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in keiner Urkunde eine sichere Angabe enthalten. Was darüber bei Heyck
und anderen gesagt ist, bleibt Vermutimg. Aus Heycks Geschichte der Herzöge
von Zähringen ist allgemein die Annahme, daß die Birchtilonen, die das Grafenamt
im Breisgau innehatten, die Vorfahren Bezelins von Villingen, und
somit in ihnen die frühesten Zähringer zu sehen seien, fast widerspruchslos
übernommen worden. Die Verknüpfung geschah dadurch, daß dem Grafen
Birchtilo (993 Sulzburg) Bezelin von Villingen als Sohn zugeschrieben wurde.
Das enthielt u. a. die Hypothese, daß der Graf Berthold vom Thurgau und
der Gründer von Sulzburg ein und dieselbe Person seien53. Weil Berthold L
von Zähringen den Thurgau erbt, schließt Heyck, daß Birchtilo von Sulzburg
auch Graf im Thurgau gewesen sei, denn „es sei nicht zu bezweifeln, daß
Berthold I. den Thurgau vom Großvater erbte." Nur ist dieser Großvater
nicht Birchtilo von Sulzburg. Mit Recht findet H. Büttner es befremdend, daß
die Zähringer das Grafenamt im Breisgau nach Birchtilos Tod nicht inne
haben54. Büttners Abhandlung läßt deutlich erkennen, wie gering die Rolle
der Zähringer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts im Breisgau war. Das isi
nicht nur auf die Lähmung der Grafenfunktion durch die ausgedehnten Immunitäten
der kirchlichen Besitztümer zurückzuführen; die Zähringer hatten
besitzmäßig in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Breisgau noch nicht
Fuß gefaßt. Die oft genannten Stammgüter der Bertholde, die diese im Breisgau
haben sollten, beziehen sich ausnahmslos auf die Güter, welche Birchtilo,
der Breisgaugraf im Jahre 993 seiner Kirche geschenkt hat. Da er aber kein
Vorfahr der Zähringer war, entfällt auch die Annahme zähringischer Stammgüter
im Breisgau.
Daß der ältere Graf Pirihtilo der Jahre 962 und 96855 der Vater des Gründers
von St. Cyriak ist, wird allgemein angenommen. Auch über die Herkunft
dieses älteren Birchtilo gibt es heute nur Annahmen, obwohl bei Schöpflin die
alten Quellen zusammengestellt sind, aus denen hervorgeht, daß die Gründer
von Sulzburg der Familie der Grafen von Altenburg/Brugg angehören56. Nach
den Acta Murensia sind diese direkte Nachkommen des Grafen Guntram
(952). Da aber der Graf Birchtilo des Jahres 962 nicht ein Sohn des Lanzelin
von Altenburg im Aargau (um 940 geb., f um 1007) gewesen sein kann, muß
er als Bruder oder Stiefbruder gelten, was die alten Historiker auch sagen.
Auch das Stiftungsbuch St. Blasien nennt Gebizo, Bezo und Berthilo „Grafen
von Habsburg und Altenburg" als Stifter von Sulzburg.
Die umstrittene Person des Grafen Guntram ist seit Büttners Arbeit über
ihn57 als Breisgaugraf anerkannt, seine Identität mit dem „Guntram dives"
aus der Acta Murensia kaum mehr umstritten und seine Herkunft von den
Etichonen des Elsaß allgemeine Annahme. Doch darf man in Frage stellen,
ob er der Bruder der Grafen Hugo und Eberhard ist, die als Söhne des älteren
Grafen Hugo und dessen Gattin Hildegard zwar einen Bruder Guntram
53 Die Identität des Grafen Bertold (Rom 998) mit dem gleichnamigen Breisgaugrafen ist nicht erwiesen
; Fickler, S. Cl: „...Die Gleichsetzung des Grafen Berthold vom Thurgau ... mit dem
Breisgaugrafen Birchtilo ist falsch." Keller, S. 111.
54 Büttner, Die Zähringer im Breisgau und Schwarzwald, Schau-ins Land, Jb. 76/1958.
55 D O I. 236 u. Neugart, 759.
56 Schöpflin I, S. 17 u. 26. Auch im Schutzbrief des Markgrafen von Hachberg für Kloster Sulzburg
vom Jahre 1388 werden die Stifter als dem Hause Habsburg zugehörig bezeichnet.
57 Büttner, Graf Guntram am Oberrhein; in Oberrheinische Heimat, „Der Breisgau" 1941.
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