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Das Geschlecht derer von Pforr ist vermutlich burgundischer Abkunft. Seit
dem 13. Jahrhundert sind die Pforr in Breisach nachgewiesen; 1261 war ein
W. de Pforre dort Mitglied des Rates33. Die von Pforr hatten vom Hause
Österreich Lehen in Endingen33a. Gervasius oder Fasius, wie auf unserer
Scheibe genannt, ist 1516 Bürgermeister von Breisach. Er starb zwischen 1523
und 1532. Wir wissen nicht, ob er selbst der benachbarten Stadt Endingen
diese Scheibe gestiftet hat, oder ob sein Sohn Hans Jacob zum Gedenken an
seinen Vater und sein Ahnengeschlecht die Stiftung machte. Genannter Sohn
wurde auch Bürgermeister von Breisach34.
Das Patriziergeschlecht von Pforr wird auch Wappen- und Stammesgenosse
der Gottesküche in Breisach genannt35. Auf goldenem Grund ist eine schwarze
runde Scheibe und darauf ein silberner Stern von sieben (seltener sechs
oder acht) Strahlen. Über dem Helm, in diesem Falle ohne goldenen Rost, sind
zwei Hörner; eines golden, das andere schwarz. In deren Mitte nochmals der
siebenstrahlige Stern.
Der Landsknecht trägt einen metallenen Wams und einen golden und
schwarz gezierten Rock. Neben seinem rechten Arm ist ein rot-gelbes Flickstück
, das nicht zur Scheibe paßt. Die grünen Säulen zeigen uns Blattwerk und
Früchte. Daneben, noch zum Wappenfeld gehörend, eine Ackerblume. Am
Mittelschaft der Säule, farblich abgesetzt, tummeln sich Putten.
Nunmehr betrachten wir das noch nicht klar zu deutende Bogenfeld. Die
Reitergruppe wird wohl von Anfang an zur Scheibe gehört haben, oder
stammt gerade dieses Teilstück von einer anderen, etwa in Brüche gegangenen
Scheibe, wie dies für die Heiligengestalt links und das in Blau gehaltene
Architekturstück anzunehmen ist? Bei der Scheibe von Georg Laub (14) wer
den wir uns diesen Heiligendarstellungen nochmals zuwenden.
Wenn wir von zerbrochenen Scheiben sprechen, so deshalb, weil es ver
mutet werden darf, daß beim Umbau des Rathauses zu Endingen 1527 wohl
das ganze Stockwerk Scheiben bekommen haben wird, und dann hätten es
achtzehn an der Zahl sein müssen. Bestärkt werden wir in dieser Annahme
durch die Scheibe Laub, welche aus verschiedensten Teilen zusammengefügt
ist, deren Ursprung aber mit dem Ausfall anderer Scheiben in Zusammenhang
stehen kann.
Der rechte Teil des Bogenfeldes ist für uns der interessanteste. Handelt
es sich um die Stadt des Bürgermeisters von Pforr, Breisach, und steht auf
einer Insel im Rhein das Stammschloß der Üsenberger? Soll die nur halb
lesbare Schrift Hans Albnunger heißen? War dieses Scheibenstück zuerst
anderswo? Wenn wir die Leute auf den Schiffen oder auf der Burgzitadelle
fragen könnten. Die Rätsel, von denen gesprochen wurde, sind noch zu lösen.
33 Ebenda S. 86.
33aEbenda S. 88. Diese Lehen hatten sie bis zum Tode des Herzogs Reinold von Urslingen gemeinsam
mit diesem gehabt.
34 Ebenda S. 87.
35 Ebenda S. 459; Gotteskueche war ein altes Adelsgeschlecht der Stadt Breisach.
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