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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0250
Byzantinismus sich mit aufklärerischen Ideen vereint. Die „süße Harmonie
" unseres Friedenslieds findet sich auch in der zehnten Strophe des
Museumslieds als euphoristisch-staatsgläubige Wendung. - Das Schwerterklirren
und die „blut'gen Fahnen" der dritten Friedensliedstrophe finden sich
wörtlich in einer späten Strophe der wenig bekannten „Cantate"; sie lautet:

Dann kehren heim in ihre Hallen
die blutgen Fahnen fern und nah,
und statt des Krieges Donner schallen
nur Friede und Hallelujah . . .

Nehmen wir die vierte Strophe des Friedenslieds vor, so finden sich Parallelen
im Museumslied Strophe sechs (Wetter), und die „Blitzesröthe" könnte
die „roten Blitze" des „Sommerlieds" vom Kalender 1807 vorbilden. Der
Anruf des Vaterlands in Strophe vier des Friedenslieds ist gegenüberzustellen
der lapidaren, ergänzenden Gedankenführung der zwölften Strophe des
Museumslieds:

Aber ach, Ihr blickt umher!
Mancher Biedre ist nicht mehr;
ihre Asche hat der Sand
und den Geist sein Vaterland . . .

Auch diese Strophe, die in ihrer fast brutalen Naivität und ihrer grammatikalischen
Unebenheit an B. H. Brockes oder an die Kempner erinnern könnte,
ist Hebels Werk. - Das „Saitenspiel" unsterbliches Füllwort der Gelegenheitsdichter
in Strophe sechs unseres Friedensliedes hat in Strophe eins
des Museumslieds seine genaue Entsprechung. Vom Gleichlauf der Strophen
sieben und acht zur fünftletzten Strophe des „Storch" wurde bereits gesprochen
. Die währungsschaffendc Funktion des Schwerts aus der zweiten
Strophe des kritiklos den Krieg verherrlichenden Grenadierlieds

in Feindes Fand bezahlt das Schwert,
die Münz, und die ist gut.. .

ist nur wenig umschrieben in der ersten Zeile der neunten Strophe unseres
Friedenslieds. Dieses aber stellt immerhin das leidenschaftliche Walten des
Schwertes als der Ordnung widersprechend hin, während das Grenadierlied
das gleiche Schwertwalten begrüßt, weil der Landesherr den Krieg befohlen
hatte, eine utilitaristische Verschiebung der ethischen Wertigkeiten. Die
„Paläste und Hütten" der elften Strophe des Friedenslieds endlich finden sich
teils wörtlich, teils sinngemäß wieder in Hebels Neujahrslied; die Paläste
sind durch „Throne" ersetzt. Die zwölfte wie die zehnte Strophe mit ihren
stereotypen Aufforderungen zum Becherfüllen bringen nichts Neues an thematischen
Ingredienzien, es sei denn, man läse aus der zwölften eine
erneute Einstimmung in jenes euphorische und kritiklose Vaterlandsgefühl
heraus, das für die dichtenden Panegyriker der Zeit und in seinen das
Verhältnis Fürst Volk berührenden Werken gehört Hebel durchaus in die
Kategorie der Lobredner des doch so kleinlichen und egoistischen Fürstendenkens
und Fürstendaseins — zum Repertoire ihrer ad-hoc-Dichtung gehören.

Die dreizehnte Strophe des Friedenslieds allerdings — sie propagiert
frohen Sinn, Mut, Hoffnung, Treue, Redlichkeit, stillen Fleiß und daraus

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