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gaugraf Berthold, der auf Fürsprache des Herzogs drei Jahre zuvor Markt
und Münze zu Villingen erhalten hatte. Dieser war ein Gefolgsmann des
Schwabenherzogs; ihn hätte mit größerer Wahrscheinlichkeit der König abgesetzt
, nicht aber im Breisgau mit der Grafschaft belehnt. Da der König dem
Grafen Birchtilo im Breisgau für seine Kirche einen Markt gibt, besser: dem
Kleriker Becilin, so kann von Ungnade diesem gegenüber keine Rede sein, im
Gegenteil: man dürfte darin eine Anerkennung und Belohnung für das Wohl-
verhalten im Jahre 1002 erkennen. Im Totenbuch des Königs-Bistums Bamberg
wird zudem des Grafen Birchtilo gedacht. Da der am 27. Februar Verstorbene
hier „Bertholdus", in St. Gallen aber „Pirhtilo" genannt wird, dürfte
die Identität Birchtilos mit dem Grafen Berthold der Urkunde Heinrich II. im
Sinne E. Heycks gesichert sein14.
Wer ist nun der Kleriker Becilin? Heyck hält ihn für irgendeinen Kleriker
(S. 9). Daß der „Pirctelo" des Jahres 1008, den wir noch kennen lernen werden
, ein Sohn des Grafen sein müsse, weil er das Stiftungsgut erneuernd
schenkt, nimmt auch Heyck an. Aus seinem Hinweis geht aber hervor, daß
Heyck die Dotation des Grafen Birchtilo vom Jahre 993 an seine Kirche in
Sulzburg mißverstand. Birchtilo hat damals lediglich einen Teil seines weltlichen
Vermögens an sein kirchliches Eigen überwiesen; der Kirche als solcher
wurde nichts geschenkt und die „Schenkung" blieb in seiner Verfügungsgewalt
. Nach dem Tode des Grafen wird die Kirche von einem Sohn des
Grafen namens Pirctelo in einer echten Schenkung der Kirche zu Basel übergeben
. In diesem Sohn sehen wir den Sohn Becilin, der Kleriker wurde. In der
Urkunde des Jahres 1004 wird er nicht als Sohn bezeichnet, aber auch in der
des Jahres 1008 nicht. In letzterer ergibt es sich aus den Umständen, aber auch
die Umstände in der Urkunde des Jahres 1004 nötigen zu dem Schluß: ein
Sohn des Grafen ist Vorsteher der Kirche und Kleriker! Daß der Bischof
Adalbero in Basel mit hineinwirkt in das Geschehen, zeigt die Urkunde Heinrich
II. deutlich. Kaum hätte Bischof Adalbero sich vor König Heinrich zum
Fürsprecher irgend eines Klerikers gemacht, der als Priester ein Angestellter
seines Grafen gewesen wäre. Mit dem Sohn des Grafen aber, der auch Eigner
der Kirche war, lagen die Dinge anders.
Die Übergabe von St. Cyriak an die Kirche in Basel
und die Klostergründung
Die Urkunde, die das hellste Licht auf unser Thema wirft, entstand im
Zusammenhang mit einer bedeutsamen Handlung, deren Hintergründe den
Beteiligten sehr wohl klar gewesen sein müssen15. Im Jahre 1008 übergibt
„Pirctelo" in einem feierlichen Akt zu Basel sein ganzes Erbteil dem Mona-
sterium des hl. Cyriak zu Sulzburg und das Gotteshaus selbst an die Kirche
des Bischofs zu Basel. Die Urkunde sagt folgendes:
14 St. Gall. MG Necr. I, 468: 27. II. Pirhtilo comes f.
Bamberger Necr.: 27. II. Bertholdus comes f.
15 „Das alles geschah mit besonderer Feierlichkeit und Festlichkeit; Adalbero sprach von des
Königs und seiner Mitbischöfe zustimmenden Rath und ließ auch seinen Erzkaplan bei Aufsetzung
der Urkunde besonderer Feierlichkeit sich befleißigen." E. Heyck, Gesch. der Herzoge
von Zähringen (1891), S. 11.
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