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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0079
Ansätzen zu etwa 1178 bzw. 1191 bleiben. Die von de Zürich bzw. Strahm nachgewiesenen
früheren Erwähnungen der beiden Ortsnamen wären dann vielleicht
auf die ältere Burg in I rciburg bzw. auf die Burgsiedlung um die
Nydeck in Bern zu beziehen43.

Nach dem Ausgeführten stellt sich von selbst noch die letzte Frage nach
der Berechtigung der Bezeichnung „Zähringerstadt". Daß diese Benennung in
einem engeren Sinn für nachweislich von diesem Fürstenhaus gegründete
Städte zutreffend ist, bleibt unbestritten. Man sollte in dieser Beziehung
aber wohl besser von Zähringergründungen als von Zähringerstädten sprechen
. Es fragt sich jedoch, ob das gerade als Eigentümlichkeit der zährin-
gisehen Städte bisher herausgestellte Planschema bei diesen zuerst und allein
herausgebildet und nur von hier aus auf andere Städte dergestalt übertragen
worden ist, daß man von einer Gattung „Zähringerstädie" in einem weiteren
Sinne reden darf. In diesem Zusammenhang wäre dann das umfassendere Problem
zu klären, ob im deutschen Bereich tatsächlich die sogenannten Zähringerstädte
die ersten „gegründeten" Städte sind, die den „gewachsenen" Städten
erst seit dem 12. Jahrhundert zur Seite getreten wären. Ich möchte meinen, daß
diese zweite Frage zuerst zu beantworten ist: Gründungsvorgänge hat es in
den Märkten und späteren Städten schon lange vor den im Herrschaftsbereich
der Zähringer errichteten Anlagen gegeben. Es sei für unseren Raum nur an
Allensbach oder Radolfzell erinnert. Und wenn in den Markturkunden des
10. Jahrhunderts so häufig der Ausdruck „mercatum construcre" vorkommt,
so darf man dahinter tatsächlich technische Vorgänge, z. B. die Anlage eines
Marktes mit den dazu gehörigen Bauten sehen44. Daß dies alles natürlich noch
recht primitiv vor sich ging, ist selbstverständlich. Aber auf alle Fälle dürfte
es sich um wirkliche Gründungsvorgänge für ganze Siedlungen oder wenigstens
für einzelne Siedlungsteile gehandelt haben. Es kommt daher u. E. den
sogenannten Zähringerstädten in dieser Hinsicht keine absolute Priorität zu.

Ähnliches gilt auch in bezug auf die regelmäßige Ausgestaltung der Stadtpläne
dieser neu gegründeten Städte im Südwesten und in der Schweiz. Bestimmendes
Element war der große Straßenmarkt, der sich auch vorher schon
in Städten des gleichen Raumes, wie Straßburg, nachweisen läßt. Neu ist allerdings
die kreuzförmige Verwendung von zwei einigermaßen gleichbedeutenden
Marktstraßen. Aber dies Charakteristikum weisen längst nicht alle der
„zähringischen" Städte, sondern nur Villingen, Rottweil und als spätere Nachzügler
Kenzingen, Waldkirch und andere kleinere Orte auf. Dabei muß aber
beachtet werden, daß Rottweil als zähringischc Gründung bisher nicht endgültig
gesichert werden konnte und u. E. eher als staufisch anzusprechen ist.
Die übrigen Stadtanlagen, wie vielleicht Rheinfelden, dann sicher Neuenburg,
das wahrscheinlich ebenfalls staufische Breisach, Bern, Thun, Murten und in
gewisser Weise auch Freiburg im Üchtland behalten das Schema des einen
Straßenmarktes bei und stellen daher grundsätzlich eigentlich nichts Neues
dar. Es bliebe nur die größere Regelmäßigkeit der Gcsamtanlagc und der
Nebenstraßen sowie vor allem die Unterscheidung von Wohn- und Wirtschafts-

43 Vgl. Anm. 34; Freiburg i. ü.: P. d e Zürich, Les origines de Fribourg, MemDocSocHistSuisse
Romande 2. Serie, Bd/l2, Lausanne u. a. 1924, S. 31 ff.

44 Vgl. Anm. 26. „Mercatum construere" kommt in den Privilegien recht häufig vor vgl. z. B.
D K I, 36: 918 Sept. 9 für Eichstätt; vgl. Endemann (wie Anm. 26) S. 19, wo übrigens von
„forum publicum construere et convocare . . . mercatum" die Rede ist, ferner ebd. S. 29.

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