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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0092
des Orgelprospektes zu viele stilistische Elemente enthalten, die ich ohne
entsprechende Forschungsergebnisse über das Werk Franz Leonhard Fivells
nicht dem Offenburger Barockmeister zuzuschreiben vermag.

Die Statuen

Auf den kleinen Prospekttürmen der Orgel stehen eindrucksvolle Figuren
der Apostelfürsten Petrus und Paulus. In theatralischer Haltung neigen sie
sich dem Abtswappen zu. Aus solcher Zusammenstellung darf der Betrachter
schließen, daß Abt Paulus Seeger damit seinem himmlischen Namenspatron
eine besondere Ehrung zuteil werden lassen wollte. Kleinere Engelstatuen,
deren Flügel auf der Innenseite parallel zum Rahmen des Mariengemäldes
abschwingen, wiederholen auf dem Gesims der Orgelüberbauung mit tänzerischer
Grazie die Körperhaltung der Apostel. Ein Heiliger, der einst die
epistelseitige Chorgestühlhälfte überragte, zeigt außerdem die gleichen
stilistischen Merkmale wie die Skulpturen der Orgel. Inful und Krummstab
charakterisieren ihn als Abt oder Bischof. Im Gegensatz zu einem Teil der
alten photographischen Aufnahmen verdeckt heute ein geöffnetes Evangelienbuch
mit drei aufliegenden Kugeln die linke Hand der in den Städtischen
Sammlungen Gengenbach ausgestellten, als St. Nikolaus bezeichneten
Statue 55. Ich halte das Attribut für irreführend, weil ein Blick hinter das ans
Handgelenk geschraubte Buch offenbart, daß die Finger der Hand wie zum
Griff um einen kugelförmigen Gegenstand gekrümmt sind und keinen sinnvollen
Zusammenhang mit dem steil nach unten fallenden Evangelienbuch
haben. Dieser Umstand und die ehemalige Aufstellung der Statue auf dem
Gesims des Chorgestühls deuten wohl mehr auf einen Heiligen des Benediktinerordens
oder den Namenspatron eines einflußreichen Klosterangehörigen
56 als auf St. Nikolaus hin. Die Vermutung liegt nahe, daß die heute zur
Fehldeutung veranlassende Beigabe der Figur im 19. Jahrhundert hinzugefügt
wurde, vielleicht als Ersatz für ein verlorenes und mißverstandenes
Kennzeichen der Statue.

Die gekonnt geschnitzten Köpfe, die flammenartig über die Brust züngelnden
Bärte, die Körperbewegung, die leicht gehobenen Schultern und die
weich fließenden Gewandfalten der fünf beschriebenen Statuen unterscheiden
sich wesentlich von den stilistischen Merkmalen der Arbeiten, die aus den
Werkstätten des Winterhalder-Kreises hervorgingen. Mit Sicherheit muß
Franz Leonhard Fivell als Schöpfer der Orgelskulpturen und des nicht genau
zu bestimmenden Heiligen ausgeklammert werden. Daß ehedem ein Johannes
Evangelista57, der sich durch völlig andere Stileigenheiten auszeichnet, als
Gegenstück zur Abts- oder Bischofsfigur auf der evangelienseitlgen Chorgestühlshälfte
stand, macht den Versuch, den Meister der Statuen zu finden,

55 Elfriede Schulze Battmann, „Die heimatgeschichtlichen Sammlungen der Stadt Gengenbach" im
Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden Württemberg, Freiburg i960, Jahrgang 3, Heft 3,
Seite 72.

50 Otto Wimmer, Die Attribute der Heiligen, Tyrolia Verlag München 1964, Seite 39 und 114: Hl.
Augustinus mit brennendem Herz in der Hand? Namenspatron des aus einflußreicher Gengen
bacher Familie stammenden Priors Augustin Do^nblüth?

57 Wie Anm. 55, Abbildung 1.

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