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somit in eine Zeit, als die Römer hier noch geboten und das Breisacher Kastell
innehatten. Die Nähe Breisachs könnte auch an einen römischen Auxiliarsol-
daten denken lassen. Es schien verlockend, dieses Grab mit einer Kulturschicht
in Verbindung zu bringen, die in 1,3 Kilometer Entfernung am Kinkelrain
auf der Gemarkung Breisach in einer Kiesgrube angeschnitten wurde. Es handelt
sich um eine Grube von 3,7 Meter Länge mit schwarzer Füllung und
einigen Scherben nebst einem Eisenstück. Man meinte hier eine Siedlung der
frühesten Alamannen, etwa um 300 n. Chr., vor sich zu haben. Heute werden
diese Reste jedoch als wahrscheinlich hall stattzeitlich bestimmt35. Der nächstjüngere
Fund in der Nähe (Hochstetter Feld) lieferte Reste einer Bestattung
mit einem Schälchen frühalamannischer Keramik aus der Zeit um 5003ß. Für
alamannische Gräber auch späterer Zeit ist es bezeichnend, daß die Keramik
— wenn auch nicht in jedem Falle — spärlich und wenig charakteristisch ist
und daß die Datierung somit auf anderen Kriterien beruht.
Die Grabfunde des 6. Jahrhunderts machen gegenüber denen des 7./8. Jahrhunderts
nur einen geringen Bruchteil aus. Zweifellos hat im 7. Jahrhundert
die Bevölkerung eine starke Zunahme erfahren; zu den ingen Orten, die auf
Lößboden in den günstigsten Lagen zwischen Acker, Wiese und Wald angelegt
sind, treten die sogenannten Ausbauorte mit Endungen wie -hausen, -hofen
und Stetten.
Ein Überblick über die Verteilung alamannenzeitlicher Gräber im Umkreis
von Freiburg zeigt die östlich des Stadtgebiets gelegene Hälfte des Landkreises
völlig fundleer. Dies gilt auffallenderweise auch für das Zartener
Becken, wo doch latenezeitliche und römische Funde nicht ganz fehlen. Erst
durch eine St. Galler Urkunde von 765 ist hier eine Siedlung bezeugt. Auch
-ingen-Orte fehlen in dem ganzen Gebiet mit Ausnahme des am Schwarzwaldrand
gelegenen Gundelfingen, von wo jedoch ebenso wie von dem benachbarten
, zum Stadtgebiet gehörenden Zähringen Gräber bisher nicht bekannt
geworden sind. Auf dem ganzen Gebiet des Stadtkreises, das sich vor der
Mündung des Dreisambeckens in die Freiburger Bucht ausbreitet, sind mit
Ausnahme des Stadtteils St. Georgen keine sicheren Funde der Alamannenzeit
zum Vorschein gekommen. Dasselbe gilt für das westlich sich anschließende,
vom Fuße der Mengener Brücke im Süden bis zur Landkreisgrenze im Norden
reichende, großenteils sumpfige Mooswaldgebiet. Die in weitem Bogen um
dieses fundleere Innere der Freiburger Bucht sich legende gräberreiche Zone ist
im Süden, das heißt am Schönberg und auf der Mengener Brücke, am dichtesten
besetzt, sodann am Tuniberg und in der March, ferner im westlichen
Kaiserstuhl37.
Der Alamannenfriedhof von Mengen (Gewanne „Merzengraben" und
„Hohlen"), der bisher größte des Breisgaus, lieferte auch die größte Anzahl
Bestattungen des 6. Jahrhunderts, also der frühesten Periode der Reihengräber
. Die Ausgrabungen (seit 1932) ergaben meist freie Erdbestattung, zum
Teil auch Bestattung in Holzsärgen. Bei weiterem Fortgang wurden auch
einige Steingräber in Trockenmauertechnik aufgedeckt. Vereinzelt blieb ein
Grab, das sorgfältige Mauerung aus Bruchsteinen und römischen Ziegelresten
35 Freundl. Mitteilung von Herrn Hauptkonservator A. E c k e r 1 e , Freiburg.
30 Bad. Fb. III. 389; 19, 214.
37 W. Stülpnagel in Schauinsland 83 (1965), 71 f.
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