http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0147
die Forschung wieder den historischen Lösungsversuchen der Grundwertepolarität
von Gleichheit und Freiheit zu. Besonderen Gewinn verspricht dabei eine biogra
phische Behandlung dieser Thematik, unterstreicht sie doch noch am eindrucksvollsten
die menschliche Seite aller Ideen und jeder Geschichte.
Freiburgs reicher Beitrag zum Frühliberalismus hat die Juristen der Universität
unserer Tage angeregt, das Leben zweier hervorragender Fakultätsmitglieder nachzuzeichnen
. Nachdem Horst Ehmke in seiner Freiburger Antrittsvorlesung im Jahre
1963 Karl von Rotteck wieder ins Blickfeld gerückt hatte (Freiburger Rechts- und
Staatswissenschaftliche Abhandlungen, Bd. 3, 1964; vergl. Besprechung in Schauins
land 83, S. 181 f.), hat nunmehr der mit Rotteck stets zusammen genannte Karl Theodor
Welcker (1790 1869) seinen Biographen gefunden. Die Arbeit von Müller-Dietz
ist eine Teilveröffentlichung seiner Habilitationsschrift über „Geschichte. Philosophie
und Politik im Strafrechtsdenken Karl Theodor Welckers". Ein zweiter Teil, der die
strafrechtlichen Grundanschauungen Welckers und ihr Weiterwirken in der Wissenschaftsgeschichte
behandelt, soll an anderer Stelle im Druck erscheinen.
Mit Welckers Namen verbindet die Nachwelt die Begriffe Pressefreiheit, Staatslexikon
, Paulskirche. Sein Einsatz hat ihn unter die „politischen Professoren" ein
gereiht, ein Attribut, das durch seinen ersten Biographen Karl Wild (K. Th. Welcker,
ein Vorkämpfer des älteren Liberalismus, 1913) vertieft wurde. Demgegenüber hat
Müller-Dietz neue Akzente gesetzt. Schon der Buchtitel stellt nicht den Politiker,
sondern den Rechtslehrer an den Anfang. Welckers Wirken ist ohne seine tiefe
Rechtsüberzeugung und ohne seine wissenschaftliche Grundeinstellung nicht zu ver
stehen. Als Welcker nach Freiburg kam, hatte er sein bedeutendstes Wissenschaft
liches Werk bereits geschrieben: „Die letzten Gründe von Recht, Staat und Strafe,
philosophisch und nach den Gesetzen der merkwürdigsten Völker rechtshistorisch
entwickelt", Gießen 1813. Überhaupt galten immer wieder dem Strafrecht, dem Straf
prozeß und dem Vollzug seine wissenschaftlichen Bestrebungen und Reformpläne.
Die Erkenntnis dieses Bemühens trat bislang allzusehr hinter die Betonung" seines
staatsrechtlichen und politischen Einsatzes zurück. Leider behält Müller-Dietz die
Behandlung der „letzten Gründe" völlig dem zweiten Teil seiner Arbeit vor, so daß
der Leser hinsichtlich der wissenschaftlichen Überzeugungen Welckers weitgehend auf
die spätere Veröffentlichung angewiesen ist. Einer letzten naturrechtlich-enzyklopädischen
Anstrengung, wie sie „Das innere und äußere System der praktischen, natür
liehen und römisch-christlich-germanischen Rechts-, Staats- und Gesetzgebungslehre"
(1829) darstellte, war kein durchgreifender Erfolg mehr beschieden. Überhaupt verblaßte
Welckers juristisches Denken völlig vor den Großen seiner Zeit. Er war kein
eigenständiger Rechtsdenker, sein Verdienst ist der Kampf für Rechte und Ideale.
Hier hat Welcker allerdings Geschichte gemacht und ist zusammen mit dem menschlich
sympathischeren Rotteck geradezu Symbol einer Epoche geworden. Daß er dabei
immer Jurist blieb, dem das Einzelschicksal in seiner Beziehung zum Staatsganzen
rechtliches Anliegen war, ruft der Biograph in die Erinnerung zurück. Der Verfasser
ist als Strafrechtler und Kenner des Strafvollzugswesens besonders dazu berufen,
Welckers wissenschaftliches Engagement neu darzustellen. Seine durchaus kritische
Untersuchung bereichert die Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
um einen wertvollen Beitrag. Clausdieter Schott
Leopold Döbele, Der Hotzenwald. Natur und Kultur einer Landschaft (= Wanderbücher
des Schwarzwaldvereins, Bd. 2), 172 Seiten, 10 Abbildungen, 2 Kartenskiz
zen, 1 Faltkarte, flexibler Kunststoffeinband. Freiburg 1968, Verlag Rombach & Co.,
DM 8,50.
Mit der von L. Döbele durchgeführten Neubearbeitung seines Hotzenwaldführers
legt der Schwarzwaldverein in Zusammenarbeit mit dem Verlag Rombach einen wei
teren Band seiner elfbändig geplanten Reihe „Wanderbücher des Schwarzwald
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