Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0141
Johann Zorn und Konrad Maler. Diese beiden, von denen ausdrücklich überliefert ist,
daß sie an der Fehde unbeteiligt waren, wurden in der Gefangenschaft ermordet
Diese sinnlos erscheinende Bluttat war jedoch keineswegs unmotiviert. Zorn und
Maler waren Angehörige des vornehmsten Straßburger Patriziats. Diese Tat findet
deshalb im Haß gegen die Geschlechter, im Haß gegen die gesamte feudale Oberschicht
ihre Erklärung.

Eben in diesem Sinne wurde die Bluttat auch verstanden. Sie war für einen Großteil
des Freiburger Patriziats und des Breisgauer Adels das Signal, sich von der Stadt
loszusagen und sich dem Grafen Egen von Freiburg zuzuwenden. Nicht nur die Verwandten
der Ermordeten und zahlreiche Adelige des Elsasses, sondern auch die
Markgrafen von Hachberg, die von Geroldseck-Tübingen und Geroldseck-Lahr, sowie
aus Freiburg selbst Martin Malterer, einige Schnewelin u. a. sagten sich von der
Stadt los. Mit einem Schlag war die im Breisgau mühsam aufgebaute Stellung wieder
verloren. Die vernichtende Niederlage der Freiburger in der Schlacht bei Endingen
ist das direkte Resultat dieser Ergeinisse. Der hochfliegende Traum von der Selbständigkeit
und der Beherrschung des gesamten Breisgaus war endgültig ausgeträumt
. Nach dieser Sachlage muß den Freiburgern der Sühnevertrag mit den
Grafen von Freiburg und die Unterstellung unter die habsburgische Herrschaft als
ein willkommener Ausweg erschienen sein.

Im Stadtrecht von 1368 mußte Freiburg unter dem Druck der neuen Herrschaft
auf die Instrumente städtischer Territorialpolitik verzichten: auf die Ausbürger, den
freien Zuzug und das Bündnisrecht. Im 14. und 15. Jahrhundert kann die Stadt zwar
noch Grund- und Gerichtsherrschaften erwerben: Betzenhausen, Adelhausen, Herdern
und die St. Märgener Vogtei. Die Habsburger ließen dies geschehen, denn
hier ging es um die Sicherung von Absatz und Versorgung und nicht um Politik. Sie
erhoben aber sofort Einspruch, als Freiburg mit der Zartener Talvogtei das feste
Schloß Kirchzarten erwarb.

Freiburg wurde unter der Habsburger Herrschaft eine rein zünftisch regierte
Stadt. Nach dem Abflauen der Konjunktur des Bergbaus hatten die Bürger keinen
gleichwertigen Wirtschaftszweig entwickelt, sie hatten ihr Auskommen vielmehr in
Handwerk und Kleinhandel gesucht, nach langer, schwerer Ubergangsperiode im
Rahmen der vorderösterreichischen Staaten auch gefunden. Die stolze Handelsmetropole
der Zähringer wandelte sich zur fleißigen und in bescheidenem Rahmen auch
wohlhabenden Provinzhauptstadt, die aus dem Austausch mit den Vorlanden lebte.

Die Stadt bot den Geschlechtern und Großkaufleuten keinen Anreiz mehr. Der
Hof und Fürstendienst lockte, zumal die Habsburger den Städtern die Lehensfähigkeit
zuerkannten und den Übergang vom Bürgertum zur Ministerialität planmäßig
begünstigten. Im 14. und 15. Jahrhundert zogen sich Stadtadel und Großkaufleute
von der Teilnahme am Gemeindeleben zurück; im 16. Jahrhundert begnügten sie sich
häufig mit der Stellung von Satzbürgern, sofern sie die Stadt nicht überhaupt verließen
. 1666 legte sich der Adel bürgerliche „Statthaltereien" zu, wodurch er die
Erfüllung seiner Bürgerpflichten bürgerlichen Angestellten übertrug. 1670 verließ
der vorderösterreichische Ritterstand förmlich den Rat der Stadt.

Wolfgang Leiser hat den Freiburger Herrschaftswechs^1 im Kontrast der sozialen
Verhältnisse gesehen, in dem der Ubergang an die Herrschaft Österreich-Habsburg
als Peripetie sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Vorgänge erscheint. Fast nahtlos
fügt sich die Entwicklung des städtischen Gemeinwesens von der Patriziervorherrschaft
bis zur streng zünftisch kleinbürgerlich regierten Stadt in einem hochfeuda-
lisierten Territorium, wie es die vorderösterreichischen Lande darstellten.

Der Rückzug der Patrizier und Geschlechter aus dem städtischen Gemeindeleben
entgiftete die sozialen Gegensätze. Wo die Geschlechter ihre Herrschaft behaupten
konnten wie in den Reichsstädten Nürnberg und Ulm, tobten sich die sozialen Gegensätze
innerhalb der Gemeinde aus und spitzten die Verhältnisse aufs äußerste zu.
Freiburg blieb von solchen inneren Krisen und Erschütterungen so gut wie verschont.
Auch von einer Krise zur österreichischen Herrschaft kann nicht die Rede sein. Hierzu

139


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0141