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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0048
Jahre später führte er die Erbin Burgunds, die Tochter jenes Grafen Rainald,
heim, demgegenüber der zähringische Rektor des Landes sich nicht hatte
durchsetzen können. Das machte ein neues Abkommen mit Bertold notwendig,
der nun auf das transjuranische Gebiet beschränkt und dazu mit der Reichs-
vogtei über die Bistümer Genf, Lausanne und Sitten belehnt wurde. So blieb
er als Reichsfürst seinem kaiserlichen Herrn verpflichtet und in der eigenen
politischen Entfaltungsmöglichkeit aufs äußerste beschränkt.

Da schien sie sich ihm in anderer Weise zu eröffnen, denn sein jüngerer
Bruder Rudolf wurde zum Mainzer Erzbischof gewählt, kurz nachdem durch
die schismatische Papstwahl der Kampf der universalen Gewalten zu erneutem
Ausbruch gekommen war. Doch Friedrich konnte in solcher Lage keinen
Zähringer im ersten Bistum des Reiches dulden, zumal mit ihm die Würde
und der Einfluß des Erzkanzleramtes verbunden war. Nicht weniger verständlich
ist es, daß Bertold jetzt in aufwallendem Zorn von dem Haß des
Kaisers gegen sein Geschlecht sprach, als er König Ludwig VII. von Frankreich
um Unterstützung der Angelegenheit seines Bruders und um Vermittlung
bei Friedrichs päpstlichem Gegner, Alexander III., bat. War das zäh-
ringisch-staufische Verhältnis einem offenen Bruch jemals so nahe gewesen?
Friedrich vermied ihn, indem er die Schwäche der zähringischen Stellung in
ganz unerwarteter Weise im Reiche offenkundig machte. Auf sein Geheiß
nämlich trennte sich Heinrich der Löwe von Bertolds Schwester dementia,
mit der er fast 15 Jahre ehelich verbunden gewesen war.

Sie trug den Namen ihrer Mutter, die dem niederlothringischen Geschlecht
der Grafen von Namen (Namur) entstammt war. Ähnlich wie einst Richwara
hatte sie die Sippe der Zähringer zum anderen Male an den großen Blutskreis
des abendländischen Hochadels angeschlossen, denn unter ihren Ahnen begegnen
die wichtigsten Sippen des 10. und 11. Jahrhunderts, und die Linie
ihres Vater ließ sich in gleicher Weise wie diejenige ihrer Mutter auf Karl
den Großen zurückführen. Doch diese von den als Stammesadel erwachsenen
Zähringern gewonnene Ebenbürtigkeit mit dem das Karolinger-Blut bewahrenden
Reichsadel ermöglichte jetzt die Scheidung des Weifen von der Zäh-
ringerin. Ihre gemeinsame Herkunft von dem Ahnherrn des Gegenkönigs
Rudolf von Rheinfelden konnte kaum eine Rolle dabei spielen, wie es bisher
(von Heyck) angenommen worden ist. Sie begründete eine noch weitläufigere
Verwandtschaft, als sie zwischen Friedrich Barbarossa und Adela bestanden
hatte, und würde die Ehe von Clementias Großonkel Bertold III. mit der
Tante Heinrichs des Löwen noch nachträglich zu einer sehr viel unerlaubteren
Verwandtenehe gestempelt haben. Wohl aber hatte dementia über ihre
Mutter mit dem weifischen Gatten in dem Luxemburger Friedrich einen gemeinsamen
Ahnen, der ihre Ehe in genau der gleichen Weise zu einer Verwandtenehe
machte, wie die geschiedene des Kaisers. Dennoch war die Lösung
des welfisch-zähringischen Familienbandes, an dem durch IV2 Jahrzehnte
hindurch kein Anstoß genommen war, eine politische Maßnahme, deren
Schärfe vier Jahre später (1166) wieder gemildert wurde, als Clementias
Tochter Gertrud, das einzig überlebende Kind aus ihrer Verbindung mit dem
Löwenherzog, dem Neffen des Kaisers, Friedrich von Rotenburg, dem Sohn
Konrads III., vermählt wurde, obwohl dieser nur im fünften Gliede der sich
von dem gemeinsamen zähringisch-staufischen Ahnenpaar herleitenden Geschlechterkette
stand, während seine Gemahlin dem siebenten angehörte.

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