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Erneuerung und um die Beseitigung von Mißständen zu bemühen. In drei Punkten
werden die Maßnahmen des Senats zusammengefaßt: den Aufbau und die Sorge um
die Verwaltung der Burse, die „mit dem Bestand und dem Gedeihen der philo
sophischen Fakultät aufs engste verknüpft war", die Bemühungen um die finanzielle
Sanierung der Pfarreien und Pfründen, wovon die geregelte Besoldung der Professoren
abhing, und allgemeine Reformmaßnahmen für eine Verbesserung des Stu
diums und der Lehrpläne, die man von 1571 bis 1575 und 1595 in Angriff nahm und
endlich 1604 verwirklichte. Das zweite Kapitel (S. 81 98) schildert den „Anteil
des Lorichius an den Bestrebungen zur inneren Erneuerung der Universität", zu
denen auch die Errichtung des Universitätsarchivs gehörte. 1580 wurde Lorichius
mit der Ordnung der Archivbestände beauftragt. Der Streit mit der Regierung um
das Recht der freien Professorenwahl, der wegen des Fehlens der entscheidenden
Urkunde (angeblich Maximilians) nicht nach den Vorstellungen der Universität ent
schieden werden konnte, wird bei diesem Auftrag mitgewirkt haben. Was bis 1601
zustandekam, war nicht ein einfaches Inventar, sondern der „Index generalis in
literas, acta et scripta Academiae ab eius exordio usque ad finem anni 1600", „wohl
als Handbuch zur raschen Information für den jeweils amtierenden Rektor gedacht",
vermutet K., „auch in unseren Tagen ... noch eine unersetzliche Fundgrube für die
Erforschung der Universitätsgeschichte ..Im zweiten Teil handelt es sich auch um
Lorichius' „Bemühungen um die Studienstiftungen". Auch hier war es ihm darum
zu tun, alle Urkunden der einzelnen Stiftungen zu erfassen und zu verzeichnen.
Jede Stiftung sollte ihren „Liber actorum", ihren „Catalogus stipendiatorum" und
ihr „Inventarium" bekommen. In dieses Kapitel gehören endlich auch mehrere
Statutenbearbeitungen, solche für die theologische Fakultät, für das Amt des Rektors
und allgemeine Universitätsstatuten (1578 1586), mit denen er „weitgehend die
Entwicklung der Verwaltung der Freiburger Universität beeinflußt" hat. Die letzten
Seiten des berichtenden Teiles der Arbeit sind der Entstehung des „Hauses zum
Frieden", des „Collegium Pacis", gewidmet, das nach seiner Stiftung im Jahre 1570
durch Christoph Casean und einer Ergänzung der Stiftung durch Matthias Wert
wein aus Pforzheim, damals, 1580, Domherr und Kanzler des Fürstbischofs von
Brixen, zeitweise unter Lorichius als seinem Verwalter sich entwickelte, im Dreißig
jährigen Krieg schweren Schaden litt, aber durch die Hilfe eines Angehörigen der
Stifterfamilie Casean, den Konstanzer Generalvikar Johannes Hausmann, wieder
lebensfähig wurde. Die Stiftung ist erst den Geldentwertungen unseres Jahrhunderts
zum Opfer gefallen. Zum Leben des Professors Lorichius gehören auch seine
Werke, die Knaupp am Schluß der Arbeit nach vorsichtiger Überprüfung alter Ver
zeichnisse in 53 Titeln neu zusammenfaßt. Den Auflagen nach zu beurteilen ist die
zuerst 1599 in Freiburg gedruckte „Pugna spiritualis" sein erfolgreichstes Buch; die
zweite Auflage erschien 1604 in Dillingen, die dritte 1608 in Köln, die vierte 1612
in Douai, die fünfte 1622 in Mainz, die sechste 1625 ebenfalls in Mainz, die siebente
1625 wiederum in Douai, die achte 1643 in Lyon, die neunte und zehnte 1659 und 1662
in Paris. Ein erstaunliches Opus, wenn man bedenkt, wie die Verwaltung der Uni
versität und der Kollegien Lorichius in Anspruch genommen haben.
Der zur Verfügung stehende Raum wird knapp. Alfonso O r t e g a s kunstvolles
„Carmen iubilare quineto ab universitate Friburgensi condita recurrente saeculo"
(im Ovidschen Rhythmus) darf deswegen im Vorübergehen genannt werden, zumal
Johannes Vincke auf S. 233 f. dieses Bandes davon berichtet. — Theodor K u r r u s
ist in dieser Festgabe mit zwei kurzen, in engem Zusammenhang miteinander stehenden
Beiträgen seinem Lieblingsthema, den Jesuiten an der Freiburger Universität,
treu geblieben. Im ersten Beitrag handelt es sich um „Eine medizinische Hausbiblio
thek der Barockzeit. Medizinische Literatur in der Bibliothek des Jesuitenkollegiums
in Freiburg i. Br. (1620 1773)." Aus der Tatsache, daß in Heft IV des 1773 entstan
denen Buchkatalogs von 751 Titeln 425 philosophische (einschließlich physikalischer),
237 mathematische und nur 89 medizinische Titel aufgeführt sind, läßt sich wohl ablesen
, daß die medizinische Literatur nicht den Kernbestand der Bibliothek aus
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