http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0078
Stadtbachsystem. Auch eine genauere Untersuchung der Stadtbäche in den
„zähringischen" Städten steht noch aus. Selbst die Stadtkirchen der ältesten
Zähringergründungen verdienen noch weitere Aufmerksamkeit. Es ist verfassungsrechtlich
schon sehr auffällig, daß hier, anders als bei manchen sonstigen
Stadtgründungen, die Erbauung von Stadt und Kirche einigermaßen
gleichzeitig vor sich geht, und daß darüber hinaus in den Privilegien der
Besetzung dieser Stadtpfarreien große Aufmerksamkeit zugewandt wird. Unbeachtet
ist es bisher ferner geblieben, daß sich auch die baulichen Anlagen
der Stadtkirchen dieser Orte ursprünglich sehr ähnlich gewesen zu sein
scheinen. Es hat sich wahrscheinlich fast überall um querschifflose Basiliken
gehandelt, deren Schiffe im Osten durch drei, meist die Breite der Haupt- bzw.
Nebenschiffe ausfüllende Konchen abgeschlossen wurden. Ein oder zwei Osttürme
am Chor scheinen ebenfalls zu diesen südwestdeutschen Stadtkirchen
gehört zu haben, was z. B. in Rottweil-Altstadt und Villingen gut erkennbar ist,
in Freiburg durch Grabungen erschlossen wurde, und sich in Bern, Freiburg im
Üchtland und der Heiligkreuzkirche in Rottweil noch aus dem Aufbau der
heutigen meist spätgotisch erneuerten Kirchen herausinterpretieren läßt39.
Endlich bedarf aber auch das ganze schriftliche Quellenmaterial, zumal nach
der grundlegenden Arbeit von Schlesinger, der erneuten Durchsicht, wobei
auch Quellen aus späterer Zeit für Rückschlüsse in ähnlicher Weise heranzuziehen
wären, wie ich es für die Marktanlagen bereits versucht habe.
Obwohl also alle diese Vorbehalte gemacht werden müssen, möchte ich hinsichtlich
einer absoluten Chronologie der Zähringerstädte lediglich sagen, daß
mir Offenburg und Freiburg, vielleicht auch das allerdings sehr problematische
Rheinfelden in den Anfang des 12. Jahrhunderts zu gehören scheinen.
Villingen I würde ich dagegen erst in den mittleren Zeitraum des Jahrhunderts
setzen. Das wäre nicht nur wegen des technischen Fortschritts in der Ausgestaltung
, sondern auch deshalb denkbar, weil hier eine ältere sicher funktionsfähige
Marktsiedlung an anderer Stelle bereits seit 999 bestand und sich
wahrscheinlich bis ins 12. Jahrhundert hielt. Sie ist aus alten Karten sogar
noch einigermaßen in ihrem Bestand erkennbar40. Allenfalls nach der Mitte
des Jahrhunderts, vielleicht sogar erst im Jahre 1170/80 kann m. E. Rottweil
angesetzt werden. Für Neuenburg haben wir das früheste Datum 1171, das als
Gründungstermin wohl zutreffen dürfte41. In Breisach dürfte auf Grund des
fortgeschrittenen Zustandes der Planung die Anlage auf dem Münsterberg
erst in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, also doch wohl zu dem Vertrag
Heinrichs VI. mit dem Bischof von Basel von 1185 und nicht zu der Urkunde
von 1146 gehören42. Wie dann die von 1146 vorliegende Nachricht von der neu
erbauten Villa Breisach zu deuten ist, sei dahingestellt. Außerdem wäre Breisach
, wie vielleicht auch Rottweil, notwendigerweise als eine vielleicht unter
dem Eindruck anderer Vorbilder zustandegekommene Staufergründung anzusprechen
. Für Freiburg im Üchtland und Bern müßte es wohl bei den alten
39 Freiburg: A. Kempf, Ausgrabungen im Münster zu Freiburg, Denkmalspflege 1933, S. 111 bis
115. über diese querschifflosen Basiliken mit 3 Konchen, die häufig bei Klöstern vorkommen,
vgl. L. Schmieder, Das Benediktinerkloster St. Blasien, Augsburg 1929, S. 21 ff.
40 Gemarkungsplan von Villingen abgeb. u. a. bei Noack (wie Anm. 18) S. 237 Abb. 3.
41 Noack (wie Anm. 13) S. 188? Hamm (wie Anm. 6) S. 115.
42 Anders Büttner (wie Anm. 31) S. 72 ff.; Für 1185: Beyerle (wie Anm. 23) S. 34; Noack
(wie Anm. 13) S. 190.
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