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Im Kaiserstuhl wurden 1925 westlich von Oberrotweil aus einem Reihen-
gräberf riedhof ♦ wo bereits viele Ciräber zerstört waren, 19 geostete Skelette
geborgen. Außer uncharak^eristischen Scherben enthielten die Ciräber keine
Beigaben. Man hat daher Einfluß der C hristianisierung, die der Beigabensitte
entgegenwirkte, vermutet. Von Steinsetzungen wird hier nich+s berichtet52.
Eine in der Gegend vereinzelt gelegene Steinkiste wurde einige Jahre später
bei Niederrotweil bekannt. Auf der zu allen Zeiten besiedelten Gemarkung
Bischoffingen wie auch auf der Gemarkung Jechtingen, wo am Helgenberg und
Nägelberg und auch bei der Burg Sponeck alamannische Skelettgräber in
größerer Anzahl untersucht wurden58, sind Steingräber bisher nicht zutage
gekommen. Der auffallende Mangel an solchen Gräbern im Kaiserstuhlgebiet
könnte damit zusammenhängen, daß hier um 700, als diese Grabsitte im
übrigen Breisgau in Blüte stand, der Einfluß des Christenunis vom Elsaß her
schon so wirksam war, daß sie nicht mehr zur Entfaltung kommen konnte.
Aus den Beigaben der alamannischen Reihengräberfriedhöfe. im Breisgau
vor allem aus dem großen Gräberfeld von Mengen, hat man auch die soziale
Differenzierung der Bevölkerung zu erschließen versucht. In den langschäde-
ligen und großwiiehsigen Föten der frühen Ciräber hat man die Nachkommen
der alamannischen Einwanderer gesehen. Da ihre Ciräber auch reichere Beigaben
als andere enthalten, dürften sie den Adel und den großbäuerlichen
Stand repräsentieren. Dagegen kann man in der Mehrheit der kleinwüchsigen
Toten mit geringeren oder ohne Beigaben Vertreter abhängiger, vielleicht auch
alteinheimischer Bevölkerung sehen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl müßte
danach auch im Breisgau beträchtlich sein*4. Die Männergräber des 7. Jahrhunderts
in Mengen unterscheiden sich nach dem Reichtum der Waffenbeigaben.
Mit vollständiger Bewaffnung beigesetzte lote we en auf einen großbäuerlichen
Stand schließen lassen, dem ein kleinbäuerlicher oder abhängiger Stand
gegenübersteht, der sich in den Gräbern mit spärlichen Waffenbeigaben kundtut
. Spätalamannische Gräberfelder, die zu Ausbauorten wie Uffhausen gehören
und deren Steinsetzungen nur von geringen oder gar keinen Beigaben
begleitet sind, sollen insgesamt auf eine sozial tieferstehende Schicht, die in
solchen Ausbausiedlungen lebte,, zurückzuführen sein55. Ereilich könnte man
ebenso denken, daß in dieser späteren Zeit die Sitte der Beigaben allmählich
erlosch. Andererseits haben die Ausgrabungen auch ergeben, daß gerade die
Steingräber seit der alten bis in die jüngste Zeit Plünderungen besonders ausgesetzt
sind.
Seit dem frühen 8. Jahrhundert änderten sich die politischen Verhältnisse
des Breisgaus in entscheidender Weise. Die lose Abhängigkeit der alamannischen
Herzöge vom fränkischen Staat sollte in eine straffere Unterordnung
verwandelt werden. Der Hausmeier Pippin (der Mittlere) rückte im Jahre
709/10 selbst geffen die Alamannen ins Feld. Bald danach berichten auch schon
die ersten schriftlichen Urkunden von Besitzungen der Klöster St. Gallen und des
fränkischen Lorsch im Breisgau. Als 746 die ältere alamannische Herzogswürde
52 K. S. Gutmann in Bad, Fb. I. 161 ff.
53 Bad. Fb. 18, 284 f.; 22, 284.
54 R. Straub in Bad. Fb. 20, 134.
55 H. Stoll wie Anm. 50,
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