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Abb. 18 PJan der Stadt Straubing nach Gruber.
Augsburg und anderen Orten zum Beispiel mögen vielleicht auch nebenher
diesem religiösen Zweck gedient haben. Wie die bis in neueste Zeit erhaltenen
auf ihrer Mitte in der Nachfolge älterer Marktbuden errichteten Häuserblöcke
beweisen, handelt es sich auch in diesen Städten in erster Linie um große
Straßenmärkte, die z. T. spätestens in salischer Zeit entstanden sein durften27
Es zeigt sich also, daß auch die Freiburger Marktanlagc tatsächlich nicht
den Beginn von etwas völlig Neuem darstellt. Vielmehr steht sie, ähnlich wie
der eigentliche rechtlich-verfassungsmäßige Gründungsakt, in der älteren Tradition
des großen Straßenmarktes. Stadtpläne aus späterer Zeit — die Beispiele
des staufischen Friedberg in der Wetterau oder der bayerischen Neustadl
Straubing mögen hier für viele andere stehen belegen, daß sich dieses Prinzip
der Marktlage auch außerhalb des eigentlichen Bereichs der „Zähringer-
städtc" als grundlegend erwies28.
Die Straßenmärkte der ältesten „zähringischen" Stadigrundrisse Offen-
bürg und Freiburg wirkten als Vorbild, und zwar in zweierlei Weise. Den
einen Zweig dieser Filiation haben wir bereits ausführlich kennengelernt. Ei
führt zunächst nach Villingen, wo wie mir scheinen will zum ersten Male
der in Freiburg mehr zufällig entstandene Gedanke der sich kreuzenden Stra-
27 Auf die Kontroverse über diese Anlagen kann an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Die
angeblich, erst spätere Verwendung dieser Straßen für Marktzwecke gibt allerdings auch W.
Noack, Stadtbaukunst und geistlich weltliche Repräsentation im XI. Jahrhundert, Festschrift
Kurt Bauch, o. O. 1957, S. 29, zu. über Speyer vgl. Städtebuch Rheinland Pfalz, hg. v.
E. Keyser (Deutsches Städtebuch IV, 3), Stuttgart 1964, S. 385 ff., Lit. Angab, ebd. S. 391.
Vgl. ferner E. Herzog, Die ottonische Stadt, Berlin 1964, S. 147 ff, 182 ff, 197 ff, G ruber
(wie Anm. 17) S. 39.
-8 G r ub e r {wie Anm. 17) S. 54 ff. Auch der staufische Markt von Colmar wäre hier zu nennen,
der freilich noch recht unregelmäßig ausgestaltet und vielleicht durch ältere Vorformen bestimmt
ist; vgl. W. Noack, Die Stadtanlage von Colmar, AlemannJb 1953 S. 192 ff., Gruber
(wie Anm. 17) S. 38 Abb. 24, 25. Vgl. unsere Abb. 16, Friedberg und Straubing vgl. Abb. 17 u. 18.
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