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1 Herrschaft Üse ii berg (Tafel I)
Diese Scheibe von 1528 zeigt ein farbenreiches, wohlgeordnetes Gesamtbild
; von zwei Renaissancesäulen getragen ein nach oben abschließendes
Bogenfeld. Die beherrschende Mitte der Scheibe ist das Wappen mit einem
Landsknecht als Schildhalter.
Die Üsenberger treten im 11. Jahrhundert bereits als Gutsbesitzer und
Kirchengründer auf (1052 Hesso I.) und erwerben reiche Lehen. Nördlich von
Breisach, von den Rheinarmen umspült, war zunächst ihr Stammsitz Osenberg.
Nach Abgang dieser Burg war wohl die Burg Höningen auf dem Achkarrer
Schloßberg ihr Sitz. Büdingen verdankt den Üsenbergern sein Stadtrecht,
ebenso Kenzingen und Sulzburg. Als Vögte und Schultheißen brachten sie viel
Macht im Breisgau an sich. Hesso IV. und Rudolf III. teilten 1290 ihren Besitz
in die Ältere oder Endinger Linie und in die Jüngere oder Kenzinger Linie.
Als 1379 der männliche Stamm der Endinger Linie erlosch (Hesso V.), kam
ihr Besitz teils durch Kauf, teils durch Erbgang an die Markgrafen von Hach-
berg; die Stadt Endingen unterstand dem österreichischen Landvogt im Elsaß,
Sundgau und Breisgau. Als Vögte über alle breisgauischen Dinghöfe, zu denen
der Fronhof in Endingen zählte, haben die Üsenberger diesem Ort manche
Gunst zugewandt, was in den Archiven mit Urkunden noch reich belegt ist6.
Das Wappen zeigt einen silbernen Flügel im blauen Feld, früher Lerchen-
flüge! genannt. Ein wachsender Mann ist die Helmzier. Das Üsenberger Wappen
finden wir in Büdingen sehr häufig an Torbogen und Häusern, am Markt-
brunnen und als Schlußsteine. Der Flügel ist auch eingegossen auf der Großen
Glocke der Peterskirche7 und vor allem als Teil des Stadtsiegels8 verwendet.
Bei der Wappendarstellung auf der Standesscheibe ist der blaue Grund
fein ziseliert. Eine weitere Verzierung, die nicht zum eigentlichen Wappen
gehört, ist die goldene Spange im Flug. Und ganz unten im Eck durfte das
heimische Maiglöckchen nicht fehlen. Über dem Silberhelm mit den Beschlägen
aus Gold erhebt sich der Oberkörper eines Mannes mit linksseitigem Profil.
Sein blaues Gewand ziert, etwas verdeckt durch die Bleiruten, der Silberflügel
. Der mittelalterliche Landsknecht in seiner Rüstung und mit der Hand
am Schwertknauf zeigt sich in der Darstellung bereit, als Söldner seinem
Herrn jeden Dienst und Schutz zu geben.
Anders die Putten, dargestellt im Bogenfeld über dem Sinnbild für Adelsehre
, Besitz und Macht: sie tummeln sich unbekümmert und unbeschwert, mit
den Tönen ihrer Instrumente die frohe Seite des Lebens hervorlockend.
Die Üsenberger Scheibe ist mit am besten erhalten und nimmt als Wap-
penscheibe der Stadtgründer eine besondere Stellung ein. Das Blau und Weiß
des Üsenberger Wappens sind heute noch Büdingens Stadtfarbeu.
6 Wild: S. 22 f.; Urkundenbuch der Stadt Freiburg (= FrUB) zahlreich Bd. I, IIr III.
7 Bemerkenswert, daß Endingen, das im übrigen noch drei Glocken aus dem 13, Jahrhundert hat,
beim Glockenguß 1714 noch den üsenberger Flügel auf seiner größten Glocke haben wollte.
8 Während sich ab 1314 je hälftig der üsenberger Flügel und ein Rebmesser im Stadtsiegel befanden
, wurde um 1725 das Rebmesser gegen das österreichische Bindeschild ausgetauscht. Heute
zeigt das Endinger Stadtwappen im gespaltenen Schild vorn (rechts) in Rot einen silbernen
Balken, hinten (links) einen silbernen Flug.
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