http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0013
2 Kaiser Karl V. (Tafel II und VIII, e)
Carolus V., Kaiser zu allen Zeiten, Mehrer des Reichs in Germanien, zu
Spanien usw., König, Erzherzog zu Österreich, Herzog zu Burgund, Graf zu
Habsburg, Flandern und Tirol 1528.
Dominierend für die ganze Scheibe der von zwei Greifen gehaltene Schild
mit dem Doppeladler, darüber die Kaiserkrone.
Kaiser Karl V., König von Spanien, war einer der Habsburger, der lange
Zeit Deutscher Kaiser war (1519 bis 1556). Von seinem Großvater Maxi
milian erbte er die Niederlande und die Freigrafschaft Burgund. Die Kaiserscheiben
bezeugten die Gunst des Hauses Österreich als Schmuck in Sakral-
wie Profanbauten; es war aber gewiß eine Ehre für eine kleine Stadt wie
Endingen, vom kaiserlichen Hause solche zum Geschenk zu erhalten.
Nach Anordnung und Stil dieser Scheibe wird vermutet, daß der Entwurf
eines Hofkünstlers vorgelegen haben muß, nach welchem die damit betraute
Kunstwerkstätte ihre Anfertigung machte9.
Schon 1520 hat Karl nach der Huldigung durch die Stadt Endingen für sich
und seinen Bruder Ferdinand deren Rechte bestätigt10.
Das Wappen der Kaiserscheibe ist von feiner, ins Detail gehender Dar-
stellungskunst. Den schraffierten Goldgrund beherrscht der doppelköpfige
Reichsadler, Zeichen des Heiligen Römischen Reiches. Im Mittelschild10a, ohne
den Herzschild gesehen, sind allein acht J eilstücke der besonderen Wappen
aus dem Machtbereich des Doppeladlers, nämlich in der oberen Reihe mit dem
Turm beginnend: Kastilien/Leon/Aragon/Sizilien-Aragon; in der unteren
Reihe: Österreich/Alt-Burgund/Neu-Burgund/Brabant; im Herzschild: der
flandrische Löwe und der rote Tiroler-Adler.
Die Wappen dieser Landschaften sind Sinnbild der universalen Kaiseridee
Karls V., die Ruhm und Sorgen brachte, Mut und gelegentlich Demut
abverlangte.
Ganz unten am Wappen mit dem Doppeladler, etwas in das Schriftband
hineinragend, sehen wir den Orden vom Goldenen Vlies11. Die Ordenskette
umschließt den ganzen Wappenschild.
3 Spital zu Friburg im Brisgou (Tafel Iii)
Von einem Andachtsbild kann man hier sprechen; die Pieta, Gottesmutter
mit dem Leichnam Christi.
In beiden unteren Ecken der Scheibe zwei Wappen; das der Stadt Freiburg
mit dem roten Balkenkreuz auf weißem Grund, und, auf dem roten Wappen-
feld zwei gekreuzte Krücken, das Wappen des Spitals. Auch diese Scheibe hat
leider unzulängliche Flickstücke.
ö Noack, S. 129.
10 Stadtarchiv Endingen (= STAE), Urkunden 107 und 109 (MiBHK, 1886, m. 78). Neben dieser
Urkunde befindet sich im STAE auch jene vom 5. August 1521, womit Kaiser Karl V. ausdrücklich
die Freiheiten dieser Stadt bestätigt, welche Herzog Albrecht von Österreich 1387, Herzog Fried
rieh 1412 und Herzog Siegmund 1467 ihr gegeben hatten.
10a Vielseitige Darstellung dieser Wappen befinden sich an dem 1532 vollendeten Kaufhaus auf
dem Münsterplatz zu Freiburg i. Br.
11 Dieser Orden wurde 1429 von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, gestiftet. Ein goldenes
Widderfell hängt an einer Kette, deren Glieder Feuerstähle mit Steinen und daraus sprühende
Funken bilden. Die Kette umschließt den ganzen Schild. Ordenspatron ist der heilige Andreas.
Das Goldene Vlies wurde später zum höchsten habsburgischen Orden.
Ii
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0013