http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0149
Abgesehen von den nicht mehr lesbaren oder verschwundenen Grabplatten
sind auch viele Gedenktafeln in Abgang gekommen, u. a. solche von den Domherren
Kustos Peter Richard Hennstein f i540
Scholastikus Ludwig Bär f 1554
Dekan Jörg von Ampringen f 1573
Propst Peter von Dettingen f 1615
Propst Joachim Brimpsi von Herblingen t 1624
Archidiakon Johann Ludwig von Schönau f 1678
Neben ihren Geschenken an das Münster errichteten die Basler Herren
eine Reihe von Stiftungen für kirchliche, erzieherische und soziale Zwecke, und
öfters rühmt man ihre Wohltätigkeit40. So wird z. B. im Entwurf von 1556 für
eine städtische Armenordnung gesagt, daß die Herren des Kapitels jeden
Monat für 6 Mutt41 Korn Brot geben. Wenn es auch weiter heifit: „do kumpt
alles ungesufer, das in der statt ist, daß die herren des capitels solch almusen
vilmol hand wellen abdun", so erlosch doch ihre wohltätige Gesinnung keineswegs
. Als 1571 ein neuer Versuch zur Einführung einer Armenordnung vorgenommen
wurde, hat man das Domkapitel neben der Universität und andern
Anstalten um ein Gutachten gebeten, das im folgenden Jahr eingereicht wurde.
Sie konnte aber erst in die Tat umgesetzt werden, als mit dem Vermächtnis
des Domdekans Dr. Apollinaris Kürser (Kirser) Mittel dafür zur Verfügung
standen. Er starb am 27. Dezember 1579 und wurde im Münster bestattet. Die
Ordnung trat dann 1582 in Kraft, und alle vermögenden Kreise der Stadt hatten
regelmäßige Beiträge zugesagt, darunter auch das Hochstift.
Kürser war in Pforzheim 1521 geboren und studierte in Tübingen und Freiburg
, wo er am 15. Juni 1535 als Baccalaureus immatrikuliert wurde und den
juristischen Doktortitel erwarb. Er wurde Hofrat des Markgrafen Ernst von
Baden (reg. 1527—53) und dann Kanzler des Johanniterordens. Als solcher
besaß er die Häuser „zur Ernte" (Engelstraße 3) und ab 1557 „zur großen Pfalz"
(Kaiser-Joseph-Straße/Ecke Nußmannstraße), 1565 war er Eigentümer der
Häuser „zum Steineck" und „zum Safran" in der Vorstadt Neuburg (Nr. 361/2
und 395). Nach dem Tod seiner Frau trat er, kinderlos geblieben, in den geistlichen
Stand und starb als Dekan des Basler Stifts. Seine Gedenktafel in der
Sother-Kapelle, eine der schönsten im Münster, rühmt besonders seine Freigebigkeit
. Er schenkte ihm u. a. Kultgegenstände im Goldgewicht von 24 Mark
(etwa 5,6 kg), wie die Inschrift ausweist. Seine Stiftung von 5000 Gulden ist
insbesondere für Studierende und zur Aussteuer von Bräuten bestimmt.
Eine Übersicht der Stiftungen aus dem Kreis des Domkapitels sei nachstehend
gegeben. Es handelt sich mit einigen Ausnahmen um Unterstützungen
für die studierende Jugend, besonders von Theologen. Um einen Vergleich der
Werte zu haben, ist der Vermögensstand der einzelnen Stiftungen nach dem
Stichtag 31. Mai 1874 verme rkt42.
1537 Nov. 1. Johannes Fabri, Dompropst (2 579 fl.)
1570 Aug. 1. Apollinaris Kürser, Dekan (8 065 fl.)
1578 Mai 7. Balthasar Hagmann, Kustos (2 252 fl.)
40 Anton Retzbach: Die Freiburger Armenpflege im 16. Jahrhundert. Zschr. z. Bef. d. Geschichtskunde
, Freiburg, 33/1917, 109 ff., 115 und 136.
41 Sechs Mutt waren etwa 400 450 Liter Körner.
42 Die Urkunden über die der Universität Freiburg zugehörigen Stiftungen S. 405/6.
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