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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0131
Am 15. Mai, als das Domstift schon seinen Sitz nach der Breisgaustadt verlegt
hatte, fand noch eine Versammlung seiner Angehörigen in Neuenburg
statt. Für die Verlegung nach Freiburg dürfte ausschlaggebend gewesen sein,
daß dort das Münster als größter, wenn auch nur bürgerlicher Kirchenbau
in der Umgebung Basels stand und mit dem eben fertiggestellten Kapellenkranz
über reichlich Altäre oder Raum dafür verfügte. Auch mag die Nähe
des Elsaß als des katholisch gebliebenen größten Gebietes der Diözese Basel
zu dieser Wahl beigetragen haben.

Die Art und Weise, in welcher der Glaubenswechsel in Basel durchgeführt
und schließlich erzwungen wurde, hatte neben dem Domkapitel und dem
Bischof, als den berufenen Vertretern der alten Kirche, auch manche andere,
die mit dem Verlauf der Reformation nicht einverstanden waren, zur Auswanderung
veranlaßt. So hat auch der Prior der Kartause in Kleinbasel,
Hieronimus Tschekkenbürlin aus einem angesehenen Basler Geschlecht, mit
einigen seiner Getreuen in Freiburg Zuflucht gesucht, ebenso die Äbtissin
des Klarissenklosters mit den treugebliebenen Schwestern.

Größtes Aufsehen erregte jedoch, daß die berühmtesten Männer des
Humanistenkreises und der Universität dem in die Zwangsjacke gesteckten
Geistesleben Basels den Rücken kehrten. An ihrer Spitze stand Erasmus von
Rotterdam, der „Fürst der Wissenschaft" seiner Zeit, der für sechs Jahre in
Freiburg Zuflucht fand. Wenige Wochen vor ihm, am 20. Februar 1529 schon,
war bereits sein Freund Heinrich Loriti Glareanus nach Freiburg übergesiedelt
, wo er bis zu seinem Tode 1563 lebte und fruchtbringend wirkte.
Beide zogen viele Schüler mit sich.

Besonders zu erwähnen ist auch die reiche Basler Familie Bär (Ber) mit
dem Rat und Gerichtsherrn Franz Bär und seinen Söhnen sowie seinem
Bruder, dem Humanisten Ludwig Bär. Auch ihr Verwandter, der Kaufmann
Hans Oberried, und Franzens Schwager, der Bürgermeister (1516 1521) und
Wortführer der Katholiken Basels (1529), Jakob Meyer zum Hasen, nahmen
in Freiburg Aufenthalt.

Im Jahre 1530 verließ noch der Uiiiversitätsprofessor Johann Sichart die
alte Bischofsstadt, wo er mit Rhenanus und Bonifaz Amerbach verkehrt hatte.
Er war in erster Linie Philologe, beschäftigte sich aber auch mit juristischen
und medizinischen Studien. In Freiburg erwarb er sich bei Zasius den juristischen
Doktorgrad5.

Am 26. Mai 1529 hatte sich das Domstift wiederum an die Ensisheimer
Regierung gewandt und um Unterstützung gegen den Rat von Basel ersucht,
der ihm immer noch Bücher, Meßgewänder, Kelche und anderes zurückhalten
würde. Andererseits hatten aber die Domherren vor ihrer Flucht das eigentliche
Schatzgewölbe verschlossen, seine Schlüssel und alle Rentbriefe mitgenommen
.

Wenn auch der König und die geistlichen Kurfürsten dem Bistum Basel
ihren Schutz und Beistand versprachen, so konnten sie doch wegen der gleichzeitigen
Türkennot keine wirkliche Hilfe leisten. Die Verhandlungen zwischen
Ensisheim und dem Dompropst Dr. Andreas Stürtzel von Buchheim einerseits
und Basel andererseits ergaben nach vielen Schwierigkeiten schließlich eine

5 Sichart ist um 1499 in Tauberbischofsheim geboren, wurde am 3. Juni 1521 in Freiburg immatrikuliert
, 1524 Professor jn Basel und 1530 in Freiburg. 1535 folgte er einem Ruf nach Tübingen,
wo er am 9. September 1552 verstarb {Schauinsland 1961, 50).

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