöchheim,
im Prinz-Georgs-Garten zu Darmstadt und - - in Nachahmung des Versailler
Vorbildes — im Schwetzinger Schloßpark. Und die chinesische Mode war ja
damals durchaus en vogue, man denke nur an das Chinesische Haus im Park
zu Sanssouci oder noch an einen Spätling dieser Mode, den Chinesischen Turm
im Englischen Garten zu München.
War dieses Lusthaus draußen vor der Stadt ganz auf vornehme Gartenfeste
, auf eine gemessene Geselligkeit im regulär gestalteten Garten zugeschnitten
, so galten bescheidenere Gartenpavillons in Hausgärten innerhalb
der Stadtmauer durchaus der intimen Behaglichkeit und gleichzeitig dem
Ausblick über die Stadtmauer hinweg in die Landschaft. Betrachten wir einmal
einen solchen Hausgarten, wie deren Freiburg nur noch wenige besitzt:
Vom Höfchen hinterm Wohnhaus reicht er bis zur alten Stadtmauer, außerhalb
derer Vauban im Jahre 1677 den bastionären Festungsring anlegte. Von
der zierlichen Galerie aus, die als Außengang balkonartig vor den Stuben des
Obergeschosses entlangläuft, geht der Blick hinab in den Garten (Abb. 3). Einst,
bevor jenseits von ihm auf dem Wall eine Straße angelegt und Häuser gebaut
wurden, sah man von der Galerie aus in das Dreisamtal und hinüber zum
Brombergkopf. Hier bedurfte man nicht erst eines Gartenhauses; hier ging
der Blick aus den gegen den Garten hin gelegenen Stuben südwärts ohnehin
weit hinaus ins Freie. Von der Galerie aus tritt man, heute wie einst, auf eine
schmale Brücke, die den Hof vom Garten trennt und doch durch zwei gewölbte
Rundbögen den Blick in ihn freigibt. Eine steinerne Treppe mit hübschem
Biedermeiergitter führt von der Brücke aus hinab in den Garten, dessen buchs-
umsäumte Wege die Beete mit dem niedrigen Spalierobst und den buntblühenden
Blumen einrahmen. Ein weltverlorenes Idyll inmitten der Großstadt!
Hinter anderen Gärten am ehemaligen Stadtrand ist die Stadtmauer aus
dem frühen 13. Jahrhundert noch etliche Meter hoch erhalten. Hier steigt der
Garten vom Hof hinterm Haus her über eine oder zwei Terrassen hinan bis
zur Stadtmauer. Um über sie hinwegsehen zu können, hat man bündig auf
sie ein Gartenhaus gebaut, dessen Untergeschoß, ebenerdig mit der obersten
Gartenterrasse, als Abstellraum für Gartengeräte dient, während das über
eine im Freien hinaufführende Holztreppe erreichbare Obergeschoß nun den
schönsten Blick hinaus über das ehemalige Glacis hinweg in die Weite und
hinauf zu den Baumkronen des Schloßbergs freigibt (Abb. 4).
Von der gleichen Lust, aus der Stadt hinaus in die Weite zu schauen, war
auch der Erbauer jenes Gartenhauses beseelt, das bis vor wenigen Monaten im
ehemals von Greiffeneggschen, später Bolzaschen Garten auf der vorspringenden
Ecke der Bastion St. Pierre, der nachmaligen Petersbastei, stand. Es ruhte
auf vier starken Holzpfosten, die es hoch hinaus hoben, so daß der Blick aus
der Stube droben weit hinaus schweifen konnte zur Schwabentorbrücke und
südostwärts das Dreisamtal aufwärts bis hinauf zum Hochschwarzwald. Zu-
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