http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0020
auch wenn man Brandbestattung und dünne Besiedelung zur Erklärung heranzieht31
. Die spärliche Keramik vor 496 ist einesteils provinzialrömisch, andern-
teils zeigt sie in den „Schalenurnen" klare Beziehungen zur mittleren Elbe. Sie
gelten als ein Hauptkriterium der elbgermanischen Völkergruppe, zu der die
Alamannen gehören32.
Für eine Beantwortung der Frage nach der friihalarnannischen Siedlung im
Breisgau lassen uns die Quellen im Stich. Grabfunde., die auf Wohnstätten
schließen lassen, sind vor dem 6. Jahrhundert bisher nicht vorhanden. In der
Literatur beliebt ist der Ausdruck „Landnahmezeit". Er ist so verschwommen
und dehnbar, daß er manchmal auf die ganze, manchmal auf irgendeine Zeit
seit der Durchbrechung des Limes (260) oder seit der Schlacht von Zülpich (496)
angewendet wird. Überdies gab es im Breisgau wahrscheinlich mehrere Landnahmen
durch „die Alamannen". Ob es vor 496 hier dauerhafte Siedlungen als
Vorläufer der heutigen mit entsprechenden Namen vom Typus der -ingen-Orte
gab, ist mehr als zweifelhaft. Allerdings ist vermutet worden, daß die zahlreichen
-heim-Orte des Elsaß ursprünglich -ingen-Orte waren, die von der
fränkischen Verwaltung im 6. Jahrhundert „umbenannt" wurden. Wenn man
aber diese Möglichkeit in Rechnung stellt, dann müßten wohl auch im Breisgau
die heutigen -ingen-Orte schon vor 500 bestanden haben, was doch wenig wahrscheinlich
ist.
Im Gegensatz zu Neckarschwaben zeigen sich bei den oberrheinischen Alamannen
im 6. Jahrhundert ostgermanische Einflüsse, die am ehesten von Italien
und von Burgund herkommen. Von der Rhone führen auch im 7. Jahrhundert
Handelswege an den Oberrhein, während das Land östlich des Schwarzwaldes
von Italien her langobardische Einflüsse erfährt.
Seit dem Anfang des 6. Jahrhunderts geben die Grabfunde aus den sogenannten
Reihengräberfriedhöfen sichere Kunde von der Anwesenheit der
Alamannen im Breisgau. Die zugehörigen Siedlungen sind bis auf die karo-
lingische Zeit archäologisch bisher nicht zu fassen. Jedenfalls sind ihre Spuren
in den meisten Fällen durch die spätere Überbauung an gleicher Stelle beseitigt
worden Gegenüber allein Vorhergehenden in ur- und früh geschichtlicher Zeit
haben die alamannischen Funde für uns darum ein besonderes Interesse, weil
hier die Anfänge des Siedlungsbildes zu suchen sind, das noch in unserer Zeit
der Kulturlandschaft das Gepräge gibt.
Die ältesten Bestattungen in Reihengräberfeldern des Breisgaus gehören
dem 6. Jahrhundert an. Ältere Funde sind in ihrer Zuweisung unsicher. Von
der Gemarkung Jechtingen (Sponeck) stammt eine dickwandige, auf der
Scheibe gedrehte Schale eines Typus, der auch sonst in germanischen Gräbern
des 4. Jahrhunderts gefunden wird33. Das Stück ist leider verschollen. Am
Winklerberg auf Gemarkung Ihringen stieß man auf ein nordsüdorientiertes
Skelettgrab mit dem Schaftstück eines eisernen, mit Widerhaken versehenen
Spießes als Beigabe und mit einem Halsring aus vierkantigem Bronzedraht,
der auf ostgermanische Zusammenhänge verweist. Die Bestattung wurde als
frühalamannisch angesprochen und gleichfalls in das 4. Jahrhundert gesetzt34.
31 wie Anm. 29,
;52 F. Maurer, Nordgermanen und Alemannen (1952), 114 und 122 f.
33 Bad. Fb. 17, 338 f.
:u R. Gießler in Bad. Fb. 15, 105 ff.
18
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0020