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nehmen deutschen Geschlecht entstamme40. Mit Sulzburg und den Vorgängen
in Strafiburg hatte man ihn nie zusammengebracht. Man hatte übersehen, daß
ein Sohn des Grafen Birchtilo Kleriker geworden war: Diese übliche und
damals selbstverständliche Weise, sich in der Welt des hohen Adels zu behaupten
, lag bei der Beziehung des Geschlechts zum Bischof Adalbero besonders
nahe. Auch das enge Zusammenwirken zwischen Heinrich II. und Bischof
Adalbero bei den burgundischen Angelegenheiten wurde in dieser Sache nicht
genügend in Rechnung gestellt. Denn an der Ernennung des Berthold zum
Bischof in Besancon mußte der Basler Bischof höchst interessiert gewesen sein,
und zweifellos war er durch Fürsprache und Empfehlung mitwirkend. Daß
der vertriebene Erzbischof der Landschaft am Oberrhein zugehört, geht aus
einer Urkunde des Jahres 1035 hervor, in welcher der „archiepiscopus Berih-
toltus" den Bischof Wilhelm von Straßburg anscheinend gebeten hat, sich für
die Kirche St. Peter in Burgheim/Lahr zu verwenden47. Es ist anzunehmen,
daß Berthold, solange Heinrich II. noch lebte, in dessen Diensten stand. Keineswegs
ist er im Jahre 1017 unter den als verstorben gemeldeten Bischöfen
zu suchen (Thietmar, VIT, 67)48.
Die burgundische Sache war nicht abgeschlossen. Im Jahre 1018 versuchte
Heinrich II. ein zweites Mal mit Waffengewalt sich durchzusetzen; wiederum
vergeblich. König Rudolf stand erneut unter dem Einfluß seiner burgundischen
Vasallen. Am 13. Juli 1024 starb Kaiser Heinrich. Er hatte die Einfügung
Burgunds in das Reich zwar vorbereitet, der Anschluß erfolgte aber
erst nach dem Tode König Rudolfs im Jahre 1032.
Aus welchen Gründen der Erzbischof Berthold später trotz der Einbeziehung
Burgunds in das Reich nicht wieder zu seinem Recht kam, läßt sich vermuten
. Es lag wohl daran, daß Konrad II. und später Heinrich III. andere Vertrauensmänner
in Burgund hatten49, zum andern daran, daß für die Zeit, die
jetzt heraufzog, die Art und Weise, wie Berthold zur Bischofswürde kam,
anrüchig war, Berthold fehlte die Wahl des Domkapitels. Die Kirchenwahl
wog jetzt schwerer, als die Ernennung durch den Kaiser. Als in Leo IX. ein
Papst, der aus dem benachbarten Elsaß stammte, den Stuhl Petri einnahm,
glaubte wohl Berthold, seine Rechte noch einmal geltend machen zu können,
zumal eine ferne Verwandtschaft ihn mit dem Ettichonensproß verbunden
haben wird. Auf der Synode in Mainz im Jahre 1049 brachte Bertholds Anwalt
dessen Sache vor50.
Obwohl dieser Anwalt Bertholds kein geringerer als Erzbischof Hermann
von Köln, der Bruder des im Vorjahr verstorbenen Herzogs Otto von Schwa-
46 R. Holtzmann, Geschichte der sächs. Kaiser, S. 457. Bezelin von Sulzburg ist nicht der Sohn
eines kleinen Miles; ist er ein Urenkel Guntrams des Reichen, so steht er im Kranze einer
erlauchten Verwandtschaft. Die frühen Habsburger, die Grafen im Elsaß, ja, Bruno von Egis
heim, der später als Papst Leo IX. den Stab über ihn brechen wird, sind dann Verwandte von
ihm.
47 S. Gall. U. B. III, 692. In dieser Sache wird Erzbischof Berthold bereits bei Bischof Werner
von Straßburg einem Vetter seines Vaters Birchtilo interveniert haben, da schon letzterer
das Unrecht an St. Peter in Burgheim durch Urteilsspruch feststellen ließ. Regest, d. Bisch, v.
Straßburg I. 268, auch S. 386.
48 „Bezelinus ist vielleicht Berthold von Besangon . . Holtzmann, S. 482. Da Erzbischof Berthold
aber noch zu Zeiten Leo IX. lebt, scheiden alle früher verstorbenen Bertholde aus.
49 Wenn die Ebersheimer Chronik berichtet, daß Bischof Werner von Straßburg auf Betreiben
Konrad II. in Konstantinopel umgebracht worden sei (MGSS, XXIII/4444), so kann man viel
leicht daraus bei aller Unsinnigkeit dieses Gerüchtes schließen, daß die alten Parteigänger
Heinrich II. nun nicht immer in hohem Kurs standen.
50 Jaffe-Löwenfeld, Rey. Pont. Rom 4188.
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