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Roll- und Beschlagwerk umgibt in dem nur hier etwas stärkeren Relief das
Wappen mit dem Roten Baselstab.
Der dritte plastische Schmuck der Hauptfassade ist nicht datiert, aber auch
um 1590 entstanden; ein ihn genauestens kopierendes Bildwerk saß bis 1944,
bis zur Zerstörung, am Haus „Zum Kleitenfels", Münsterstraße 4, als Konsole
unter dem „1592" datierten Fachwerk. Aus der kräftigen Konsole am Basler
Hof zwängt sich der athletische Oberkörper eines Mannes heraus. Sein ordinäres
Gesicht mit martialischem Schnurrbart steckt zwischen den Voluten,
deren Enden er mit seinen muskulösen Armen packt. Die Konsole trug den —
nicht mehr vorhandenen Staffelgiebel, der das lange Satteldach inmitten
unterteilte.
Das letzte Bildwerk ist eine große Inschrifttafel an der südlichen Hof-
fassade des nördlichen Seitenflügels; sie war also nur vom Innenhof aus sichtbar
. Sie ist umrahmt von graziösem, ornamental angeordnetem bildhauerischem
Dekor, in der sich zwischen Draperien uno Fruchtgehängen Putten
herumtummeln. Der Aufsatz mit dem Wappenschild inmitten zeigt sich vor-
kröpfendes Rollwerk. Beiderseits der Schrifttafel sitzen schmale, sich vorwölbende
Konsolen mit Köpfen darauf. Das als Ornament noble Werk gemahnt
stärker als die anderen gleichzeitigen Arbeiten am Basler Hof an den Floris-
Stil. Die lange lateinische Inschrift lautet auf deutsch etwa:
Mit dem Segen Gottes, des Allmächtigen und Besten
und unter dein Hochwürdigsten und Durchlauchtigsien Fürsten und Herrn
Bischof JACOB CHRISTOPH
sowie den derzeitigen Domkapitularen, den Hochwürdigen,
Edlen und Erlauchten Herren, den Herren Probst
PETER von TETTINGEN, Dekan FRANZ von APPONEX,
Weihbischof von LIDDA und Scholasticus MARCUS. JOHANN Vogt
von SUMERAU und PR AS BERG, REINHARD GÖLDLIN von TIEFFENAU,
Cantor JOH ANN GEORG von HALWIL, Custos und Beider
Rechte Doctor GEORG FLADER, Beider Rechte Doctor
JOHANNES SETRICH, JOHANN FRIEDRICH von NEUCHINGEN,
WILHELM RINCK von BALDENSTEIN und JACOB von REINACH
wanderte das Basler Domkapitel
mit seinem Clerus wegen des Abfalls Basels von dem katholischen
Glauben, den die Apostel, ausgehend von Jerusalem,
von Anfang an allen Völkern predigten, auf Geheiß
des Allergnädigsten Kaisers und Herren FERDINAND,
immer Mehrer des Reichs,
im Jahre des Heils 1529
hierher unter den gütigen Schutz dieser hochangesehenen Stadt Freiburg
und hat sich nunmehr dieses Haus als Curie
für sich und die Seinen hergerichtet
im Jahre des Heils 1590.
Wie die bildhauerischen Zutaten am Äußeren aus der Zeit der Besitznahme
durch das Basler Domkapitel, so schmückten Malereien und gewiß auch
schöne Schreinerarbeiten das Innere. In einigen Räumen, besonders im mittleren
Stock des nördlichen Seitenflügels waren Reste der zumeist dekorativen,
zuletzt auffallend trüb gewordenen Wandmalereien noch erhalten. Ein eigen-
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