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zu jeder Burg ein Wirtschaftshof gehört haben müsse, hat B. Schwinekoper
gelegentlich einer Übersicht der Freiburger Vorstädte einen urkundlich mehrfach
genannten Hof und eine Mühle der Grafen von Freiburg, gelegen „unter
der Burg zu Freiburg" (1310)63, näher untersucht. E. Gothein64 hat gemeint,
auf ein präurbanes Hofgut Freiburg bei der St.-Peter-Kirche schließen zu
können. B. Schelb65 hat es bei der St.-Martins-Kirche vermutet. Schwinekoper
hält den 1310 erstmals genannten Hof des Grafen Egon IL „unter der Burg"
für den alten, von Anfang an zur Burg gehörigen Wirtschaftshof. Im genannten
Jahr ist er verpfändet an Wilhelm von Keppenbach. 1311 wird eine Mühle
des Grafen Egon, ebenfalls unter der Burg gelegen, an Werner den Zimmermann
, Bürger von Freiburg, verkauft66. Derselbe gibt im Jahre 1316 von dieser
seiner Mühle die von Graf Konrad II. noch immer Grafenmühle genannt
wird und die in der Nähe seines Hofes liegt einen Roggenzins an die
St.-Michaels-Kapelle auf der Burg67. Einen Monat zuvor hat Graf Egon seinem
Sohn Konrad die Herrschaft Freiburg samt Burg und Stadt abgetreten, doch
ohne den Hof, der Vogt Gölins Hof genannt wurde, und den Bauhof, der dazu
gehörte, mit Zubehör, und ohne das Dorf Ebnet68. Schwinekoper identifiziert
den Gölinshof mit dem 1310 verpfändeten Grafenhof69. Damit würde sich freilich
ergeben, daß die nunmehr dem Grafen Konrad zustehende Burg von
ihrem Wirtschaftshof, jetzt, wie man schließen sollte, gar noch Sitz des depos-
sedierten Grafen Egon, getrennt worden wäre. Zudem nennt Graf Konrad
einen Monat später (1316 April 22) den Hof bei der Mühle seinen Hof (bi
unserm hove), was dafür spricht, daß er ihn, als zur Burg gehörig, samt dieser
erhalten hat. Die Gleichsetzung mit dem Gölinshof scheint also schon hiernach
mehr als fraglich zu sein.
Der Vogt Gölin ist von 1273 bis 1292 in Urkunden der Grafen nachweisbar.
Schwinekoper nennt als seinen Vorgänger Conrad, vielleicht Conrad Snewlin
im Hofe, der 1248 als Vogt genannt werde. Er wird jedoch in Wirklichkeit
als Schultheiß genannt70. Schultheiß und Vogt sind natürlich keinesfalls identisch
. In einer Urkunde des Grafen Egon von 1295 wird als letzter Zeuge
genannt Johans unser voget (Schwinekoper nennt ihn den Nachfolger Conrads71
), als erster Zeuge dagegen Dietrich von Tußlingen unser sdiultheisse ze
Friburg72. Mit dem Stadtregiment wird der Vogt zu jener Zeit längst nichts
mehr zu tun gehabt haben. Damit ist auch seine Charakterisierung als stadt-
63 H e f e 1 e , wie Anm. 26, 3. Bd., S. 149 (Nr. 194).
64 E. G o t h e i n , Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes (1892), S. 99.
65 B. Schelb, Zwei Siedlungen des Frühmittelalters auf dem Boden der Stadt Freiburg. Schau
ms-Land 68 (1949), S. 20.
66 Wie Anm. 63, S. 168 (Nr. 219). Werner der Zimmermann besaß ein Gut in Holzhausen (Tennenbacher
Güterbuch wie Anm. 1, S. 232 f.). — W. Noack , Der Freiburger Münsterturm (Oberrheinische
Heimat „Der Breisgau" 1941, S. 231 f.) identifiziert ihn mit dem Zimmermeister Werner
aus Buchheim, vermutlichen Erbauer des Glockenstuhls des Freiburger Münsters. Er saß von 1292
bis 1318 im Freiburger Rat.
67 H e f e 1 e , wie oben, S. 303 (Nr. 406).
68 Ebenda, S. 298 ff. (Nr. 402). — Schwinekoper (III) S. 48 und ebenso (IV) S. 15 schreibt irrtümlich
, daß Graf Egon 1316 seinen Sohn Konrad den Gölinshof und den Bauhof überläßt, wäh
rend er sich beide, samt dem Dorf Ebnet, ausdrücklich selbst vorbehält.
69 (III) S. 49.
70 H e f e 1 e , FUB 1. Bd., S. 94: Chounradus scultetus.
71 Wie Anm. 69.
72 Wie Anm. 70, 2. Bd., S. 205 (Nr. 179).
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