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den Weinbau zurückgeführt. In Umkirch, wo heute keine Weinberge anzu
treffen sind, und in Zarten bei den im 19. Jahrhundert erstellten Steinhäusern,
wo der Keller allerdings etwas tiefer liegt als in den westlich von Freiburg
gelegenen Dörfern, ist diese Erscheinung auch zu beobachten. Das kann bei
Umkirch auf den Einfluß der umliegenden Gemeinden zurückgeführt werden,
eventuell hat der Weinbau früher auch hier eine gewisse Rolle gespielt; bei
Zarten deutet es darauf hin, daß die neue Bauweise Anfang des 19. Jahrhun
derts aus den Gebieten südlich (wo Sdiilli 1962 eine Landschaft mit Steinbauten
beschreibt) oder westlich von Freiburg eingewandert ist. Die Folge
der Höherlegung der Wohnräume ist die in der Regel an der Traufseite der
Häuser angebrachte Außentreppe, meist aus Stein, die jedem auffällt, der
durch eines dieser Dörfer geht. Der Weinkeller wurde wahrscheinlich deshalb
teilweise unter die Erde gelegt, weil während der Gärzeit eine gute Durchlüftung
nötig ist und der Wein für die Lagerung eine möglichst gleichblei
bende Temperatur verlangt. Deshalb befindet sich der Kellereingang fast
immer auf der Schmalseite des Hauses.
Auf reine Fachwerkhäuser stößt man bei einem Gang durch die
Dörfer nur noch recht selten. Es sind dann meist Wirtschaftsgebäude, die nicht
so häufig verputzt sind wie die Wohnhäuser. Bei einem großen Teil der Fach
werkhäuser ist, ähnlich wie beim Zartener Haus, ein großes Mauerstück oder
gar eine ganze Wand mit neueren Bausteinen, wie Ziegelsteine und Hohl-
blocksteine, ausgebessert. Die Holzkonstruktion der vorhandenen Bauten läßt
deutlich erkennen, daß der Ursprung im Firstsäulenhaus zu suchen ist. Manchmal
trifft man noch eine Firstsäule an, die dann aber nicht mehr vom Boden
(Grundschwelle) bis zum First durchgeht, sondern durch den über den beiden
Wandsäulen liegenden Balken, dem Bundbalken der Schwarzwaldhäuser,
geteilt wird, so daß die untere Hälfte diesen Balken stützt und die obere
Hälfte ihn belastet. Die frühgeschichtliche bzw. mittelalterliche in den Boden
eingesenkte Firstsäulenhütte und das südwestdeutsche Bauernhaus mit drei
Gabeln bilden die gemeinsame Wurzel der hiesigen Firstsäulenhäuser und
der Schwarzwaldhäuser. Die heutigen Formen stellen eine Weiterentwicklung
des Firstsäulenhauses dar. Die Firstsäule geht nicht mehr vom Boden
bis unter den Firstbaum durch. Die Dachlast wird dann nicht von der Firstsäule
getragen, sondern wird über einen stehenden oder liegenden Stuhl auf
die Wände übertragen (Sdiilli 1962, S. 192 ff. mit Abbildungen). Deshalb müssen
die Wandsäulen ziemlich eng stehen (Abstand ein bis drei Meter) und sind
bei weiterstehenden in der Regel mit schräg stehenden Hölzern verstrebt.
Aus dem Rafendach (Rofendach), das sich bei den Schwarzwaldhäusern noch
erhalten hat, ist ein Sparrendach geworden. In den Giebelwänden findet man
neben der selten vorkommenden, unterbrochenen Firstsäule oft dreifach und
doppelt stehende Stühle, während die liegenden Stühle aus Platzersparnis
im Hausinnern vorgezogen werden. Nach Schilli sollen in den Wirtschaftsgebäuden
auch noch im Dachraum stehende Stühle auftreten. Es ist aber
schlecht vorstellbar, daß diese stehenden Stühle im Hauptwirtschaftsgebäude
der Vier-, Drei- und Zweiseithöfe, der Reihenlanghöfe und in Stall und
Scheune der Einhöfe vorkommen, da ja gerade hier der Dachraum zur
Lagerung der Ernte genutzt wird. In den Schöpfen verschiedener Nutzung
und in den Kleintierställen dagegen konnten noch stehende Stühle beobachtet
werden. Diese Nebengebäude haben in vielfacher Weise Dinge kon
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