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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0030
12 Die Carthus zu Fryburg

(Tafel VI, 1)

An Stelle eines Wappens zeigt die Kartaus-Scheibe den Patron der Kartaus
, Johannes der Täufer35a. Schade, daß diese Scheibe stark beschädigt war
und unsachgemäß ergänzt worden ist. So sind die Säulen rechts und links nur
im Sockel und dem unteren Teil des Schaftes gut erhalten, ebenso ein KapitelL
Die Teile des Bogenfeldes sind gut geblieben. Dagegen hat die dominierende
Gestalt des hl. Johannes und das Lamm Gottes auf dem Buch, das er hält,
großen Schaden erlitten und ist mit nicht passenden Ersatzstücken ergänzt
worden. Trotzdem wird bei einiger Rücksichtnahme dem Betrachter ein guter,
gültiger Eindruck von der Gesamtdarstellung vermittelt.

Das Haupt des Johannes wird umgeben von einem runden, vollen Heiligenschein
mit der noch schwach erkennbaren Inschrift: SANCTUS JOANNES
BAPTISTA! Den goldenen Schein um das Haupt des Lammes ziert
zusätzlich die mit Schwarzlot angebrachte Zeichnung, typisch für die Christus-
darstellungen jener Zeit. An dem Buch ist ein Verschluß zu erkennen.

Die Beziehungen der Freiburger Kartaus zu der Stadt Endingen waren
vielseitig, insbesondere durch Grundstückseigentum in Endingen35b.

Die Kartaus in Freiburg36 hat unbemittelten Personen, die dort längere
Jahre ansässig, aber nicht Bürger von Freiburg waren, bei Alter oder Gebrechen
den nötigen Unterhalt gewährt, sofern sie diesen nicht selbst bestreiten
konnten. Diese „Minderbemitteltenpfründe" wurde aus Mitteln der Heilig-
geistspital-Stiftung bestritten, die auch im ehemaligen Kartäuserkloster, „Kartaus
" genannt, die Kosten übernahm.

Ob man in der kleineren Gestalt an der rechten Seite des Heiligen einen
Stifter erkennen darf, muß bezweifelt werden. Es handelt sich wohl um ein
später eingefügtes Stück, einen Engel, der seine Hände betend gefaltet hat.

Im Bogeilfeld sehen wir die Szene, von der der Evangelist Matthäus
berichtet hat. Herodes, der wegen dem Zusammenleben mit Herodias, der
Frau seines Bruders Philippus, von Johannes hören mußte „Es ist dir nicht
erlaubt, sie zu besitzen", versprach der Tochter der Herodias, Salome, für ihr
Tanzen am Geburtsfest, was sie wolle. Sie verlangte auf einer Schüssel den
Kopf des Johannes. So wurde ihm, der im Kerker war, das Haupt abgeschlagen
, und Herodias hatte sich des unbequemen Mahners entledigt. In einer
Rheinfelder Scheibe ist eine ähnliche Darstellung: Judith mit dem Haupt des
Holofernes37.

35aDiese Scheibe mit dem Bildnis Johannes des Täufers gibt Veranlassung, auf ein würdiges Beispiel
echter Tradition hinzuweisen. Im Jahre 1969 wurde das von der Heiliggeistspital Stiftung neu
errichtete Altersheim in Freiburg seiner Bestimmung übergeben. Es bekam den Namen „Johannisheim
". Johann Snewlin, Ritter und Bürgermeister der Stadt Freiburg, genannt der Gresser, hat
1346 Grundstücke „. . . dem prior und den bruodern der karthuser und karthuserordens, ein hof
statt bi uns in dem Müßpach die sü genemet hant sant Johans des Touffersberg,
obwendig der brugg . . gestiftet. Schreiber, Urk.Buch, Bad. I, S. 364; Nehlsen, S. 58.

35bHgSpF, Bd. I III viele Grundstücksrechte in Endingen nachgewiesen.

30 Freiburger Adreßkalender 1868, H. Schreiber: „Die Karthause bei Freiburg" und Paul Horster:
„Zur Geschichte der Kartause in Freiburg"; Pressverein Freiburg 1920, S. 7: In einer Urkunde
des Generalkapitels sei 1345 als Errichtungsjahr der Kartause anzunehmen.

37 SchL. 1953, S. 90; Scheibe der Stadt Rheinfelden (1533).

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