http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0052
Ausbildung von Einhöfen, stehengeblieben sind und sich nach dem zweiten
Weltkrieg die mehr oder weniger stark ausgeprägten modernen Wohngebiete
angeschlossen haben. Die Gehöftformen sind einerseits immer noch vorherrschend
mit zwei Drittel Gehöften und einem Drittel Einhöfen, und andererseits
fehlt der äußere Ring der Einhöfe fast ganz. Für eine Eingliederung
spricht, daß einige wenige Beispiele aufzuzeigen sind, bei denen eine Teilung
von Gehöften und der anschließende Ausbau der Teile zu Einhöfen möglich
erscheint, wobei die Altersangaben und die in den Einschätzungsverzeichnissen
vermerkten Verbesserungen das von Karten abzulesende Bild nicht
immer unterstreichen. Dazu kommen noch einige Beispiele von Vorstufen
einer derartigen Teilung, wobei sich ein Einhof und ein Gehöft (Zweiseithof)
beziehungsweise zwei Hakenhöfe aus je einem Dreiseithof gebildet haben.
Es stellt sich nun die Frage, warum gerade am Tuniberg, einem löfi-
bedeckten, fruchtbaren Höhenrücken, mit Wein-, Obst- und Gemüseanbau,
wo daher eine verhältnismäßig kleine Nutzfläche die Grundlage für die
Existenz einer Familie bilden kann, die Teilung der Gehöfte sich nicht stärker
ausgewirkt hat. Dafür können mehrere Gründe angeführt werden: Erstens
muß man bedenken, daß die Gemeinden nur mit etwa der Hälfte ihrer Gemarkung
Anteil an der lößbedeckten Tunibergscholle haben; die andere
Hälfte liegt auf den, zeitlich der Niederterrasse entsprechenden Schwarzwald-
schottern und dem feuchten, alluvialen Niederungsstreifen, der sich zwischen
dem Tuniberg und dem nicht ganz heranreichenden Schotterfächer entlangzieht
. Zweitens wurden die Dörfer im Dreißigjährigen Krieg und während
der späteren kriegerischen Auseinandersetzungen ziemlich stark zerstört, was
eine erhebliche Reduzierung der Bevölkerung zur Folge hatte und so immer
wieder ein neuer Anfang nötig war. /. Bossert (1904, S. 16) schreibt dazu: „Etwa
100 Jahre später begann der Dreißigjährige Krieg. In demselben wurde
Opfingen fast vollständig zerstört, namentlich der Teil zwischen Opfingen und
St. Nikolaus, der später auch nicht mehr aufgebaut wurde. Auch in den späteren
Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts wurden Dorf und Gegend in bald
größere und geringere Mitleidenschaft gezogen. Nach dem Dreißigjährigen
Krieg waren noch 25 Familien anwesend. Ende des 17. und Anfang des
18. Jahrhunderts erfolgten Einwanderungen aus der Schweiz und Thüringen,
so daß 1827 wieder 282 Familien gezählt werden konnten." Was sich damals in
Opfingen ereignete, kann man auf die anderen Gemeinden übertragen. Ähnlich
wie Bossert für Opfingen beschreiben iL Schrepfer (1931, S. 90) die Bevölkerungsentwicklung
der Kaiserstuhlorte und E. Scheffelt (1957, S. 81) die
der Herrschaft Badenweiler. Auf dieser Grundlage kann für die anderen fünf
untersuchten Orte in etwa die gleiche Verminderung der Einwohnerzahl angenommen
werden. Auch die Zerstörung dieser fünf Dörfer dürfte der von
Opfingen entsprechen. Anschließend an den Dreißigjährigen Krieg verwüsteten
die Franzosenkriege das Land, so daß mit gewissen Schwankungen nur
ein geringes Anwachsen der Bevölkerung bis 1677 zu verzeichnen war. Daß
von 41 vor 1700 vorhandenen Gebäuden nur sechs aus der Zeit vor 1677
stammen, läßt auf eine ähnliche Zerstörung wie während des Dreißigjährigen
Krieges schließen. Drittens war die industrielle Entwicklung Freiburgs und
des Breisgaus bis zum zweiten Weltkrieg sehr gering, so daß eine nicht landwirtschaftliche
Nebenbeschäftigung lange nicht in dem Maße möglich war wie
im Neckarland. Schließlich ist zu bedenken, daß die Vererbungskarte von
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