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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0021
den Architekten des Straßburger Kardinals Ronan, Francois Pinot, das erste
Breisgauer Herrenhaus des französischen Klassizismus bauen. Die Tochter
des Grafen Hennin, die von ihrem Mann getrennt lebende Gräfin Schauenburg
, hatte den D u r a n Neuershausen abgekauft und das alte Schloß
abreißen lassen. Für den Neubau beauftragte sie ebenfalls Francois Pinot,
den Architekten ihres Vaters. Ihre Tochter dagegen, die den Freiherrn von
Falkens te in geheiratet hatte, griff für die Bauleitung in Oberrim-
singen wieder auf Bagnato zurück. Sein eigener Architekt schließlich war
der Grundherr von Heimbach, der Freiherr Max D u m i n i q u e , Pionieroffizier
im Dienst des Herzogs von Parma und ein begabter Dichter 41. All
diese Herrenhäuser spiegeln so auf ihre Weise die verschiedenen Kulturbestrebungen
wider, die sich hier auf engem Raum begegnen.

Die Zeit der Blüte war kurz. Um 1800 hatten sich die Zustände infolge der
dauernden Kämpfe, Einquartierungen und Kriegssteuern so verschlechtert,
daß zahlreiche Mitglieder der Ritterschaft ihre Gemäldegalerien, Bibliotheken
und sogar das Tafelsilber verkaufen mußten, um wenigstens den dringendsten
Verpflichtungen nachzukommen. Einige Schlösser zerfielen derart, daß
sie, wie etwa Winterbach im Glottertal42, bald danach endgültig abgerissen
wurden. Der einzige Neubau dieser Zeit war wohl Hugstetten, das damals
die Andlaw-Birseck43 von den aussterbenden Schackmins geerbt
hatten.

Noch einmal kam in diesen schweren Zeiten die alte Verbundenheit der
beiden Rheinufer zur Geltung. Unter den vielen Emigranten, die damals zum
Verdruß der Regierung den Breisgau überschwemmten, befanden sich besonders
viele elsässische Edelleute. Auch diese sahen sich drohender Ausweisung
gegenüber, wenn sie nicht nachweisen konnten, daß sie bzw. ihre Familien
zur vorderösterreichischen Ritterschaft gehört hätten. Das Breisgauer Direktorium
beeilte sich, ihnen allen die notwendigen Attestationen auszustellen.
Und man tat das so gründlich, daß es heute manchmal schwer ist festzustellen,
ob mit diesen Dokumenten eine historische Tatsache bescheinigt wurde, oder
ob man einfach Hilfsbedürftigen einen lebenswichtigen Dienst erweisen
wollte.

Die Entwicklung jener Jahre ist ungemein schnell gegangen. Alte Einrichtungen
, deren Brüchigkeit viele der Betroffenen selbst erkannten, die sich
aber dank der Kraft des Bestehenden zäh erhielten, gingen über Nacht zu
Ende. Darunter befand sich auch das Institut der vorderösterreichischen
Landstände, für die im neuen badischen Staat kein Platz mehr war. Die
Tränen, die ihr Präsident, der alte Baron Baden, bei ihrer Auflösung
vergoß, sind ein Symbol für die Trauer, die den breisgauischen Adel überkam
, als die österreichische Zeit zu Ende ging. Einige haben versucht, sich
zu arrangieren, keiner war dabei so geschickt wie der Malteserkomtur Johann
Baptist Freiherr von P f i r t, der ursprünglich Fürst von Heitersheim als

Nasalli-Rocca, Emilio: Un Ufficiale francese nel settecento italiano, il Barone de Du
minique. Rom 1936.

42 Die Witwe des Johann Leonhard v. Kleinbrot, Sohn eines geadelten Amtmanns zu Bonndorf
, kaufte 1682 die Herrschaft Winterbach, die vorher dem Kanzler von Murbach, Johann
Ulrich Hug gehört hatte. Die Kleinbrot starben 1826 aus.

43 Mit Heinrich Freiherrn v. Andlaw, dem bekannten katholischen Politiker, erlosch die Birs-
ecker Linie 1871, und Hugstetten wurde an die Freiherrn v. Mentzingen aus dem Kraichgau
vererbt.

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