http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1969/0080
Madrid in Spanien wirkt. Einzigartig ist das Verhältnis der Deutschen Schule in
Madrid zu ihrem Patron, der Universität Freiburg. Seit dieses Verhältnis 1959
begründet wurde, ist Madrid zum Kernpunkt von Besuchen Freiburger Rektoren
in Spanien geworden, „um der wissenschaftlichen Gemeinsamkeit im freundschaft
liehen Gespräch gerecht zu werden und sie durch Einladungen nach Freiburg weiter
zu entwickeln". Ein Blick auf das Kapitel „Die Universitätsbibliothek" macht
wiederum deutlich, wie sehr Interesse und Tatkraft eines einzelnen die Verhältnisse
beeinflussen können. Das Kapitel handelt fast ausschließlich vom Freiburger Ober
bibliothekar Ludwig K 1 a i b e r , der selbst spanische Studien trieb und den Vincke,
die Beziehungen zwischen Spaniern und Deutschen betreffend, „ein Modell der Begegnung
" nennt. Er begründete den Austausch zwischen spanischen und deutschen Bibliotheken
, und er rief 1934 nach dem Brande der Universitätsbibliothek Oviedo zu einer
Hilfsaktion auf, die dann weitgehend in seinen Händen lag. Er war mehrfach in
Spanien und erfuhr dort mancherlei Ehrung. Zum Schluß: „Der Umkreis der
Universität", denn „sie steht ja nicht isoliert in ihrer Umwelt, lebt vielmehr mit ihr
und für sie und ist der Querverbindungen und Berührungspunkte froh, die ihre
Arbeit nach innen und außen erleichtern und sichern". Hier müssen wenigstens die
Partner dieser Querverbindungen genannt werden: die Heinrich Finke Gesellschaft,
die 1951 im Akademischen Rektorat gegründet wurde. Rektor war Johannes Vincke,
der zum Vorsitzenden gewählt wurde, Sekretär wurde Ludwig Klaiber. Die große
Zahl der von der Gesellschaft veranstalteten Vorträge und Kolloquien spricht für sich.
Der zweite Partner ist der Spanische Klub, das „Centro-germano hispanieo de Fri
burgo/Brisgovia", das gesellschaftliche Gegenstück zur vorwiegend wissenschaftlichen
I [einrich-Finke Gesellschaft. Der dritte Partner ist die Görresgesellschaft, deren
Präsident Heinrich Finke war und als deren Vorstands und Beiratsmitglieder Vincke
zehn Freiburger Professoren nennt. Daß heute die Stiftung Volkswagenwerk erheb
liehe Mittel für die einst von Heinrich Finke begonnenen spanischen Arbeiten beisteuert
, beweist das Fortleben seiner Initiative. Die 1960 von Arold Bergstraesser
gegründete „Arbeitsstelle für kulturwissenschaftliche Forschung" lebt nach seinem
Tode weiter als „Arnold Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung
e. V.". Mit seiner 1963 in Buenos Aires eingerichteten Zweigstelle untersucht es z. Z.
die gesellschaftliche Erziehungsarbeit unter den Erwachsenen in den spanisch oder
portugiesisch sprechenden Ländern Südamerikas, die Organisation und den Einfluß
der lateinamerikanischen Studentenschaft und das Schulwesen, vor allem in Brasilien.
Kolumbien, Peru und Chile. Neben diesem vierten Partner nennt Vincke als fünften
den Herder Verlag. „Das speziell iberische und ibero amerikanische Interesse des
Verlages hat sich in den neueren Jahrzehnten durch die Errichtung von Zweiganstalten
auch in Herzpunkten jener weltweiten Kulturwelt selbst angesiedelt": Schon 1925
in Barcelona, 1951 in Buenos Aires, 1953 in Bogota, in Sao Paulo 1952 mit einer Pro
duktion in portugiesischer Sprache. Ein kurzer Zusatz (an Stelle eines sechsten
Partners) heißt „Zufälliges" und hat zwei Themen: Zunächst die Würdigung einer
universitären Ausbildung und Bildung, die „in einer Weise zur Wirkung gelangen
(kann), die weder beabsichtigt noch auch vorauszusehen war". Als Beispiel steht hier
Leo Wohleb, nicht so sehr als einer derer, die schon früh gegen ein anmaßendes
intellektuelles Spezialistentum die Grundlagen des Studium Generale erdachten, dem
er, „als die Stunde gekommen war, zu einer sinngerechten Gestalt in dem sog. Frei
burger Modell" verhalf, „das als vorbildliche Lösung in das Urteil der Öffentlichkeit
eingegangen ist". Für die hier behandelte Darstellung ist es bedeutsamer, daß „sein
clusgezeichnetes lateinisches und historisches Verständnis ihn auf die Spur der Briefe
des Barceloneser Bischofs Pacianus an den Novatianer Sympronianus lenkte", Zufall?
„Jedenfalls eröffnete er sich damit je ungewollter, desto sympathischer einen
Zuweg zur Tradition und Gegenwart der Pyrenäenhalbinsel, lange bevor er als
Gesandter ... nach Portugal entsandt wurde." Das zweite Thema gilt den „hundert
und tausend Unbekannten, die sich auf der Hohen Schule, ohne es von vornherein
zu beabsichtigen, zur Vermittlung deutsch spanischer Freundschaft befähigten". Von
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