http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0111
Großherzog Leopold an Bannwarth
Carlsruhe, den 13. Januar 1832
„Mein lieber Oberbürgermeister Bannwarth.
Ich habe Ihr Schreiben vom 10. d. M. mit Vergnügen erhalten28. Sie haben darin
die gegenwärtigen Verhältnisse in Freiburg wie ich glaube richtig geschildert, solche
mit ruhigem, unbefangenem Sinn, und, was Mich freut, mit Mäßigung beurtheilt. Ich
habe nicht einen Augenblick an der Rechtlichkeit und Besonnenheit der Bürger
Freiburgs, besonders an ihrer Treue, die sich im Laufe der Jahrhunderte so oft
bewährt hat, gezweifelt im Gegentheil. Ich habe Mich auch in der letzten Zeit, wie
Ihnen bekannt ist, ganz allein auf solche verlassen, und sie haben meine Erwartungen
nicht getäuscht. Tch ersuche Sie diese Meine Gesinnungen der braven Bürgerschaft
bei jeder schicklichen Gelegenheit zu erkennen zu geben.
Der Friede der Gemüther, wenn er auch durch einen Zusammenfluß verschiedenartiger
Einwirkungen gestört worden sein sollte, wird wiederkehren; Ich werde von
Meiner Seite kräftig dazu mitwirken.
Gegen die Wiederaufrichtung des Bürger Corps29 habe Ich nichts einzuwenden,
nur wünsche Ich, daß kein Zwang dabei statt finden möge. Es bleibt Ihnen überlassen
, dieserhalb das Weitere in den vorgeschriebenen Wegen zu besorgen.
Ich verbleibe mit besonderer Achtung
Ihr wohlgeneigter
Leopold".
Großherzog Leopold an Bannwarth
Carlsruhe, den 18. Oktober 1832
„Mein lieber Bürgermeister Bannwarth. Ich habe früher versprochen, das bürgerliche
Artillerie-Corps der Stadt Freiburg mit zwey Kanonen30 auszustatten. Nachdem
Tch zu diesem Zwecke nunmehr zwey passende sechspfündige Feldstücke erhalten
habe, habe Ich den Befehl ertheilt, daß dieselben zu jener Bestimmung abgegeben
werden. Es gereicht Mir zum Vergnügen, durch dieses Geschenk der Stadt Freyburg
einen Beweis Meines Wohlwollens, und zugleich dem dortigen Bürger-Militär-Corps,
dessen schöne Haltung Ich noch unlängst mit wahrem Interesse bemerkt habe31,
ein aufmunterndes Zeichen Meines Beyfalles zu geben. Sie wollen von dieser Meiner
Gesinnung und Absicht die Bürgerschaft und insbesondere das Bürger-Militär-Corps
in Kenntnis setzen. Die beyden Kanonen, wegen deren Überantwortung Ihnen das
28 Dieser Brief des Oberbürgermeisters Bannwa^th war im GLA Karlsruhe nicht aufzufinden. Ver
mutlich enthielt er die für notwendig erachtete Erklärung, daß trotz des recht großartigen
Empfangs der Abgeordneten der zweiten Kammer und trotz mancher Äußerungen einer liberalen
bis revolutionären Gesinnung es nur ein relativ kleiner Teil der Bürgerschaft sei, die sich von
diesem Geiste habe anstecken lassen.
2» Hierzu ist zu bemerken, daß F 1 a d t (Die badischen Bürgerwehren in: Mein Heimatland 1935,
9/10), der neueste Geschichtsschreiber der badischen Bürgerwehren, von einer Auflösung nichts
weiß, sondern nur von einer Neufassung der Statuten und einer Konstituierung, bezw. Wiede^
geburt im Dez. 1833 bzw. Jan. 1834. (S. 349/50). Für eine zeitweilige Auflösung 1832 spricht eine
Äußerung des Universitäts Konsistoriums vom Juli 1832, die H. Mayer, Gesch. d. Univ. Frei
bürg T. 2 (1892), S. 15 zitiert, daß mangels zu befürchtender Ruhestörung die Errichtung einer
Bürgergarde nicht nötig sei. Dieser Satz beleuchtet aber auch die Beweggründe der Bitte des
Oberbürgermeisters um Rekonstituierung des Bürgercorps. — Es kann übrigens als sicher
anzunehmen sein, daß sich an den Festlichkeiten für die Abgeordneten der zweiten Kammer
die Bürgerwehr nicht beteiligt hat. — S. auch W. Büdingen, Der Freiburger Senioren
Convent (1931), S. 135.
30 „Stadtchronik von Freiburg" 26. 10. 1832 „Sogleich wurde von hier aus die nötige Anordnung
dazu getroffen und eine Deputation ging bis Karlsruhe, um dem teuren Fürsten den innigen
Dank des Bürgercorps sowie der ganzen Bürgerschaft für ein Geschenk auszudrücken, das in
diesem Augenblick, wo man die hiesige Stadt so vielfach in ihren Gesinnungen zu verdächtigen
suchte, einen weit höheren Wert erhält. Es ist dasselbe ein Beweis des höchsten Vertrauens in
die treue Anhänglichkeit der hiesigen Bürger und gab darum auch Veranlassung zu einem
wahren Bürgerfest." über das Schicksal dieser Geschütze im Jahre 1848 s, H. v. Andlau : Der
Aufruhr und Umsturz in Baden. Bd. 1, 1850. S. 134.
31 Bei der Anwesenheit des Großherzogs in Freiburg am 5. Oktober 1832 paradierte das Bürger
militär. (Stadtchronik von Freiburg.)
109
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0111