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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0090
der Chororgel setzte. Aus dem gesamten Zusammenhang folgerte ich, daß
der Herr Prälat, der um mit Silbermann zu sprechen — doch ein Künstler
war, auch der Meister des Madonnenbildes gewesen sein mußte, das im
Oberteil der Orgelaufbauten als Blickfang wirkt. Ein Mann wie Abt Paulus
brachte es wohl nicht fertig, sich auf die Rolle des Auftraggebers zu
beschränken und einen anderen Maler heranzuziehen, um die Kirchenpatronin
bildlich verherrlichen zu lassen. Daß meine Überlegungen richtig waren,
ließ sich jedoch erst beweisen, als mir eine glückliche Fügung zu Hilfe kam.
Herr Kaplan Manfred Hermann aus Baden-Baden photographierte mir die
Einzelheiten des Orgelprospektes. Bei der Entwicklung einer aus günstigem
Winkel gelungenen Tele-Aufnahme entdeckte er am unteren Rand des
Gemäldes eine in Andeutungen sichtbar gewordene, dreizeilige Inschrift.
Daraufhin wagte ich den Einstieg in den Orgelprospekt und konnte — mich
unter dem Bildrahmen hindurchzwängend — aus der Nähe folgende Signatur
ablesen: „Paulus. Abbas. pinx mppa. 1773." Wie gut Abt Paulus den Pinsel
zu handhaben verstand, zeigt das in öl auf Leinwand ausgeführte Bild.
Lichte Rot- und Gelbtöne umstrahlen die in frische Blaufarben gewandete
Gottesmutter, die von reizend gemalten, musizierenden Putten umschwebt,
in der Bildmitte auf der Erdkugel steht und der sich windenden Teufelsschlange
den Leib zertritt. Das auf dem Arm dargebotene Jesuskind stößt
mit einem langen Kreuz auf das Höllentier ein. Baugeschichtlich liegt der
Wert der einfachen, aber gekonnt gemalten Komposition noch darin, daß
sie die Rolle des Abtes Paulus Seeger erkennen läßt, die er selber bei der
Entstehung der Orgel und beim Entwurf des Prospektes gespielt hat. Mit
dem Datum in der Signatur seines Bildes lieferte er uns zugleich eine genaue
Zeitangabe über die Vollendung des von Georg Friedrich Merkel betriebenen
ersten Orgelbaues. Bald nach der Erneuerung des Instrumentes durch Johann
Georg Rohrer verstarb der künstlerisch hervorgetretene Abt am 16. Januar
1743 48a. Welche Achtung er bei Bevölkerung und Konvent genossen hatte,
ist noch aus einem 1782 in Berlin erschienenen Reisebericht mit Bemerkungen
über Stadt und Kloster Gengenbach herauszulesen: „Man sagte mir noch
viel vom verstorbenen Abt Seeger, der ein großer Mann gewesen seyn soll,
und deswegen noch immer sehr bedauert wird. Neben seiner Gelehrsamkeit
war er selber auch ein geschickter Maler, sein Bildniß habe ich im Speisesaal
des Konvents gesehen"48b. Puristischer Unduldsamkeit blieb es danach im
Jahre 1896 vorbehalten, zusammen mit der Orgel der ehemaligen Abteikirche
auch ein liebenswertes Kunstwerk des aus der Pfarrgemeinde Gengenbach
hervorgegangenen Benediktinermönchs und Malers zu entfernen.

Frage nach den Bildhauern

Wer Orgelprospekt und gleichzeitig entstandenes Chorgestühl genauer
betrachtet, wird nicht übersehen, daß die Skulpturen und Dekorationen,
darunter die elegant geschnitzte Orgeleinstiegstüre, von verschiedenen
Meistern stammen. Im Rahmen meines Themas konnte ich zwar das durch

48a Wie Anm. 34.

48b Johann Bernoulli's Sammlung kurzer Reisebeschreibungen, Berlin 1782, 6. Band, Seite 207.

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