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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0279
in Burgund mußte er scheitern mit seinen Plänen39. Er scheiterte letztlich an
der Person Rudolf III. von Burgund, der, ein schwankendes Rohr im Winde,
immer denen gefügig war, die ihm gerade ihren Willen aufzwangen. Natürlich
hat Heinrich die Form gewahrt: König Rudolf erhob den Kleriker Berthold
, der Mitglied seiner königlichen Pfalzkapelle geworden war40, zum Erz-
bischof. Rudolf III. hatte schon im Jahre 1006 seinem kaiserlichen Neffen ein
Mitspracherecht in burgundischen Angelegenheiten eingeräumt, von dem
Heinrich II. bisher wohl kaum Gebrauch gemacht hatte; bei der Besetzung des
wichtigen Bischofsstuhles hatte aber Heinrich die Hand im Spiel. Was seit
Jahren in Basel vorbereitet worden war, mußte jetzt zum Zuge kommen.

Da einerseits Heinrich IL sein sehr gewichtiges Erbrecht in der Burgunder
Nachfolgefrage in die Waagschale zu werfen hatte, andererseits König Rudolf
den starken Arm des Kaisers brauchte, war Rudolf immer wieder genötigt,
dem Kaiser seine Ergebenheit zu bezeigen, oder seine Hilfe zu erbitten. Der
Gegner Heinrichs und des Reichs, der burgundische Nordgraf Otto Wilhelm,
zögerte jedoch nicht, sofort in der Bischofsfrage einzugreifen. Er ließ durch
das ihm ergebene Domkapitel den mit Zustimmung des Papstes designierten
Berthold abwählen und einen Mann seiner Wahl Gautier zum Erz-
bischof erheben41. Es ging dabei nicht ohne Gewaltanwendung. Berthold wurde
vertrieben und mit Hunden verfolgt. Dies Ereignis muß weit und breit Aufsehen
erregt haben. In der Chronik Thietmars wird es legendarisch ausgeschmückt
. Der fliehende Bischof, der die hetzenden Hunde nahen hört, bekreuzigt
seine Fußstapfen. Als die Hunde die geweihten Spuren mit ihren
Nasen beschnüffeln, werden sie herum gewirbelt und stürzen davon42.

Die Revolte des Grafen Otto Wilhelm konnte Heinrich IL nicht hinnehmen.
Er holte Verstärkung aus der Diözese Basel heran, die Herren der Nachbargebiete
leisteten dem Aufgebot auch Folge, doch gegen den in seinen festen
Burgen sitzenden Grafen Otto Wilhelm richtete der Kaiser nichts aus. Es hat
den Anschein, daß der Feldzug für Heinrich recht peinlich wurde. Er zog ab
und wandte sich den in Flandern drohenden Ereignissen zu, nicht ohne seinen
Bischof Berthold mitnehmen zu müssen, der aber nie seinen Anspruch auf den
Bischofssitz aufgab43. Letzteres ist verständlich, hatte er doch in Rom das
Pallium erworben, hatte Ordinationen vollzogen und seines Amtes gewaltet44.
Trotz allem warf man ihm vor, er habe das Bistum erkauft. Durch diesen Vorwurf
wurde ja auch Adalbero von Basel mitbetroffen. So kann es nicht verwundern
, daß bei der Münsterweihe in Basel am 11. Oktober 1019 gerade der
zuständige Erzbischof von Besancon fehlt45.

Man hat diesen Erzbischof Berthold bisher nicht unterzubringen gewußt.
Gfrörer wollte in ihm einen Grafen Berthold aus dem Hause des Humbert
von Burgund sehen. Blümcke (S. 39) läßt ihn in Burgund um 1011 einwandern
— was zutreffen wird , und Holtzmann schreibt von ihm, daß er einem vor-

89 O. Blümcke, Burgund unter Rudolf III., Diss. Greifsw. 1869, S. 50.

40 Poupardin, Royaume de Bourgogne (1907), S. 129. „Nach Bloch soll es der Kaiser gewesen
sein, der dem unglücklichen Kandidaten den Bischofssitz gegeben habe." Poupardin S. 13Ö.

41 A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. III, 614.
4- Thietmar, VII, 28. '

43 Poupardin, S. 131 f.

44 Hauck, III, 614.

45 Bei deT Münsterweihe in Basel sind mit Kaiser Heinrich II. die Bischöfe von Trier, Konstanz,
Straßburg, Genf, Lausanne u. a. zugegen. MGR Vautrey, Histoire des Eveques de Bäle (1884),
S. 88; Hirsch III, 82.

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