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Mauer geschützt, vor der zwei parallel gelegte Gräben von beträchtlicher Breite
verliefen. In die Mauer waren rechteckige Türme eingesetzt. Der Name
Breisachs (mons Brisiacus), von dem auch der Name des Breisgaus sich herleitet,
erscheint zuerst in der römischen Straßenkarte (Itinerarium Antonini) aus der
Zeit um 350, sodann in einem Erlaß Kaiser Valentinians L, der sich im Jahre 369
(datum Brisiaci) hier aufgehalten hat. Da Breisach als (linksrheinische)
Straßenstation erwähnt ist, muß eine Verbindungsstraße von dort nach der
gegen drei Kilometer westlich vorbeiziehenden linksrheinischen Nord-Süd-
Straße bestanden haben28. Etwas später erscheinen in dem großen römischen
Staatshandbuch (Notitia dignitatum) zwei Truppenteile unter den Namen
Brisgavi seniores und Brisgavi iuniores, deren Angehörige sich jedenfalls aus
unserer Gegend rekrutierten. Ob es sich hier um galloromanische oder germanische
Einheiten handelt, oder ob man beide Elemente hier gar nicht trennen
darf, ist nicht zu entscheiden. Jedenfalls ist der Gauname hier erstmalig faßbar,
geht also bereits auf die römische Zeit zurück.
Wenn man gemeint hat, eine allmähliche friedliche Durchdringung römischen
und germanischen Wesens nach dem Fall des Limes komme nicht in Frage, die
Alamannen hätten völlig freie Hand gehabt, das eroberte Gebiet nach ihren
eigenen Gewohnheiten in Besitz zu nehmen, so gilt dies offenbar, mindestens
bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts, nicht für den Breisgau. Um die Mitte dieses
Jahrhunderts sind hier Alamannen ohne Zweifel vorhanden, wenn auch anscheinend
weniger zahlreich als nördlich der Ortenau und vielleicht gerade in
der Freiburger Gegend spärlicher als am Rhein aufwärts von Basel. Aus der
Zeit vor der Frankenschlacht von 496 gibt es bisher in der Gegend von Breisach
den einzigen Fundplatz Südbadens, den man als alamannisch angesprochen
hat29, und dessen Zuweisung ist unsicher. Statt der Bodenfunde sind es so gut
wie allein spätrömische schriftliche Quellen, die von der Anwesenheit der Alamannen
im Breisgau berichten. Es war eine kriegerische Gesellschaft, die nach
Ammians Erzählung zum Teil in dürftigen Hütten wohnte, aber auch Steinhäuser
römischer Bauart benutzte. Ihre Felder ließen sie durch Leute bestellen,
die sie von der linken Seite des Rheins zu holen pflegten, und wegen deren
Rückgabe der spätere Kaiser Julian mit ihnen verhandelte.
Bei Ammianus Marcellinus tritt ein pagus Vadomarii in Erscheinung, der
im Breisgau und im Rheinknie angesetzt werden muß, denn Vadomars Wohnsitz
lag dem Raurakerland gegenüber (contra Rauracos)*0. Dieser Alamannen-
fürst, den außer Ammian noch weitere Schriftsteller nennen, und sein Bruder
Gundomad sind die frühesten faßbaren Persönlichkeiten der Breisgauer
Geschichte. Ammian nennt beide Alamannorum reges, Könige der Alamannen
(354). Vadomar war in die Klientel Roms aufgenommen und mit römischen
Verhältnissen bestens vertraut. Den Gegensatz zwischen Julian und Constan-
tius suchte er anscheinend nicht ungeschickt auszunützen. An dem Bunde ala-
mannischer Fürsten gegen Julian, der zu ihrer Niederlage bei Straßburg im
Jahre 357 führte, nahm er persönlich nicht teil. Doch betrachtete Julian ihn in
der Folge als gefährlichen Gegner, nahm ihn um 361 fest und entfernte ihn aus
seiner Heimat. Als dux und rex Alamannorum erhielt er militärische Komman-
-8 R. Nierhaus in Bad. Fb. 15, 62; 16, 110.
20 G. Kraft bei F. Maurer, Oberrheiner, Schwaben, Südalamannen (1942), 67
;{0 P. G o e ß 1 e r in Volk und Vorzeit 2 (1940), 7 ff.
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