http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1966-67/0283
haben, der aber selbst nie Comes genannt wird58. Dieser elsässische Grafensohn
Guntram dürfte erst um 915 geboren sein. Vermutlich ist er derselbe
Guntram, der um 940 von dem Bischof Ruthard von Strafiburg für sich und
seinen Sohn ein Gut als Lehen zurückerhält, welches Hugo von Dettweiler
als Sühne für einen Mord unrechtmäßigerweise der Kirche St. Thomas in
Strafiburg schenkte59. In den Regesten der Bischöfe von Strafiburg erscheint
der „miles" Guntram neben den Grafen Eberhard und Hugo. Da eine dritte
Grafschaft nicht zu vererben war, wird dieser wohl jüngste der Söhne Hugos
ohne Grafenamt geblieben sein60.
Der Besitz des Grafen Guntram ist uns aus den verschiedenen Schenkungsurkunden
zum Teil bekannt geworden; was er darüber hinaus besaß, ist unsicher
. Im Elsaß, im Breisgau, im Thurgau verlor Guntram seine Besitztümer.
Allein im Aargau scheint Guntram das Erbe erhalten geblieben: Der Aargau
gehörte zu Burgund; konnte Otto I. hier nicht enteignen?
Es liegt nahe, daß der hier begüterte Graf Eberhard derselbe ist, der in
der Ortenau und in der elsässischen Nordgrafschaft genannt wird. Dieser verstieß
seine erste Gemahlin Adelinde zugunsten einer Nonne aus Erstein. Ist
Graf Adalbero (Breisgau 909) ein Sohn und Guntram ein Enkel dieses Eberhard
? Ist Guntram direkt ein Sohn desselben? Wir wissen nicht, ob diese
Möglichkeiten gegeben sind, aber das reiche Erbe Guntrams, die Lage seiner
Besitztümer und seine bedeutende Macht lassen es wahrscheinlich erscheinen.
Guntram der Reiche wird vor oder um 900 geboren sein. Bei dem elsässischen
miles Guntram (geb. um 915) könnte es sich dann um einen Neffen unseres
„Guntramnus dives" handeln. Daß der „miles" Guntram und sein Sohn von
Bischof Ruthard — der wie Guntram ein Gegner Otto I. war — „Huge-
suuilare" (Hugsweier in der Ortenau?) zurück erhält, macht freilich zweifeln61
. Die Übertragung des Patroziniums „St. Cyriak" vom Hauskloster
dieses elsässischen Grafenhauses in Altdorf nach Sulzburg legt ebenfalls die
Herkunft der Stifter Sulzburgs von Guntram nahe62.
Von Söhnen Guntram des Reichen ist nur Lanzelin von Altenburg sicher
bezeugt, daß er weitere Söhne hatte, darf angenommen werden. Dies um so
mehr, als Schöpflin auf die Birchtilonen im Breisgau als „Grafen von Altenburg
" hinweist. Nach ihm ist der Ältere Graf Pirihtilo (962) ein Bruder oder
Stiefbruder Lanzelins. Da im allgemeinen die ottonischen Herrscher ihre Strafmaßnahmen
nicht auf die Söhne der Betroffenen ausdehnten, besteht kein
Anlaß, diese Söhne nicht wieder in der Gunst der Könige zu suchen. „. . . es
genügte ihm (Otto I.), wenn sie sich seiner Führung unterwarfen" (Büttner,
Guntram S. 125). Die Grafschaft im Breisgau ist nach Liutolf, des Königssohnes
Zwischenregiment, vermutlich wieder in der Hand der Grafenfamilie.
Der ältere Graf Birchtilo (Pirihtilo 962, 968) ist um das Jahr 976 nicht mehr
im Amt. In dieser Zeit ist ein Diethelm Graf im Breisgau6*. Die Urkunde, die
58 Die Grafensöhne tragen nicht immer den Grafentitel; Schmid, Kloster Hirsau, Forsch, z. Oberrh.
Landesgesch. IX/125; Vollmer, Die Etichonen, Forsch, z. Oberrh. Landesgesch. IV/179.
50 Keller, S. 15, Anm. 20 a.
00 H. Steinacker, ZGO 58, NF 19; über die Identität der beiden Guntrame; „nicht unmöglich, aber
unwahrscheinlich." S. 234. •
01 Regest, d. Bischöfe von Straßburg, Nr. 138.
02 „II (Birchtilo) etait fils de Lanzelin ou Lantolde, comte d'Altenbourg, et petit — fils de Guntram
dit le Riehe, comte en Argau." Trouillat I. S. 83.
6:i Straßb. U. B. I, 58 Nr. 49;'Neugart I, 770.
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