http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0017
Zusammenfassend läßt sich für die römische Zeit eine spärliche Besetzung
des Landes mit aus Steinen erbauten und heizbaren ländlichen Anwesen annehmen
, die eher Mittelpunkte der Viehzucht als des Ackerbaues waren. Diese
Besiedlung schließt sich an die Vorbergschollen, zumal an deren Westseiten an,
meidet jedoch nach dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse das Innere der
Freiburger Bucht und den Schwarzwaldrand. Es ist auffällig, daß die starke
Bautätigkeit in den Freiburger Vororten, abgesehen von St. Georgen, keine
sicheren römischen Baureste erbracht hat. Somit bleibt auch die Siedlungsstelle
auf der Fläche von Tarodunum bisher in weitem Umkreis isoliert. Ebenfalls
siedlungsfrei blieb das Hügelgelände des Tunibergs und des inneren Kaiserstuhls
, wie auch das der Buchheimer March, die durch eine breite sumpfige
Niederung vom östlichen Kaiserstuhlvorland geschieden war. Von Wein- oder
Obstbau findet sich nirgends eine Spur. Man möchte freilich vermuten, daß
neben der durch den Steinbau repräsentierten mittelmeerischen Siedlungsschicht
eine wenn auch noch so spärliche alte Bevölkerung vorhanden war, die
ihre latenezeitliche Existenz in der Art der Siedlung von Hochstetten noch
längere Zeit fortsetzte.
Das 3. nachchristliche Jahrhundert brachte schwere Krisen für das römische
Reich, besonders Gallien wurde von inneren Wirren erschüttert. Die Ala-
mannen durchbrachen schon 233 den obergermanischen Limes südlich des Mains,
doch Kaiser Maximin stellte die Lage in wenigen Jahren wieder her. Ein neuer
Ansturm geschah um 260, dessen Folge die endgültige Zurücknahme der römischen
Verteidigungslinie an den Rhein war. Im Hinterland des Limes hören
jetzt die römischen Inschriften auf20. Dies bedeutet nicht, daß Rom mit diesem
Zeitpunkt das Gebiet des Dekumatlandes nicht mehr als zum Reiche gehörig
betrachtet hätte oder daß die gesamte gallorömische Bevölkerung hier verschwunden
wäre. Ein Münzfund von Immendingen scheint anzudeuten, daß
dort noch um 323/24 Gallorömer anwesend waren und ihre Habe in Sicherheit
brachten27. Daß die Grenze nach römischer Auffassung weiterhin am Limes
lag, beweist die Bezeichnung der Öhringer Gegend als „Grenze der Römer und
Burgunder" bei Ammianus Marcellinus. Die Römer betrachteten die von den
Burgundern aus der Maingegend verdrängten und über den Limes ins Reichsgebiet
eingetretenen Alamannen als zugehörig zum Reichsverband, ihre Plünderungszüge
als Aufstände. Diese Auffassung ist noch zur Zeit des Ostgotenreiches
, das die Kontinuität des Imperiums in Italien und seinen Nebenländern
fortsetzte, wirksam.
Im Breisgau, auch wenn dieser jetzt nicht mehr im Hinterland, sondern im
Vorfeld der römischen Militärlinie lag, ging das gallorömische Leben weiter.
Die Bäder von Badenweiler wurden noch Mitte des 4. Jahrhunderts benützt.
In Riegel wie auch in Breisach hörte römisches Wesen erst nach 400 auf. Das
Kastell auf der Südseite des Breisacher Münsterbergs war nach der Räumung
des Limes und Verlegung der Verteidigungslinie an den Rhein erbaut worden.
Seine Abmessungen wurden durch die Ausgrabung von 1936/38 festgestellt,
Funde aus früherer römischer Zeit sind fast nicht zu verzeichnen. Gegen die
Nordseite des Berges war die viereckige Anlage durch eine 3,3 Meter starke
28 Am Oberrhein wurde noch. 269/70 bei Illingen, Kr. Rastatt ein Leugenstein gesetzt; vgl,
Nesselhauf in: Bad. Fb. 22, 79 ff.
*i Ebd. II. 20.
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