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machte, aber das behauptet der Verfasser ja auch nicht. Es ist doch interessant: „Das
meiste sind Kräuterbücher, ferner anatomische und chirurgische Schriften. Dies
erweckt den Eindruck, daß das Kollegium solche medizinische Literatur anschaffte,
die es für seinen eigenen Gebrauch verwenden konnte." Ich sehe meinen Vater, der
Landarzt war, heftig zustimmen, wenn Kurrus sagt: „Bis in unsere Zeit hinein
betätigten sich ja Theologen aus caritativen Beweggründen gerne auch als ärztliche
Ratgeber unter der ärmeren Schicht der Landbevölkerung. Vermutlich wird es zur
Zeit der Jesuiten nicht anders gewesen sein .. /' „Zur Einführung der Experimentalphysik
durch die Jesuiten an der Universität Freiburg i. Br." heißt der zweite Beitrag
von Kurrus. Er beginnt damit, daß „unter gar keinen Umständen... an
den... Entscheidungen über die Lehre des Aristoteles gerüttelt werden (dürfe)".
Deswegen hatte die Experimentalphysik bis in die vierziger Jahre des 17. Jahrhunderts
„nicht nur keine Chance, sondern auch keinen Sinn". Eine Fortentwicklung
der Physik in experimenteller Hinsicht war nur möglich durch den Physiologen oder
durch den Mathematiker. Im einzelnen liegen leider nur spärliche Nachrichten vor.
So muß der Ankauf eines Thermoskopes und zweier Töpfe im Jahre 1677 „auf Versuche
schließen lassen." Auch als die Universität 1698 aus Konstanz nach Freiburg
zurückkehrte, „scheinen astronomische und andere Uhren, Globen und die Sphaerea
armillaris ... mehr Interesse gefunden zu haben als Experimente". Und noch 1745
und 1746 werden ein Barometer und ein Thermometer „für den Gebrauch des Mathematikers
" angeschafft, gleichzeitig aber die bis dahin erschienenen Werke über die
Elektrizität. Erst jetzt setzte sich die Experimentalphysik durch, wenn auch noch
nicht zu Forschungs-, sondern vorerst nur zu Demonstrationszwecken. Es ist ein sehr
langer Weg der Experimentalphysik an der Universität Freiburg, den Kurrus
beschreibt, lang wegen des andauernden Einflusses des Jesuitenordens, der 1773
aufgehoben wurde, als das Experiment sich doch schließlich durchgesetzt hatte.
Der Beitrag von Eva Maria Lohse : „Johann Michael Franz Birnbaum (1792 bis
1877) als Strafrechtslehrer" (S. 125 190) entspricht einer Forderung Thomas Wür
tembergers, „größeres Gewicht... auf die biographische Forschung innerhalb der
Strafrechtsgeschichte zu legen". Wir dürfen uns indessen in unserem Bericht auf die
Dinge beschränken, die Freiburg und den Breisgau, bzw. zugleich Baden berühren,
wie die 1831 erschienene Schrift „Die rechtliche Natur des Zehnten", mit der er auf
Rottecks im badischen Landtag gestellten Antrag, den Zehnten abzuschaffen, antwortete
. 1833 kam Birnbaum als Nachfolger Karl v. Rottecks, der 1832 seine Professur
verloren hatte, nach Freiburg. Das Verhältnis des konservativen Birnbaum zu
Rotteck und Welcker war aber offenbar so unerfreulich, daß er schon 1835 einem Ruf
nach Utrecht folgte. Der Herausgeber Johannes Vincke schrieb den letzten und
umfangreichsten Aufsatz dieser Festgabe: „Die Universität Freiburg im Breisgau in
ihren spanischen Beziehungen" (S. 191 292). — Wer sich rasch über das Thema orientieren
möchte, findet es in Form eines Vortrages in den Freiburger Universitätsblättern
1965 (H. 9 und 10) auf 20 Seiten behandelt. Hundert Seiten sind es mehr,
aber ;,es handelt sich auch dieses Mal angesichts des weitgespannten und vielschichtigen
Erscheinungsbildes, das zur Sprache steht mehr um Andeutungen und Streiflichter
, mehr um ein vorläufiges als um ein einigermaßen fertig abgerundetes
Gesamtbild, das anzustreben also im Interesse der Sache der Zukunft überlassen
werden muß". Das läßt sich aus der außerordentlich gedrängten Form ablesen,
die allein die Nennung so vieler Gelehrter, spanischer und deutscher aus allen Fakultäten
, möglich macht, die in den „Spanienbeziehungen der Freiburger Universität"
eine Rolle gespielt haben. Selbst wenn wir uns zunächst auf die Deutschen beschränken
und unter ihnen auf diejenigen, die wir Älteren noch gekannt und erlebt haben,
gibt es eine lange Liste; fingen wir für die theologische Fakultät mit Francisco de
Madrigal und seinem „Doktorvater" jodocus Loriehius an, würde sich die Redaktion
weigern, die Besprechung aufzunehmen. Nennen wir die „Zeitgenossen", die Vincke
in Verbindung mit der Theologie nennt: Engelbert Krebs (mit ihm sind wir
schon beim Schau ins Land, dessen „Gaugraf" er war), Emil Göll er (den ersten
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