http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0085
Die Straß burger Orgelmacher Merkel und Rohrer
Innerhalb der Studie über die Orgel der ehemaligen Abteikirche
Schwarzach veröffentlichte Professor Rudolf Walter 1967 erstmals einen Hinweis
auf den Meister des Orgelwerkes der Gengenbacher Klosterkirche 20.
Der Autor hatte bei der Durchforschung des Silbermann-Archivs in Paris,
jener unschätzbar wertvollen Aufzeichnungen des Straßburger Orgelbaumeisters
Johann Andreas Silbermann über Orgelbauten und Orgelmacher
des Oberrheingebietes219 den für die Benediktiner in Gengenbach tätigen
Orgelbauer entdeckt. Ich danke Herrn Professor Dr. Walter aufrichtig, daß
er sich meiner Bitte nicht verschloß und mir die wichtigen Bemerkungen
J. A. Silbermanns im Wortlaut zur Verfügung stellte, nachdem meine Bemühungen
in Frankreich erfolglos verlaufen waren. Die Aufzeichnungen
lauten 22:
„Gengenbach bey den Herrn Benedictinern
Diese Orgel machte H. Merkel, und er hatte damals das Glück, einen
Gesellen zu bekommen, der in Sachsen bey H. Silbermann gearbeitet hatte.
Dieser that ihm gute Dienste in der Windladen Arbeit.
Als 1751, im September Herr Pater Statthalter von Siegelsheim Coelestin
Harst bey uns war, sagte er: ich habe die abscheuliche Orgel in Gengenbach
gesehen, ich wurde praevenirt dem Herrn Prälaten solche nicht zu verachten.
Ich habe ihm gleichwohl gesagt, daß alles nichts nutz wäre. Worauf ihm
Herr Prälat einwendete: was hab ich wollen machen? da man gesehen, daß
es nicht gut wird, so hatte Merkel schon über die Helffte vom Geld, und ich
schämbte mich nachzulaßen.
Da ich 1752. Im May zu Donau Eschingen war, den Ursprung der Donau
zu sehen, so erzehlte mir Herr Hoff-Caplan Pater Hyeronimus Vogel von
Gengenbach, daß Rohrer ein gantzes Jahr an dieser Orgel Reparirt hat. Ihn
nähme nur wunder wie es hat möglich seyn können, daß Herr Prälat der
doch ein Künstler ist, sich mit der Orgel so hat können anführen lassen."
An anderer Stelle ergänzte Silbermann seine Mitteilungen:
„Ao. 1741 . . (Johann Georg Rohrer) . . Er hielte sich lange in der Abtey
Gengenbach auf, und im Taglohn renovirte er die von Merkel dahin gemachte
Orgel." 23
Rudolf Walters Warnung, die Bemerkungen über die Schwarzacher
Orgeln Rohrers nicht ohne kritische Prüfung zu übernehmen, weil „Silbermann
alle Konkurrenten mit scharfer, beißender, nicht selten ungerechter
Kritik verfolgt" und „nicht selten die positiven Beobachtungen verschwiegen"
habe24, dürfte für Merkels Arbeit in Gengenbach wohl nicht gelten. Denn
eine Orgel, die schon acht Jahre nach der Erbauung zeitraubende Reparatu-
20 Die Ortenau, 47. Jahresband 1967, S. 219.
21 Medard Barth, „Elsaß Das Land der Orgeln", Archives de l'Eglise d'Alsace, Tome XV/1965-66
Nouvelle Serie, S. 14: Die fünf Quartbände seien in der Bibliotheque Nationale aufbewahrt;
die Eigentumsrechte gehörten jedoch der Familie Mallet (Nachkommen der Silbermann Familien).
22 J. A. Silbermann, Band II „Auswärtige Orgeln", S. 151—152. Groß und Kleinschvift sind nach
heutiqem Brauch verwendet.
23 Band III „Von Orgelmachern (auch Organisten)", S. 45.
24 Wie Anm. 20, S. 220.
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