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nehmungen und Pulverfabriken geführt zu haben scheint. Ein reger
Austausch von Ideen und häufige Besuche verbanden den Adel mit den
Prälaten der großen Klöster. Der Professor Jacobi in Freiburg, der Dichter
und Pädagoge Pfeffel in Colmar und der hochgebildete Kanzler Ittner 'in
Heitersheim standen alle in eifriger Verbindung mit Herren der Ritterschaft,
die hierdurch auch in Verbindung mit den neuen, aus Frankreich stammenden
Ideen kamen. Voltaire fehlte in keiner Bibliothek, und Jacobi vermittelte die
Bekanntschaft mit der neuen deutschen Literatur 38.
Natürlich stellt nun der Breisgauer Adel keine Idylle dar, bestehend nur
aus hochsinnigen Leuten, die ihre Zeit mit dem Guten und Schönen
verbrachten. Wohl in jeder Familie gab es Erscheinungen, die durchaus nicht
in dieses Bild passen. Auch waren die freundnachbarlichen Beziehungen
keineswegs immer von Wohlwollen getragen. Ein erhebliches Maß von Neid
und Eifersucht, von Intrigen und Querelen wird in den Akten sichtbar. Im
Kampf um das Recht, oder um das, was man dafür hielt, schoß mancher weit
über das Ziel hinaus. Ganze Aktenberge, welche Erbschaftsprozesse, vor
allem aber auch langjährige Streitigkeiten mit der Gemeinde und den Bauern
betreffen, zeugen deutlich davon.
Einiges läßt sich auch aus den Bauten schließen 37, die vor allem in der
theresianischen Zeit errichtet wurde, als endlich Frieden herrschte. Die alten,
zum Teil recht einfachen Schloßbauten des 16. und 17. Jahrhunderts waren
damals unmodern geworden. Einige, wie Munzingen und Liel, wurden im
Geschmack der neuen Zeit modernisiert, andere waren in solch schlechtem
Erhaltungszustand, daß sie abgerissen wurden. So begann, wenn die Mittel
dafür reichten, eine rege Bautätigkeit. An der Spitze stehen dank ihrem
Reichtum und ihrer Freude am Schönen die Sickingen38. Sie ließen
zunächst durch den Basler Johann Jacob Fechter ihr Schloß in Ebnet neu
bauen. Der gleiche Architekt baute auch für sie, die in drei Generationen
drei Direktoren der Ritterschaft gestellt haben, das Haus zum Ritter, das
jetzige erzbischöfliche Palais. Für ihr elegantes Stadtpalais in der Salzstraße
ließen sie den auch schon in Deutschland bekannten Michel d'Ixnard kommen,
der damit zum Bahnbrecher des neuen Stils, des Louis XVL, in Freiburg
wurde 39. So gehen bei den Sickingen die Neigung für das süddeutsch-österreichische
Barock und Rokoko durchaus mit einem tiefen Verständnis für die
neue Kunstrichtung nebeneinander her. Die Herren des Deutschen Ordens
in ihrer betonten Ausrichtung auf Wien beauftragten den Ordensbaumeister
Bagnato mit dem Bau ihrer Kommende in der Salzstraße, die damit, zum
gelungenen Ausdruck ihrer Tradition wurde 40. Ein sehr ähnliches Lebensgefühl
spricht aus dem reizvollen Bau, den sich die Bayer in Buchholz
errichten ließen. Dagegen ließ sich der Graf H e n n i n in Hecklingen durch
36 Malthan, Paul: Die oberrheinische Kulturprovinz. Schau-ins-Land 76. Freiburg 1958.
37 Freyhold, R. v.: Breisgauer Herrenhäuser. Würzburg 1939.
33 Korn, Werner: Das Sickingen-Palais zu Freiburg i. Br. Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in
Baden Württemberg, Jahrgang 8,' Heft 2. 1965.
39 Schlippe, Joseph: Freiburger Bürgerhäuser der Loius-XVI.-Zeit. Schau-ins-Land 72. Freiburg
1954.
40 Keller, Rudi: Die historische Aussage und die Bedeutung der Deutschordenskommende im
Stadtbild von Freiburg. Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden Württemberg* Jahrgang 1,
Heft 2, 1958.
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