http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0024
Abb. 5 Steineinfassung eines alamannischen Grabes im Gräberfeld von Mengen
Frühestens Mitte des 7. Jahrhunderts kommt auf der rechten Oberrhein-
seite eine neue Bestattungssitte in Aufnahme und ist zu Beginn des 8. Jahrhunderts
die herrschende Bestattungsart. Es erscheinen die ebenfalls geosteten
Steinplattengräber und Steinkisten, in denen der Tote mit Steinplatten zuweilen
beträchtlichen Ausmaßes bedeckt oder in eine aus ringsum aufrecht
gestellten Platten trockengemauerte Steinkiste, die man oben mit größeren
Platten zudeckte, gelegt wurde. Gräber dieser Art können bei Erdarbeiten
weniger leicht unerkannt zerstört werden als bloße Erdgräber. Die Aussichten,
daß sie, wenn angeschnitten, noch rechtzeitig gemeldet werden, sind also
größer. Auch mit diesem Umstand mag es zusammenhängen, daß verhältnismäßig
viele Steinplattengräber, die sich auf zahlreiche Gemarkungen verteilen,
bekanntgeworden sind. Sie sind oft arm an Beigaben oder entbehren ihrer
gänzlich, was sowohl mit einer Änderung der Grabbräuche wie mit frühzeitiger
Beraubung, der die Steingräber leichter ausgesetzt waren, zusammenhängen
kann. Auch an Folgen einer durch Bevölkerungszunahme begünstigten sozialen
Differenzierung, wobei die Bestattungen weniger begüteter Toten weitaus
überwogen, läßt sich hierbei denken.
Steinkistengräber fanden sich vereinzelt über das ganze große Gräberfeld
von Mengen zerstreut; sie zeigen an, daß dieses, wie schon im frühen 6. Jahrhundert
, noch bis ins 8. Jahrhundert hinein als Friedhof benutzt wurde. Auf
derselben Gemarkung sind noch an mehreren anderen Stellen Gräber und
kleinere Gräberfelder entdeckt worden, zum Teil schon vor der Auffindung des
großen Friedhofs. Fast alle sind Steinkistengräber und enthalten meist keine
Beigaben. Eine Ausnahme macht ein Grab mit besonders sorgfältigem Aufbau
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