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wurden erst am 10. Januar 1793 wieder freigelassen. Die andern Domherren
verließen zur selben Zeit Arlesheim und flüchteten zunächst nach Basel, dann
wiederum nach Freibnrg.
Die unter Bezugnahme auf die Vorgänge von 1529 beantragte kaiserliche
Genehmigung zur Übersiedlung wurde schon am 30. März 1793 erteilt. Sie
drückt, gezeichnet vom Vizekanzler Fürst von Colloredo, das Bedanern und
Mitgefühl des Monarchen zum Schicksal des Basler Domstifts ans und erlaubt
ihm, für den Fall, daß die Arlesheimer Domkirche geschlossen bleibe, in Frei
bürg Wohnsitz zu nehmen und sich im Münster mit den dortigen Domherren
im Chordienst zu vereinigen.
Von Freibnrg aus dem Asyl, das Seine Majestät dem Domkapitel von Basel
bewilligt hat, gab es am 7. April 1794 der Diözese Kenntnis vom Tod ihres
Oberhirten und ordnete Gebete für die Wahl seines Nachfolgers an, die auf
den 2. Juni festgesetzt wurde. Der Kaiser bestimmte als Kommissar den Frei-
burger Regierungspräsidenten Baron von Summerau.
Schon am 30. Mai war in Freiburg die Wahlkapitulation für den neuen
Bischof, 50 Artikel umfassend41, abgeschlossen worden. Am Morgen des Wahl
tags las der Domdekan von Rose im Münster eine Messe und teilte das Abendmahl
an die Wähler aus. Die Wahl selbst fand im Saal des Pfarrhauses (Her
renstraße 36) statt"14, ohne große Zeremonien wie es sonst Brauch, wo vom Dom
kapitel anwesend waren:
Franz Christian von Eberstein, Propst,
Franz Ignaz Meinrad Xaver von Rose von Muttenberg, Dekan,
Franz Sigismund Blarer von Wartensee, Kantor,
Heinrich Hermann von Ligertz, Archidiakon,
Franz Anton Jakob von Reinach-Steinbrunn, Kustos,
Josef Wilhelm Fidelis Rinck von Baldenstein,
Dr. theol. Philipp Valentin von Reibelt,
Karl Franz Eleazar von Wangen-Geroldseck,
Dr. theol. Franz Xaver von Mahler, Generalvikar,
Friedrich Heinrich Johann-Baptist von Andlau-Homburg,
Joseph Augustin von Andlau,
Wilhelm von Rotberg,
Franz Xaver von Neveu,
Franz von Sales Konrad Fidelis Rinck von Baldenstein,
Johann Nepomuk von Wessenberg und Ampringen.
Sämtliche Stimmen vereinigten sich auf Franz Xaver von Neveu, der bereits
einige Jahre Stadtpfarrer in Offenburg war. Am folgenden Tag erkannte er
die Kapitulation ausdrücklich als erwählter Bischof und Reichsfürst an. Der
Generalvikar hatte noch am Wahltag die Diözese vom Ergebnis benachrichtigt.
Der neue Bischof war am 25. Februar 1749 auf Schloß Birseck geboren, wo
sein Vater ein hoher Beamter des Bistums war. Sein Bruder Josef Wilhelm
Karl Anton war ebenfalls Domkapitular und Ende 1793 in Offenburg verstor
ben. Er selbst war 1790 ins Kapitel eingetreten.
43 GLA 19/5 (1794 VI 3).
44 Bericht in der Freyburger Zeitung Nr. 45, 4. Juni 1794, und in den „Chronikblättern der Stadt
Freiburg", Adreßbuch i898, 19/20.
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