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Abb. 5 Rekonstruktion der Hofstätten in Bern nach St rahm.
(Man beachte die Stadtbäche auf den Straßen und die von Stadtbächen bespülten
Ehgräben entlang den Grundstücksgrenzen der inneren Baublöcke.)
stark aus, wie die bereits erwähnte, nur sehr schwer durchzuführende Nachprüfung
der eigentlichen Beweisführung. Noch negativer vom Standpunkt der
historischen Methode ist es jedoch zu veranschlagen, daß bereits Hamm beginnt
, von den gegebenen geschichtlichen Realitäten abzuweichen und nach
Architektenweise Rekonstruktionen vorzunehmen, um eine möglichst große
Regelmäßigkeit des Freiburger Gründungsplanes nachweisen zu können. An
diesem Punkt zeigt sich für den unkritischen Betrachter eine wirkliche Gefahr,
weil hier oft kaum erkennbar — die Objektivität gegenüber der Quelle
zugunsten vorgefaßter Meinung aufgegeben wird11. Die spätere Forschung,
vor allem von Kunsthistorikern vorangetrieben, ist auf diesem gefährlichen
Weg der Rekonstruktion oft in noch stärkerer Weise weitergeschritten, als es
zunächst bei Hamm der Fall war. Auch Historiker wie St rahm, Genoud u. a.
sind später gelegentlich in ähnlicher Art vorgegangen32. Daß dadurch ein-
Bedenklich stimmt es schon, daß Hamm Straßen, wenn auch gestrichelt, rekonstruiert, für
die der heutige Stadtplan keine zwingende Notwendigkeit erkennen läßt und für die auch
keine historischen Belege beizubringen sind (vgl. am Münsterplatz und in den Blöcken 26, 27
und 36 der Karte). Unzulässig ist aber die im Strich voll ausgezogene Verlängerung der Fran
ziskanerstraße zwischen den Blöcken 38 und 38 a (vgl. Schwineköper, wie Anm. 5, S. 13,
auch ebd. Abb. 8). Außerdem wird der Verlauf mancher anderen Straße der Altstadt etwas
geglättet und normalisiert, was selbst auf Hamms Karte zu erkennen ist: z. B. die Gauchstraße
zwischen den Blöcken 28 und 29 bzw. 38 a und 39, ferner die Südwestecke des Münsterplatzes
bei Block 17; willkürlich abgeändert auch Block 14. Vgl. unsere Abb. 3 und 4
H. Strahm, Der zähringische Gründungsplan der Stadt Bern, ArchHistVBern 39, 1948, nach
S. 390. Strahm bezeichnet diesen Plan jedoch ausdrücklich als Idealplan und stellt ihn der tat
sächlichen Parzellierung gegenüber. A. Genoud, La construetion de Fribourg et les
Premiers edifices de la ville au Xlle siecle, Revue Suisse d' art et d' archeologie 6, 1944, S. 1 18;
9, 1947, S. 80—94. Vgl. unsere Abb. 5 und 6.
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