http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0116
Mörser
Kindler von Knobloch 445 nennt für das Jahr 1223 einen „Henricus
Moesarius" und einen „Bertoldus Mersor". Offensichtlich lag seinen Angaben
eine Urkunde vom 16. Februar 1223440 zugrunde, in deren /eugenreihe zwar
ein „Heinricus Morsarius" erscheint, aber kein weiteres Mitglied dieser Familie
. Wahrscheinlich hat K i n d 1 c r von K n o b 1 o c h den Namen des
ebenfalls als Zeugen auftretenden „Bertoldus incisor" falsch gelesen.
Heinrich Morser wird in der Folgezeit in Freiburger Urkunden nicht mehr
genannt. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist der Ritter Johann
Morser, auch genannt der Alte, häufig bezeugt447.
Bei der Auseinandersetzung zwischen der Stadt und den Grafen von Freiburg
um die Wende zum 14. Jahrhundert448 stehen die Mörser auf Seiten der
Grafen. Etwa um 1306 teilt Graf Egen den drei Schiedsrichtern zwischen ihm
und der Stadt vielfachen Sühnebruch seitens der Stadt mit; unter anderem
beklagt er sich, daß der mit der Stadt verbündete Markgraf von Hachberg
„hern Egelof Kukelin im den Morser berobet im verbrennet schedeliche haut
in dem dorfe ze Bergen". Weiter heifit es: „Ich künde uch och, daz die burger
den Morser viengen, do er von mir abe der bürg ze Friburg gieng . . ."449
Ob hieraus geschlossen werden darf, daß die Morser zu diesem Zeitpunkt
noch durch das Band der Ministerialität mit den Grafen von Freiburg verbunden
waren, ist nicht sicher.
Auch die für das 13. Jahrhundert bezeugte Schwägerschaft der Morser mit
den Herren von Falkenstein450 ist, für sich allein betrachtet, noch kein Beweis
für eine ministerialische Abkunft. Zusätzliches Gewicht erhalten die aufgeführten
Belege aber durch die Tatsache, daß die Morser ausweislich ihrer
Siegel dasselbe Wappen führten wie die zähringische, später fürstenbergische
Ministerialenfamilie von Kirneck451, nämlich im Schild eine bis zur Mitte gesenkte
Spitze452. Ein Wappen übrigens, das im Gegensatz zu den zahlreichen
Wappen mit Rad im Schild für andere Freiburger Patrizierfamilien zumindest
bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts nicht bezeugt ist.
Vielleicht berechtigen diese Einzelbelege, die in ihrer Gesamtheit aber ein
geschlossenes Bild geben, dazu, die Morser ähnlich wie die Herren von Staufen
, aus deren Familie letztmalig im Jahre 1239 ein Mitglied „ministerialis"
genannt wird451, als ursprüngliche Ministerialen der Zähringer anzusehen, die
dann unter den Erben der Herzöge, den Grafen von Freiburg, allmählich in
ein freies Lehensverhältnis übergingen.
Als Ergebnis ist festzuhalten:
Von den zwölf reichsten, noch vor dem Jahr 1240 bezeugten Freiburger
Geschlechtern gehörten die von Arra/Trösche von Umkirch und die von Totti-
445 Geschlechterbuch III, S. 117.
44<> FUB I, n. 38.
447 U. a. FUB Ir n. 213, 234, 275, 285, 347, 359, 368, II, n. 3, 46, 132 etc.
448 Stülpnagel, KB 1/2, S. 845.
449 FUB III, n. 92.
450 FUB II, n. 27.
451 Geschlechterbuch II, S. 408. Ferner Fürstenberg. Urk.buch II, S. 188 (Beschreibung).
4Ö- FUB III, n. 183 u. Siegeltafeln zu FUB III, Tafel 14, Nr. 111.
453 W. S t ü 1 p n a g e 1 , Die Herren von Staufen {Schauinsland 76 [1958], S. 33 ff.), S. 53. Vgl. auch
FUB I, n. 66, S. 54.
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